ONETZ: Das älteste Stück (1855), das Sie (mit Annette von Hehn und Stefan Heinemeyer) spielen ist das Opus 15 des 31-jährigen Smetana. Es hat als seltene Besonderheit der Gattung einen programmatischen Bezug. Wie beeinflusst das Ihre Interpretation?
Thomas Hoppe: Hintergrundwissen um Entstehung eines Musikstücks und Lebenssituation des Komponisten sind immer hilfreich. Letztendlich ist aber der musikalische Instinkt um die Besonderheiten des jeweiligen Werkes wichtiger. Smetanas Trio ist stark autobiographisch geprägt, der Tod seiner kleinen Tochter wird durch verzweifelte Ausbrüche und Erinnerungsfetzen wiedergegeben – doch sind auch der Bruch Böhmens mit Österreich und die Freude über die eigene Kultur deutlich hörbar.
ONETZ: Der 15-jährige Josef Suk ahnte 1889 wohl noch nicht, dass er einst Schwiegersohn von Antonín Dvořák werden sollte. Erscheint das frühe Opus 2 als ein Jugendstreich, den man schulterklopfend zur Kenntnis nimmt oder blitzt da schon ein hochbegabtes Talent auf?
Thomas Hoppe: Es ist ein mitreißendes Werk, toll geschrieben in der Behandlung der Instrumente, einfach und direkt in seiner romantischen Aussage, nicht erkennbar als das Frühwerk eines blutjungen Komponisten!
ONETZ: Das Trio op. 65 schrieb Dvořák 1883 mit 42 Jahren. Beim „Dumky-Trio“ von 1891 ist es offensichtlich, hier erscheint ein Nachspüren wert: Worin sehen Sie das „Böhmische“ in dieser Musik?
Thomas Hoppe: Ganz ohrenfällig in dem Tanzcharakter mit temperamentvollen Gegenakzenten des zweiten Satzes, natürlich im feurigen Tanz des Finalsatzes, auch in der ergreifenden Tiefe des langsamen Satzes mit seiner wunderschönen Violin-Kantilene. Auf nicht ganz so offensichtlichem Level ist es das Verneigen vor Brahms, was hier fasziniert (man vergleiche nur Anfang des op. 65 mit Anfang dessen Quintetts op. 34), verarbeitet mit dieser stolzen, aber nachdenklichen böhmischen Grundhaltung. Das Bewusstseins des böhmischen Musik- und Kulturschatzes, der starken Neigung zu abrupten Gefühlswandlungen und extremer Dynamik.
ONETZ: Das "Atos Trio" kann schon auf 16 Jahre gemeinsames Musizieren zurückblicken. In welche Richtung hat sich Ihr Musizieren entwickelt, wo setzen Sie Ihre profilierenden Akzente und Schwerpunkte?
Thomas Hoppe: Wir sind immer neugierig auf neue Musik, auf interessante Werke abseits der traditionellen Pfade. Tief im Herzen sind wir aber auch „Museumsdiener“: Beethoven, Schubert, Mendelssohn, Schumann, Brahms und Dvořák stehen uns besonders nahe und bilden den konstanten Kern unseres Repertoires.
ONETZ: Was Sie uns noch sagen wollten ...
Thomas Hoppe: Kommet zuhauf!
Service
Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter Telefon 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/8729-0, www.nt-ticket.de und an der Abendkasse
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