Weiden in der Oberpfalz
19.12.2018 - 19:37 Uhr

Ein Einsatzfahrzeug für Pater Romanos Werner

Zahngold - eine Winzigkeit. Und doch ein Riesengeschenk, wenn es vom Lions-Club gesammelt und als Spende weitergereicht wird. Auch das neue Notfall-Einsatzfahrzeug des BRK zeugt davon.

Spende aus der Zahngoldaktion des Lions Clubs Weiden: Dr. Frank Wohl (links) übergibt das neue Einsatzfahrzeug des PSNV-E an Pfarrer Klaus Klein (Mitte) und Pater Romanos Werner (rechts). Bild: gag
Spende aus der Zahngoldaktion des Lions Clubs Weiden: Dr. Frank Wohl (links) übergibt das neue Einsatzfahrzeug des PSNV-E an Pfarrer Klaus Klein (Mitte) und Pater Romanos Werner (rechts).

Ein schwerer Verkehrsunfall auf der Autobahn. Ein Audi "brettert" mit über 200 km/h in einen Rettungswagen des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), dessen Fahrer einem bis dahin unverletzten Verunglückten helfen wollte. Nach dem Crash war der Verunglückte tot, der Kollege starb sechs Monate später. Notfallseelsorger Pfarrer Klaus Klein schilderte in einer packenden Präsentation die Arbeit der Psychosoziale Notfallversorgung von Einsatzkräften (PSNV-E) des BRK. "Es gehören immer Familien dazu, die danach Hilfe brauchen, auch die des BRK-Kollegen!"

"Betreuung der Einsatzkräfte? Das wusste ich bisher nicht", gab Dr. Frank Wohl, Präsident des Lions-Clubs Weiden, zu. Daran würde oft zuletzt gedacht, wenn ein schwerer Verkehrsunfall geschieht, im Mittelpunkt stünden meist nur die Unfallopfer. "Bis zum Jahr 2014 gab es das auch nicht", setzte Klein fort. Es sei außerdem eine "bayerische Spezialität", so Pfarrer Klein weiter, dass diese Notfall-Fürsorge durch Priester ausgeführt werde statt durch Psychologen. "Wegen des Beichtgeheimnisses." Denn oft kämen in solchen Extremsituationen Dinge zutage, die kein anderer erfahren solle.

Für die Betroffenen sei es hilfreich, dass da beim Bayerischen Roten Kreuz, also "im eigenen System", jemand ist als Anlaufpunkt. Im Bezirk Niederbayern-Oberpfalz mit Sitz in Regensburg gebe es derzeit nur sechs ehrenamtliche Seelsorger. Allerdings sei eine "Brandmail" des Bezirks eingegangen. Es fehle an Nachwuchs, der Altersdurchschnitt der Notfallseelsorger sei bei 57 Jahren. Damit komme Pater Romanos Werner mit seiner frischen, offenen Art genau richtig. Geboren in Brand (Oberpfalz) entschied er sich nach dem Studium (Theologie, Kirchenmusik) für den Orden des Heiligen Benedikt und trat 1995 in die Benediktinerabtei Niederaltaich ein, Priesterweihe war sechs Jahre später. Nach 15 Jahren als Lehrer am Gymnasium der Abtei kam er 2016 als Pfarrvikar in die Pfarrei St. Johannes in Waldsassen und ist seit einem Jahr nun Pfarrvikar in St. Nikola in Landshut.

Und damit schließt sich der Kreis, denn der Lions Club Weiden unterstützt zusammen mit der Altgoldaktion der Zahnärzte die Notfallversorgung PSNV-E. Dazu gehörte bereits die finanzielle Unterstützung der Ausbildung von Pater Romanos zum psychosozialen Notfallseelsorger, der dieses Ehrenamt seither mit Begeisterung ausfüllt. Es handle sich hier auch um ein Pilotprojekt. "Durch diese Spende bekommen wir diese PSNV-E auch in die Oberpfalz", freute sich Klein. Denn nachdem Pater Romanos die überkonfessionelle Ausbildung in Freising bestanden habe, brauche er jetzt auch ein Fahrzeug, um schnell bei der Unfallstelle zu sein. "Als Pater hat er keinen materiellen Besitz." Damit sei nun sichtbar, dass das Geld aus der Zahngoldaktion optimal angelegt sei, die gleichzeitig das Ehrenamt unterstütze.

Der Termin im Hotel Stadtkrug in Weiden kam durch die letzte Spendenübergabe an den Bezirk Niederbayern-Oberpfalz in Regensburg zustande, wo sich Dr. Frank Wohl und Pfarrer Klaus Klein kennen lernten. Damals wurden bereits aus der Spendensumme der Zahngoldaktion, die es bereits seit 1995 gibt, so wichtige Dinge wie 48 Kohlenmonoxidwarner für Einsatzkräfte, 8 Spezial-Beatmungsventile (Demant-Ventile), 35 Navigationsgeräte für die Rettungsfahrzeuge der HvOs, 15 automatische Defibrillatoren und, als größte Ausgabe, einen Multikopter (Drohne) mit einer fest montierten FLIR-Wärmebildkamera übergeben. Dr. Wohl informierte nochmals über die Verwendung der inzwischen schon 100.000 Euro aus der nun seit 16 Jahren erfolgreich laufendem Altgoldaktion.

Mit weiteren dramatischen Fällen aus der Praxis erhielten die Zuhörer einen Einblick in die oft sehr an den Nerven zehrende Arbeit, nicht nur des Rettungspersonals des BRK, sondern auch der Seelsorger, die dieses Personal betreuen. Schlimm sei für alle Seiten, wenn Kinder bei einem Unfall getötet wurden. "Diese Bilder kommen immer wieder." Dabei sei Notfallseelsorge nicht zu verwechseln mit Krisenintervention. Diese spezielle Truppe überbringe die Todesnachrichten, während erstere sich um den psychischen Zustand der Beteiligten kümmere. Suizid bei Einsatzkräften passiere häufig, weil sie das Erlebte nicht überwinden. "Wenn es um die Rettung von Kollegen geht funktioniert das eingeübte Muster nicht mehr."

Sichtlich betroffen verfolgten die anwesenden "Lions" die Präsentation von Pfarrer Klein. "Damit sehe ich jeden gesammelten Euro richtig angelegt" bestätigte der Organisator der Zahngoldaktion sowie Präsident des Lions Clubs Weiden, Dr. Frank Wohl. "Das neue Einsatzfahrzeug steht vor der Hoteltüre."

Der Notfallseelsorger, Pfarrer Klaus Klein, informierte über die Arbeit der Krisenintervention und der Notfallseelsorge. Bild: gag
Der Notfallseelsorger, Pfarrer Klaus Klein, informierte über die Arbeit der Krisenintervention und der Notfallseelsorge.
Er wird das neue Einsatzfahrzeug fahren: Pater Romas Werner (2. v.li.), hier zusammen mit Präsident Dr. Frank Wohl, Pfarrer Klaus Klein und Lions-Sekretär German Schieder (von rechts). Bild: gag
Er wird das neue Einsatzfahrzeug fahren: Pater Romas Werner (2. v.li.), hier zusammen mit Präsident Dr. Frank Wohl, Pfarrer Klaus Klein und Lions-Sekretär German Schieder (von rechts).
 
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