Die spektakuläre Dimension des Chorfestes des FSB, Hunderte von Sängern aus der Oberpfalz und Franken auf zehn Bühnen, verteilt in der ganzen Innenstadt und auf dem Marktplatz, einschließlich der Einbindung des Kinderbürgerfestes, verheißen ein überdimensionales Bürgerfest getreu dem Motto "Weiden singt". Dies wurde bei der Begrüßung und den Festrednern unterstrichen und den Organisatoren, den vielen Helfern und letztlich auch OB Kurt Seggewiß für die Unterstützung gedankt. Mit Summen des Mottolieds "Singen mach Spass, Singen macht Mut, Singen macht froh!" begann Kreischorleiter Richard Waldmann aus Pressath in pointierter Rede locker seine Moderationen, mit denen er immer wieder auf die weiteren Teile hinführte.
Gemurmel, Lachen, Geräusche brachte der Kinderchor des FSB unter Mario Frei gekonnt ein. Die modernen Arrangements wurden frisch, frei, locker und trotzdem konzentriert gesungen. Es gelang eine sehr muntere und klangvolle Einstimmung, die der Jugendchor des FSB unter Leitung von Michaela Treese eindrucksvoll vertiefte. Aktuelle Filmmusik und ein Wiegenlied, in dem es um eine schlafende Robbe ging, faszinierten aufgrund der farbigen Bearbeitung, der präzisen und stimmungsvollen Wiedergabe durch die junge Schar der Sänger unter engagierter Leitung von Michaela Treese. Diese Art zu singen zeigt, dass Chormusik längst nicht überholt ist. Nach dem Auftritt erhielt der Chor eine Spende des Lionsclubs Neustadt/WN-Lobkowitz als Motivation für eine weitere Aufgaben und Auftritte.
Der Nachlass eines Waldeckers
Hatte der Vater von Chorleiterin Treese den FSB-Jugendchor souverän am Klavier begleitet, wechselte er – Karl Heinz Malzer – unmittelbar danach in die Dirigentenrolle und zelebrierte mit Mixta Cantorum (gemischter Chor) des FSB spätromantische Chormusik von Brahms und dessen Freund Hans Koesler (geboren in Waldeck) meisterlich. Mit Temperament führte Karl Heinz Malzer den wunderbar klingenden großen Chor – weit mehr als nur routiniert – durch zwei Liebeslied-Walzer. Es gelangen überaus inspirierende Ruhemomente in "Wanderers Nachtlied". Man darf darauf gespannt sein, welche Schätze Karl Heinz Malzer noch im Nachlass von Koesler findet.
Höhepunkte waren zwei von Max Reger gesetzte Lieder, für die sich der Jugendchor in die Reihen von Mixtura Cantorum begab. Die für den jetzt über 90 Aktive zählenden Chor schwer zu singenden harmonischen Modulationen kamen für die Zuhörer aufgrund der Souveränität der Ausführenden unter Dirigent Malzer leicht fassbar herüber. Vor allem "Es waren zwei Königskinder" wurde überaus berührend, dynamisch sorgsam abgestuft und sehr klar gesungen. Die Ergriffenheit des aufmerksamen Publikums war deutlich spürbar.
Kuhl Voices mit Freddie Mercury
Musikalische Erlebnisse vermittelten auch die Parksteiner KuhlVoices, geführt und angefeuert von Elvira Kuhl. Bewegung, überraschende Arrangements und der tolle Rock-/Pop-Gesang dreier Lieder von Freddie Mercury begeisterten die Zuhörer. Stimmlich total davon getrennt, begannen KuhlVoices nach der Pause mit drei wunderbar gesetzten Volksliedern von der Vogelhochzeit, über das im Walde stehende Männlein bis zu Kuckuck auf einem Baum. Jedes für sich brachte gediegenen konzertanten Chorklang mit frischen Ideen und überraschenden Wendungen in Tonsatz und Text unterstrichen von der in Dirndln gekleideten 22 jungen Damen. Die schwierigen Passagen wurden souverän und vor allem sehr sauber gesungen. Die Begeisterung der Chorsängerinnen sprang sofort auf die Zuhörer über. Eigentlich musste das Motto des Konzerts jetzt auf "Weiden, wie es singt und lacht" erweitert werden.
