Zunächst entsteht der Eindruck, dass das Tripelkonzert op. 56 von Ludwig van Beethoven in C-Dur für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester eigentlich ein Cellokonzert ist. Denn das Cello spielt im Trio mit Geige und Klavier überwiegend die Hauptrolle. Zunächst in den Bässen und Celli raunend, steigert sich das vorwärtsdrängende Werk, durchläuft im Verlauf des monumentalen ersten Satzes verschiedene Stimmungen, bis zu einer zarten Passage, die die Solovioline und das -cello vortragen.
Das Sinfonieorchester der Stadt weiden dominiert am Sonntag in der Max-Reger-Halle anfangs, lässt dann das Solistentrio in den Vordergrund treten, um selbst im Hintergrund gelegentlich Farbtupfer zu setzen. Die Solisten treten musikalisch in Dialog. Dirigent Dieter Müller ist gefordert die Tempi zusammenzuhalten. Er bewerkstelligt das unaufgeregt und mit Eleganz.
Der Tutti-Charakter tritt im zweiten, kurzen langsamen Satz (Largo) fast vollständig zurück. Getragen, mit fernen Vibrationen wirkt das Largo. Der Flügel fügt sich schwebend ein, perlende Tonkaskaden fordern helle Violinklänge heraus, die Kontrabässe und Celli im Hintergrund wirken beruhigend erdig, die Hörner blasen tragend mächtig. Neben den Soloinstrumenten bringen Oboen, Klarinetten und Fagotte die Ausdrucksstärke zum Tragen. Das Orchester begleitet angenehm leise, schwillt aber bei Bedarf zu vollem Klang an. Unwahrscheinlich ergreifend und plastisch artikulieren die Musiker. Dann wieder korrespondieren die Solisten in höchster Musizierlaune.
Spontane Bravo-Rufe
Im dritten Satz (Rondo alla Polacca) wird es auf polnische Art volksliedhaft spritzig. Das Cello knüpft an den mittleren Satz an, weiche Übergänge des Klaviertrios leiten in die Unisono-Skalen des Finales ein. Das Orchester vermittelt die zwischen Polka und Polonaise schwankenden marschartigen Töne in tänzerischem Dreiertakt eindrucksvoll. Kaum ist der letzte Takt verklungen, setzt das Publikum mit spontanen Bravo-Rufen ein. Das Tschaikowsky-Trio Bamberg - Vlasdlav Popyalkovsky (Violine), Indrek Leivategija (Cello), Andreas Wagner (Klavier) - bedankt sich mit einer Zugabe aus dem Schubert-Trio in Es-Dur.
Mit der Symphonie Nr. 8, C-Dur D 944, von Franz Schubert stellt sich das Sinfonieorchester nach dem bombastischen Beethoven-Konzert einer schweren musikalischen Herausforderung. Die sogenannte "große" Sinfonie ist Schuberts längste - er hat sie zwischen 1825 und 1828 geschrieben. Die Kunst besteht darin, diese Längen in "himmlische Längen" umzusetzen. Ein sehr gelungener Hornruf lässt anfangs aufhorchen. Die Streicher setzen zurückhaltend ein, die Flöten gesellen sich dazu. Mit der Zeit erwärmt eine filigrane Leichtigkeit das zu gestaltende imaginär sinfonische Frühlingserwachen. Schubert lässt Melodien in immer neuem Gewand wiederkehren, die das Orchester mit großem Ausdrucksspektrum stilgetreu interpretiert.
Locker in C-Dur
Den "Jugendkeim" kann man in der Melodik hören. Dieses Naturempfinden beginnen die Hörner in ruhigem Klang. Holzbläser und Streicher "streichen" es gekonnt heraus, bevor der Vollklang der Instrumente mit dem Einsatz dominierender Posaunen erwacht. Das Ganze locker in C-Dur. Im Allegro ma non troppo setzen die Streicher der Sinfoniker zu schwebenden Triolen an. Nach einigen Wirrungen wiederholt sich das einleitende Hornthema und schließt ab. Im fantasievollen Andante kommen die Oboen zum Vorschein, haben sich die Klarinetten und Fagotte erwärmt. Wohlklingende Streicherpassagen sind zu hören, die ein mehrmaliger Hörnerruf übertönt.
Im Scherzo ist der Liedkomponist durchzuhören. Melancholische Melodien zaubern ein romantisierendes Gefühl herauf. Eine Fülle an Miniaturreizen bringt das "Allegro vivace" in Wiener Ländlerweise. Dieter Müller dirigiert fast ausgelassen beschwingt, seine Tempi sind nicht zu rasch, aber auch nicht verschleppend. Dieser Satz scheint dem Orchester am besten zu liegen.
Begeistert und zufrieden
Die Sinfoniker sind nun in Musizierlaune und steigern sich noch im "Aufmarsch" zum Finale. Das Ausdrucksspektrum von traurig, virtuos und romantisch bauscht sich auf zu einem klingenden Festrauschen mit kraftvollen Akzenten von Streichern und Tutti. Wieder wird der große Hornpart tonsicher gemeistert, die jungen Trompeten tönen frisch und rein. Solide, zuverlässige Streicher, selbst die Pauke, fundierte Kontrabässe und Celli interpretieren die Symphonie stilgetreu. Erst schmunzeln die Zuhörer noch beim Anklang des Motivs aus der "Freuden"-Ode aus Beethovens 9. Symphonie, zum Schluss sind sie vollends begeistert und zufrieden für das gelungene Konzert.
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