Der tschechische Bassist František Uhlíř zählt zum Urgestein des Jazz-Zirkel-Weiden. Vor vierzig Jahren gab er zusammen mit der Trompeten-Legende Laco Deczi sein erstes Konzert in Weiden. Immer wieder überrascht er mit ungewöhnlichen Formationen, diesmal präsentiert er sein Trio mit dem italienischen Pianisten Robert Magris in Weiden.
Roberto Magris ist 1959 in Triest geboren und ist seit 2006 als Musical Director beim Plattenlabel „JMood“ in Kansas City tätig. Er spielte auf unzähligen Festivals und in den wichtigsten Jazz-Clubs in Europa, Amerika, Asien, Afrika und Australien. Außerdem ist er Ehrenbürger von Kansas City. Im Interview erzählt František Uhlíř wie es zum Trio MUH kam.
Am Freitag, 17. Januar, gastiert der tschechische Meisterbassist Frantisek Uhlir mit seinem „MUH"-Trio im Bistrot Paris in Weiden, Sebastianstr.2.
Karten gibt es auf www.nt-ticket.de und an der Abendkasse.
ONETZ: Sie kennen Roberto Magris seit vierzig Jahren. Wie haben Sie sich kennengelernt?
František Uhlíř : In den 80er Jahren kam Roberto als Pianist zum Jazzfestival nach Prag. Er spielte im Lucerna-Jazzclub und wir spielten dann auch zusammen. Wir verstanden uns sofort. Er stammt aus Triest und unsere Wurzeln liegen in der K.u.K.-Monarchie. Roberto hatte schon immer eine Affinität zu Mitteleuropa und er schickte mir auch Schallplatten in die damalige Tschechoslowakei. Nach dem Umbruch in Osteuropa gründete er sein „Europlane Orchestra“ dessen Mitglieder aus den Ländern der ehemaligen K.u.K.-Monarchie stammten. Ich spielte dort als einziger aus der Tschechoslowakei. Ich fuhr damals zwei Mal jährlich nach Italien. Wir spielten Konzerte in Norditalien und haben auch zwei Schallplatten aufgenommen. Vor vier Jahren lud ich Roberto nach Prag ein, und so kam es zum Trio zusammen mit Jaromir. Dort entstand auch unsere CD „Prague After Dark“ die auf dem JMood-Label erschien.
ONETZ: Was können Sie zum Pianisten Magris sagen?
František Uhlíř : Früher spielte er auch Keyboards, jetzt spielt er ausschließlich auf dem Flügel. Er ist beeinflusst von McCoy Tyner, sein Balladenspiel erinnert an Bill Evans, bei den freieren Stücken an Thelonious Monk und Don Pullen.
ONETZ: Auch mit dem Schlagzeuger Jaromír Helešic verbindet Sie eine langjährige Freundschaft. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
František Uhlíř : Wir kennen uns seit 1976. Damals war bei uns Fusion und Jazzrock angesagt. Wir hatten eine Gruppe mit dem Namen „Impuls“. Später spielte ich einige Zeit mit Karel Velebny, aber Jaromir war bei allen meinen eigenen Projekten dabei.
ONETZ: Wie entstand der Name MUH?
František Uhlíř : Das hat nichts mit einer Kuh zu tun, es sind die Anfangsbuchstaben unserer Namen: Magris-Uhlíř- Helešic. Ich mag solche Abkürzungen. So spielte ich schon mit KUK, WUH oder PVC in Weiden.
ONETZ: Ihr erster Auftritt beim Jazz-Zirkel war 1981. Nun bestreiten Sie Ihr 23. Konzert in Weiden. Immer wieder überraschten Sie uns mit neuen Musikern. Welche Gruppe bleibt in besonderer Erinnerung?
František Uhlíř : Im Leben und in der Musik gibt es ein ständiges Wachstum, immer wieder kommt etwas neues. Jeder Stil hat etwas eigenes und für mich ist das alles wichtig. Im Trio hat man mehr Möglichkeiten miteinander zu spielen. Für mich ist die Kommunikation mit den anderen Musiker sehr wichtig. In größeren Besetzungen dient man oft nur den Bläsern, im Trio ist es mehr ein Gespräch zwischen den Musikern. Ein Vorbild ist dabei das Trio um Bill Evans.
ONETZ: Haben Sie den Entschluss Berufsmusiker zu werden je bereut?
František Uhlíř : Ich war immer selbstständig, selbst zu den kommunistischen Zeiten. Ich spielte damals mit vielen Bands gleichzeitig, und das reichte zum Überleben. Über einen kurzen Zeitraum unterrichtete ich auch an der Musikschule. Ich konnte mir immer meine Freiheit bewahren!
ONETZ: Wie sind augenblicklich die Auftrittsmöglichkeiten für Jazzmusiker?
František Uhlíř : Es ist nicht so leicht. Die junge Generation kommt kaum zu den Konzerten, obwohl sehr viele junge Leute Jazz spielen. Es gibt immer weniger Clubs und von den Hochschulen kommen jedes Jahr unzählige junge Musiker. Sie müssen dann selbst unterrichten, vom Jazz können nur wenige leben.
ONETZ: Welches Programm erwartet uns in Weiden?
František Uhlíř : Wir kommen mit unserem neuen Programm nach Weiden, das Kompositionen von Roberto und mir sowie einige Standards enthält. Im Oktober haben wir eine neue CD aufgenommen, die wir auch schon zum Konzert mitbringen. Wir spielen dann auch drei Konzerte in Prag und eines in Neuburg a.d. Donau.
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