Der österreichische Schlagzeuger Bernd Reiter ist in Weiden kein Unbekannter. Schon mehrmals gastierte er mit Jazzgrößen von internationalem Rang beim Jazz-Zirkel. Unvergesslich sind die Konzerte mit Don Menza und Kirk Lightsey, mit Charles Davis oder Gabor Bolla. Diesmal präsentiert er zwei Stars der amerikanischen Szene: Gary Smulyan (geboren 1956) spielte in den Bands von Woody Herman, Mel Lewis, aber auch bei B.B.King und Ray Charles. Er gilt momentan als bedeutendster Meister auf dem Baritonsaxofon, wobei er Pepper Adams als Vorbild nennt. Ralph Moore (Jahrgang 1956) wuchs in London auf, zog 1972 zu seinem Vater in die USA und wurde vor allem in den Bands von Horace Silver, Roy Haynes, Dizzy Gillespie und Freddie Hubbard bekannt. Dazu kommen der französische Pianist Olivier Hutman und der schweizer Bassist Stephan Kurmann, mit denen Bernd Reiter schon seit Jahren zusammen spielt.
Das Konzert mit Gary Smulyan & Ralph Moore findet am Mittwoch, 2. Oktober (20 Uhr), im „Bistrot Paris“ (Sebastianstraße 2) statt. Im Interview erläutert Bernd Reiter, wie es zu diesem Quintett kam:
ONETZ: Sie waren schon mit Gabór Bolla, Charles Davis, Kirk Lightsey und Don Menza in Weiden. Die Musik könnte man wohl mit dem Begriff „Hardbop“ beschreiben. Ist das ihr Lieblings-Stil?
Bernd Reiter: Hardbop oder „Straight-ahead Jazz“, das ist der Stil in dem ich mich mit meinen Projekten meist bewege. Immer swingend, aber doch etwas moderner!
ONETZ: Wie sind Sie selbst zum Jazz gekommen, was fasziniert Sie an dieser Musik?
Bernd Reiter: Ich habe im Alter von 5 Jahren mit dem Schlagzeug angefangen, natürlich zuerst mit Marschmusik und Orchester. Mein Lehrer brachte mich aber bald in Richtung Jazz mit LPs von Oscar Peterson und Count Basie, und diese Musik hat mich sofort berührt. Beim Jazz gibt es natürlich auch Regeln und Formen, aber es besteht doch eine gewisse Freiheit. Man kann mit Kollegen aus den verschiedensten Regionen der Welt sofort zusammen musizieren. Man muss auch nicht proben, sondern ab einem gewissen Niveau entsteht eigentlich immer etwas Gutes. Jeder hat die Verantwortung und die Freiheit, seine eigene Persönlichkeit in die Musik einzubringen.
ONETZ: Die Musiker in ihrem aktuellen Quintett stammen aus fünf Ländern. Wie kam es dazu?
Bernd Reiter: Das ergab sich so über die Jahre. Unseren Bassisten kenne ich schon sehr lange, da er in Basel den Jazzclub „Bird‘s Eye“ leitet. Ihn habe ich schon als Student getroffen. Den Pianisten kenne ich aus Paris und habe schon öfter mit ihm zusammen gearbeitet. Auch Gary Smulyan kenne ich schon sehr lang. 2004 lernte ich ihn als Student in der Schweiz kennen, 2012 ergab sich eine gemeinsame Tournee und es folgten weitere. Er wiederum schlug Ralph Moore aus New York als weiteres Mitglied vor.
ONETZ: Im vergangenen Jahr entstand das Album „Bird‘s Eye – Encounter“, was ja ein Treffen im Basler Jazzclub „Bird‘s Eye“ bedeutet. Darauf sind auch drei Stücke der legendären Pepper Adams Scheibe. Was erwartet uns in Weiden?
Bernd Reiter: Wir werden sicherlich Stücke von der CD spielen, aber auch einige neue Kompositionen von Thad Jones, Joe Henderson oder Tommy Flanagan.
ONETZ: Sie leben gegenwärtig in Paris. Wie unterscheidet sich die dortige Szene von der in Österreich oder Deutschland? Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?
Bernd Reiter: In Österreich habe ich eigentlich nie gewohnt. Ausgenommen von Wien gibt es dort keine richtige Szene. Ich lebte fünf Jahre in München, aber Paris hat eine der größten Jazz-Szenen in Europa. Die Vielzahl der Musiker ist sehr inspirierend. Man bekommt dort Einflüsse aus Afrika aber auch Amerika, und ich konnte viele neue Kontakte knüpfen.
ONETZ: Die dreiwöchige Tournee beginnt am 20.September und führt durch Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, die Schweiz und die Türkei. Das viele Reisen ist doch sehr beschwerlich. Was motiviert Sie dazu?
Bernd Reiter: Das Reisen ist wirklich das Unangenehme, aber wenn man dann aber gemeinsam auf der Bühne steht, entschädigt das für alles. Dreiwöchige Tourneen sind in der heutigen Zeit sehr schwierig geworden, aber gerade dadurch wird die Musik immer besser und entwickelt sich. Ich freue mich auf jedes Konzert!
Service
Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter Telefon 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/87290, www.nt-ticket.de und Abendkasse.
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