Roberto Bossard wurde 1959 in Zug (Schweiz) geboren. Obschon seine Gibson ES 5 aus dem Jahr 1949 stammt, bedeutet das nicht, dass er in nostalgischer Verklärung in die Vergangenheit blickt, sondern mit wachem musikalischen Interesse die immense Vielfalt der heutigen Szene absorbiert – nicht zuletzt durch seine Arbeit als Dozent an der Jazzabteilung der Hochschule Luzern.
Seine „New Group“ setzt sich aus jungen Musikern der Schweizer Szene zusammen: Toni Bechtold (Saxofon), Lukas Gernet (Klavier), Raffaele Bossard (Kontrabass) und Dominic Egli (Schlagzeug). Im Interview erläutert Roberto Bossard seine musikalischen Vorstellungen.
Das Konzert mit Roberto Bossard findet am Freitag, 25. Oktober um 20 Uhr im „Bistrot Paris“ (Sebastianstraße 2) statt.
Karten bei www.nt-ticket.de und an der Abendkasse
ONETZ: Wie kamen Sie zur Gitarre und zum Jazz?
Roberto Bossard : Mit 7 habe ich Geige gespielt. Die klassische Musik stand immer im Vordergrund, aber irgendwann habe ich mit der Gitarre angefangen, Lieder von Bob Dylan oder den Beatles. Mein Vater war schwer enttäuscht, als ich mit der Geige aufhörte: Eines Tages kam im Fernsehen eine Übertragung vom Jazzfestival in Montreux mit Joe Pass. Mein Vater meinte: „Wenn schon Gitarre, dann wenigstens so etwas!“ Ich schaute mir das an und war begeistert. Joe Pass war der Auslöser.
ONETZ: Vor zwei Jahren konnten wir Sie im Quartett mit Mark Soskin in Weiden erleben. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Mark Soskin?
Roberto Bossard : Ich kenne den Mark schon lange und das war bereits unsere siebte gemeinsame Tour. Ich bin eigentlich kein Freund davon, dass man einfach einen „Star“ in die Band holt. Die Band wächst so nicht zusammen. Mit Mark ist das etwas anderes. Er ist ein guter Freund und wir organisieren so alle zwei Jahre eine Tour mit ihm. Das ist auch musikalisch unglaublich inspirierend.
ONETZ: Was schätzen sie an ihrem neuen Quintett besonders?
Roberto Bossard : Alle Mitglieder außer dem Schlagzeuger waren Studenten an der Hochschule, an der ich unterrichte. Ich hatte einfach Lust daran, dass junge Musiker frischen Wind in die Musik bringen. Die Jungen haben ganz andere Einflüsse und neue Ideen.
ONETZ: Stehen bekannte Standards oder eher Eigenkompositionen auf dem Programm?
Roberto Bossard : Es sind überwiegend eigene Stücke von mir im Repertoire, lediglich drei Fremdkompositionen, die ich für unser Format arrangiert habe.
ONETZ: Bauen Sie auch aktuelle Strömungen wie HipHop oder Techno in die Kompositionen ein?
Roberto Bossard : Nicht bewusst! Der Bassist und der Schlagzeuger machen gelegentlich solche Dinge, die ich mit einem Lächeln betrachte. Aber solche Rhythmen baue ich nicht konkret ein. Aber die Rhythmusgruppe hat große Freiheiten. Aber das Grundelement bleibt der Swing!
ONETZ: Sie spielen eine Gibson ES 5 aus dem Jahre 1949. Was ist das Besondere an den legendären Gibson Gitarren?
Roberto Bossard : Diese alten Gitarren habe einfach ein Eigenleben, eine eigene „Seele“. Man merkt ihnen an, dass sie schon viel erlebt haben. Neue Gitarren sind oft zwar technisch perfekt, aber es fehlt die eigene Note.
ONETZ: Sie sind auch Dozent an der Jazzabteilung der Hochschule Luzern. Werden nicht zu viele Musiker ausgebildet? Kann man Jazz überhaupt an einer Hochschule lernen?
Roberto Bossard : Darüber könnte man lange diskutieren. Man spürt natürlich, dass viel Konkurrenz auf dem Markt ist. Aber Gitarristen, die „Jazz“ spielen gibt es eigentlich sehr wenige. Wir bilden sie aus und geben ihnen das Rüstzeug, dann entwickeln sie sich in alle Richtungen: World, Funk, Rock, Pop, Freie Musik – sie alle finden ihren eigenen Weg. Viele meiner ehemaligen Studenten sind heute sehr erfolgreich. Das technische Niveau ist deutlich in der Masse und Breite gestiegen. Ob das auch von der musikalischen Seite sagen lässt, darüber kann man streiten. Die persönlichen Eigenheiten kommen oft zu kurz.
ONETZ: Wie sehen Sie die Zukunft des Jazz und der Musiker?
Roberto Bossard : Der Jazz war seit der Bebop-Ära schon immer eine Nischenmusik für ein kleines Publikum. Ich glaube, diese kleinen Nischen werden auch in Zukunft erhalten bleiben. Auch die Jugend zieht ihr Publikum an, aber das ist nicht mehr der Jazz, den ich praktiziere.
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