Weiden in der Oberpfalz
03.02.2019 - 14:55 Uhr

Mit "Fritzi" auf Du und Du

Liedermacherin Janina singt auf "Klein & Kunst"-Bühne

Tief gebeugt unter das Mikrofon holt Janina Schwung zu neuer Virtuosität. Bild: Helmut Kunz
Tief gebeugt unter das Mikrofon holt Janina Schwung zu neuer Virtuosität.

Ihre beste Freundin ist Gitarre „Fritzi“. Die ist fester Bestandteil der Familie, Partnerersatz, wird daheim gehätschelt, reist mit ihr durch ganz Europa und erlebt so die Auftritte der Hamburger Liedermacherin Janina hautnah mit. Nun standen die beiden im Kellerraum der großen Max-Reger-Halle auf der „Klein & Kunst“-Bühne. Die große Schwester Janina ganz in Schwarz gekleidet, mit flattrigem, weißem Haar. Die gelbe, kleine „Fritzi“ eng an sich gepresst.

In eine Schublade lässt sich die Hanseatin nicht pressen. Ihre Musik ist ein wilder Mix aus jazzigen Punkten. Es gibt aber auch Songs, die eher rockig sind, einige witzig, andere sind soulig, rhythmisch, phonetisch elegant. Je nachdem, was dem Gefühl nach besser zu ihren Texten, zu den Zeilen passt, die sie aus ihrem ganz persönlichen Erfahrungsschatz holt. Die Gäste erleben kein ruhiges Zuhör-Konzert. Nein, Janina ist immer „Auf dem Sprung“, wie auch der Titel ihrer jüngsten CD beweist.

Musiker haben ja oft zwei Seiten. Eine lockig-flockige, mit der sie sich ihrem Publikum präsentieren, aber auch eine ernst-melancholische, die tief in ihrem Inneren schlummert. Einmal „Juhuu! Wir machen uns heute einen richtig guten Abend. Ich bin bereit. Seid ihr auch bereit?“ Ein andermal verarbeitet die Künstlerin, die zur besten Liedermacherin Hamburgs gekürt wurde – "aber Hallo" – in ihren Songs auch bittere Erfahrungen aus ihrem Leben.

„Liebe auf Zeit“ ist so eine Nummer. Da steckt viel mehr drin, als der Titel hergibt. Es geht der Songwriterin um die Dinge, die man mit anderen abspricht, die man schriftlich festhält. Alles ist rechtlich geregelt: Liebe, Scheidung, Zusammensein, Zusammenarbeiten, Vertrauen. Viel zu viel wird schriftlich auf Papier geregelt. Oft leider nur auf Zeit. Sie wehrt sich gegen diese Art Bürokratismus, will nicht kapitulieren.

Das Konzerterlebnis holt sich Schwung aus der permanenten Kommunikation mit dem Publikum. Es wird erzählt, geplaudert, herumgeblödelt. Einmal sogar im Chor gepfiffen. Und das hört sich nicht mal schlecht an. Ganz früher spielte sie in einer Band. Jetzt will sie nur noch Liedermacherin sein. Sie steht "on stage", brennt und entflammt das Publikum. Und kaum keiner ahnt, wie quälend lange es oft dauert, bis so ein Song entsteht. Erst die Idee, dann echte Arbeit. Manchmal ist das Stück in zwei Stunden fertig. Ein andermal liegt es eineinhalb Jahre lang auf dem Schreibtisch herum, bis es reif ist, Lied zu heißen. In Janinas Stimme liegen Kraft und Zärtlichkeit, Virtuosität und hanseatische Schnoddrigkeit eng beieinander.

Im Mittelpunkt des Gigs steht natürlich die neue Scheibe. Wer sich auf Janina einlässt, der merkt sofort, dass das kontrastreiche Material durch den souveränen Gesang und die tolle Arrangements brilliert. „Reh im Wald“, „Deep Pression“. Zart und gefühlvoll, aber auch mit erhobener Stimme, und die Gitarre schlagend, treffen die mit messerscharfem Verstand geschriebenen Lieder das Zeitgefühl.

 
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