Weiden in der Oberpfalz
08.10.2018 - 15:08 Uhr

Dürre Gärten und Wasser im Keller: Was der Klimawandel für Oberpfälzer Hausbesitzer bedeutet

In einem Sonder-Report beschreibt der Weltklimarat, welche Folgen eine Erderwärmung um 1,5 Grad nach sich ziehen wird. In der Oberpfalz sind Auswirkungen des Klimawandels schon spürbar, Hausbesitzer müssen umdenken.

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen müssen Bewohner in Steinberg am See im Juni diesen Jahres ihre überfluteten Keller räumen. Bild: Hirsch
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen müssen Bewohner in Steinberg am See im Juni diesen Jahres ihre überfluteten Keller räumen.

Während in Konnersreuther Kellern (Kreis Tirschenreuth) im Juni das Wasser knietief stand, verdorrten wenige Kilometer weiter die Blumen in den Gärten. Wie verändert sich das Wetter - und wie wirkt sich das auf die Oberpfälzer Hausbesitzer aus? "Die Wetterlagen an sich sind stabiler geworden. Das bedeutet, dass sowohl Unwetter als auch Hitze sich länger über der Oberpfalz halten", erklärt Andy Neumaier, Wetter-Experte der Oberpfalz-Medien.

Die Region sei nicht mehr oder weniger betroffen als alle anderen Regierungsbezirke, so Neumaier. "Als eher östliche Region sind wir nah dran am kontinentalen Klima." Das bedeute: heiße, trockene Sommer. "Deswegen müssen die Oberpfälzer Hitze, Trockenheit und Dürre eher fürchten als Starkregen", meint Neumaier. "Wenn sich allerdings ein Regentief über der Oberpfalz aufhält, dann lässt es sich nicht so schnell vertreiben wie früher."

Experten vermuten, dass dieses Phänomen der stabilen Wetterlagen mit dem Verschwinden der Höhenwinde zusammenhängt, erklärt der Meteorologe. Der Klimawandel blockiert dieses Starkwindfeld. "Man kann sich das vorstellen wie eine Schnellstraße für Wolken auf Flugzeughöhe." Nur, dass es momentan eher nach 30er-Zone aussieht. Der sogenannte Jetstream schwächelt. Und weil es in der Luft langsamer vorwärts geht, bekommen wir am Boden extremeres Wetter zu spüren. "Wir Oberpfälzer müssen uns auf den Klimawandel einstellen", sagt er. "Wir müssen uns anpassen. Und zusammen mit der Politik Mittel und Wege finden." Vor allem aber rät er: "Wer sich ein Haus direkt an einem Fluss kauft, dem muss klar sein, dass dieser über die Ufer treten kann."

Und trotzdem: 1,9 Millionen bayerische Wohnhäuser sind nicht gegen Starkregen und Hochwasser versichert. Im Umkehrschluss bedeutet das: Nur 32 Prozent der Hausbesitzer haben vorgesorgt. "Vor dem schweren Hochwasser 2013 waren es nur 21 Prozent", blickt Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zurück. Bayern liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 41 Prozent.

Normalerweise bestimmen Lage, Bauart und Alter des Gebäudes den Preis einer Elementarversicherung, erklärt Jarosch. Genaue Preise, Berechnungen oder einen Einblick in die Aufteilung der Oberpfälzer Risiko-Zonen erfährt man weder von der Versicherungskammer Bayern noch von Allianz. Eine Sprecherin der Allianz versichert aber, dass die Preise in den vergangenen Jahren nicht gestiegen seien - trotz der vielen Unwetter und Überschwemmungen. "Wir könnten 99,8 Prozent der bayerischen Gebäude problemlos gegen Elementarschäden versichern", sagt Stefan Liebl, Sprecher der Versicherungskammer Bayern. Er betont, dass dies den meisten Hausbesitzern nicht mehr als 100 Euro im Jahr kosten würde. Während die Versicherungsbranche in Deutschland insgesamt von vier Risikozonen ausgeht, hat die Versicherungskammer Bayern in ihrem System sechs Zonen. In der Oberpfalz befinden sich laut Stefan Liebl 91,26 Prozent aller Häuser im risikoärmsten Bereich und nur 0,2 Prozent in der gefährdetsten.

Der GDV unterscheidet die Zonen folgendermaßen: Während eine risikoarme Adresse aktuell nicht von Hochwasser größerer Gewässer betroffen sind, wird laut Datensatz ein Haus in der gefährlichsten Klasse mindestens einmal in zehn Jahren überschwemmt. Auch diese könnten aber nach einer "Risikobesichtigung vor Ort" von Versicherungsberatern eingeschätzt werden, so der Sprecher der Versicherungskammer. Jarosch bestätigt: "Auch besonders gefährdete Häuser können fast alle mit Selbstbehalten oder nach individuellen baulichen Schutzmaßnahmen versichert werden."

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.