Mit "Fröhlich klingen unsere Lieder" schloss sich der Männergesangverein Mitterteich an, der wie viele andere Männerchöre schon etwas mehr Grauhaarige in seinen Reihen zählt. Zudem wechselte in den letzten Jahren mehrmals der Dirigent. Umso lustiger glichen die Stiftländer unter frischer und kompetenter Leitung von Michael Waldenmayer die eigene Vereinsgeschichte aus mit der launigen "Forelle" Schuberts. Sie erfuhr Veränderungen im Stile Mozarts, Beethovens, Webers, Wagners und den wechselnden Lebensräumen im Gebirge, in Wien, in Italien oder auch der Wolga im tiefen Russland.
Perfektionist Peter Pollinger
Peter Pollinger führte seine Mädels (und Burschen) zum gesanglichen Tanze in Weiden aus. Der Weidener Perfektionist versteht es nicht nur mit seinem Chor gut umzugehen, sondern erreicht immer die Zuhörer. Er wählt sorgsam die Literatur aus, die er akribisch mit seinem Weidener Kammerchor und den Begleitmusikern einstudiert. Das gefällt den Chormitgliedern, die auch schnell den Funken auf die Zuhörer überspringen lassen. "Kein schöner Land" zieht die Zuhörer in den Bann. Obwohl er die Zuhörer beim Mischen eines Hexentranks mit fürchterlicher Rezeptur ("Double, double toil and trouble") abschrecken möchte, erreichen Pollinger und seine Sänger bei den Zuhörern Akzeptanz eines ganz modernen Tonsatzes und gar Zuneigung durch das souveränes Singen, in dem nicht nur Schönklang, auch ungewohnte Klangfärbungen, Glissandi, Gesten und Geräusche ihre Berechtigung haben. Mit "Sure on this shining Night" in der geinalen Chorkomposition lvon Morten Lauridsen gelingt eine spannende Interpretation. "So soll es bleiben" - so der nächste Titel - scheint das Motto Pollingers für das Konzert zu sein; dem Publikum gefiel es.
Doch es kam anders: Ein Gewitter mit Regen, kleinen, später großen Tropfen, Platschen, Hageln, Blitz und Donner schockten die Leute im abgedunkelten Saal. Alles wurde mit den Händen und Füßen der rund 60 Sängerinnen und Sänger erzeugt. Das Gewitter war verzogen, und Africa erklang, vom Chor unterstützt begleitet durch Klavier, E-Bass und Kongas. Auch die Technik der Reger-Halle (Licht, Ton) wird geschickt eingesetzt.
"Weiden, wie es singt und lacht"
Einige Ensembles brachten Volkslieder im überraschend entstaubten Bild zur Aufführung. Die Stimmen klangen überaus natürlich; Verstärkung wurde nur gelegentlich (Solisten) eingesetzt. Die jeweiligen Pianistinnen und Pianisten brachten geschickt Farben in den Klängen und Sicherheit ein. Der Bayerische Rundfunk war und ist auch für das gesamte Fest für Aufnahmen vor Ort. Immer wieder beschäftigt sich Moderator Richard Waldmann mit dem Singen, das neue Lebenlust, Motivation, Mut, Ruhe, Entspannung und Befreiung vom Alltag bringe. Einhellige Begeisterung und nicht enden wollender Beifall bei den vielen Besuchern, Sängerinnen und Sängern, Dirigenten; Musikern aus der Oberpfalz, Franken und auch weit darüber hinaus. Sie erlebten den begeisternden Auftakt von "Weiden, wie es singt und lacht".
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