Wie beschreibt man das geräuschfreie Aufblasen einer Luftmatratze? "Mit FFF, der Abkürzung für Fridays for Future." Das Weizenglas auf dem kleinen Beistelltisch hat eher die Funktion eines Stundenglases, wie man es früher als Zeitmesser von den alten Dreimastern her kannte. Django Asül trinkt sich mit kleinen Schlucken durchs Programm, während er in der linken Hand seine Notizzettel hält, die er aber nie braucht für seinen bissigen, kabarettistischen Triumphzug durch den vollbesetzten Gustav-von-Schlör-Saal. Am Ende hat er zwei Halbe intus.
"Rückspiegel 2019" heißt sein Auftritt. „Einiges ist relativ neu. Einiges bleibt relativ konstant“, sagt er. Als konstant ordnet er die neue EU-Kommission als Reste-Rampe mit angeschlossenem Selbstbedienungsladen ein. „Neu ist die SPD. Die kämpft jetzt gegen die schwarze Null mit zwei roten Nullen.“ Asüls Rat ans Publikum: „Bewahren Sie sich Ihren Zweckoptimismus. Sie werden ihn brauchen.“ Nicht mal er sei gefeit vor düsteren Phasen in seinem Leben. „Ich denke dann immer an die Worte des Schutzheiligen aller Bajuwaren, Uli Hoeneß, der einmal sagte: ‚Ich glaube nicht, dass wir verloren hätten, wenn das Spiel 1:1 ausgegangen wäre‘.“
Wortgespinste sind normalerweise nicht sein Ding. Die überlässt er lieber anderen. Asül ist ein kreativer Kopf, der nicht um Worte zu ringen braucht. Er findet pausenlos Metaphern und glänzt mit einem unglaublichen Personengedächtnis. Asül richtet sich seine politische Wirklichkeit so ein, wie er glaubt, dass sie auch ist. Das gefällt dem Publikum.
Material hat sich ja wirklich reichlich angehäuft im letzten Jahr. Die Mathe-Abi-Petition und die deutschen Bildungsmisere schlechthin. Andi Scheuers Maut-Desaster, die Groko und eine Bundesregierung, "die sich im letzten Jahr wirklich dafür eingesetzt hat, dass es mit der deutschen Wettbewerbsfähigkeit stark bergab geht." Er greift sie sich alle heraus: Staatliche Institutionen, Politiker und andere Persönlichkeiten.
Freilich nimmt er auch Markus Söder ins Visier, der erklärt hatte, dass Schwarz-Grün die Zukunft Bayerns sei. "Allerdings unter Verzicht auf die Grünen." Und dass sich an der 10-H-Regelung zwar nicht rütteln lasse, dass man sie aber umgehen könne, wenn man künftige Windräder einfach nur niedrig genug errichte. „Die Vögel sind dann sicherer und um die paar Wanderer ist’s eh nicht schad."
Kritikern, die behaupteten, Greta Thunbergs Reise mit einer Segelyacht in die USA sei gar nicht so sauber gewesen, hält er deren Treffen mit Barak Obama, Leonardo di Caprio und Arnold Schwarzenegger entgegen. „Allein dadurch, dass sie drei notorische Vielflieger je einen Tag lang vom Fliegen abgehalten hat, hat sie ihre CO-2-Bilanz schon ins Positive gedreht."
Asül greift Themen von globalen Ausmaßen auf, aber auch solche die vom täglichen Wahnsinn am Straßenrand berichten. Beispiel Syrienkrise mit Donald Trump auf Konfrontations- und Recep Erdogan auf Detonationskurs. Aber auch die E-Roller-Invasion in den Städten, als neue Herausforderungen an die Unfallchirurgie: „Man sieht in München relativ weniger Rentner auf den Straßen. Trauen sie sich nicht mehr raus? Oder haben sie sich einmal zu oft raus getraut?“
Der erste, der dieses Gefahrenpotenzial erkannt habe, sei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier gewesen. „Der hat Überlegungen angestellt, wie man den Verkehr generell verlagern könnte: Weg vom Planeten Erde in den Weltraum.“ Der Politiker könne sich einen deutschen Weltraumbahnhof vorstellen mit einem deutschen Weltraumgesetz. Das sei ja nicht mal so verkehrt: „Denken sie nur an die alten Raumschiff-Enterprise-Geschichten. In jeder Folge gab es Ärger, weil der für alle verbindliche deutsche Rechtsrahmen fehlte.“ Sein Fazit: „Früher hatte die Welt Angst vor Deutschland, heute lacht sie über uns.“
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