Weiden in der Oberpfalz
01.01.2020 - 15:13 Uhr

Inseln im Kunstverein

Die Weihnachtsausstellung des Kunstvereins Weiden ist heuer besonders breit aufgestellt: Faszinierende Auslegungen des Themas „Inseln“ begegnen einem beim Besuch.

Plößberger Krippenszene: eine Insel der Tradition. Bild: gge
Plößberger Krippenszene: eine Insel der Tradition.

Insgesamt haben 30 Vereinsmitglieder eine Arbeit gefertigt. Es war keine Kunstrichtung vorgeschrieben, alles konnte im Rahmen des Themas interpretiert werden.

Mit der Überschrift „Passt XIV“ und der Interpretation von Brauchtum „im Zeichen des Klimawandels“ öffnen sich Welten, die zum Nachdenken anregen. Die Einladungskarte zeigt das Segelschiff, mit dem Greta zum Klimagipfel fährt. Die Wände und Schaukästen der juryfreien Ausstellung zeigen thematische Arbeiten mit der Möglichkeit, der Fantasie des Betrachters Raum zu lassen.

Eine Insel, umrahmt von einer Styropor-Schwimmnudel. Das „frohe Heim“ als Insel in der Gesellschaft. Boote, die an einer Insel anlegen. Selbst der Mensch ist eine Insel, jeder für sich allein im großen Meer des Lebens. Und die Erde wiederum ist eine Insel im unendlichen Kosmos. „Eine Einladung zu einer ästhetischen Auseinandersetzung“ nennt Vorstand und Kurator Wolfgang Herzer die Grundidee. Im Rahmen dieser Idee können die Räume auch angemietet werden von Organisationen oder Vereinen, die das Grundthema einer „besseren Welt“ in sich tragen, wie Greenpeace, Fridays for Future, Bund Naturschutz und so weiter.

Ergänzend dazu hat Herzer die Plößberger Krippen entdeckt. Und einige besondere Exemplare in die Ausstellung integriert. Seit Jahrhunderten werden im Plößberger Raum kunstvolle Krippenlandschaften erstellt. Dieses gelebte und noch immer lebendige Brauchtum ist es wert, erhalten und beachtet zu werden. Früher hatte fast jede Familie eine eigene Krippe, eingebettet in eine Landschaft aus selbst gesammeltem Moos, Rinden, Zweigen, Steinen. Ganze Dörfer wurden oft nachgebaut, liebevoll ausgeschmückt, jedes Jahr um eine Kleinigkeit ergänzt und an die Nachkommen weitervererbt.

Diese Tradition lebt heute weiter durch den Oberpfälzer Waldverein Plößberg und dessen Vorsitzenden Hubert Haubner. Die Krippenfiguren werden von Hand geschnitzt, die Materialien finden sich vor der Haustür. Krippenberge aus Wurzeln und Wurzelstöcken, Häuser aus Fichtenholz, die weichere Linde für die Figuren, Granitsteine: Die Krippenszenen stellen nicht nur orientalische, sondern auch Oberpfälzer Landschaften dar. Bauern mit ihrem Vieh, Kinder beim Apfelernten, Schafe, Ziegen, Handwerker, Dörfer.

Mit der Einbindung in das Thema „Inseln“ hat Herzer klug erkannt: Auch eine Krippe kann eine Insel sein. Eine Insel der Hoffnung auf Erlösung. Eine Insel des Glaubens, der Frömmigkeit, der Kreativität, mit dem Zauber der Tradition. Die sehenswerte Ausstellung dauert noch bis zum 19. Januar 2020 und kann jederzeit während der Öffnungszeiten des Neuen Linda, Ledererstraße 6 in Weiden, besucht werden.

 
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