Weiden in der Oberpfalz
29.11.2019 - 12:50 Uhr

„Wie am Lagerfeuer mit guten Freunden“

Die deutsche Girl-Group "Lemonbabies" sorgte in den 90er Jahren für Furore. Eine der Musikerinnen war Diane Weigman. Inzwischen ist sie eine der renommiertesten Singer/Songwriterinnen - und hat nicht nur in ihren Liedern viel zu erzählen.

Diane Weigmann sagt über sich, dass sie über das Leben, das Lieben und das Loslassen schreibt. Über das, was Menschen ausmacht, sie beeinflusst und prägt. Davon singt sie am 5. Dezember bei "Klein & Kunst" in der Max-Reger-Halle. Bild: Anne de Wolff
Diane Weigmann sagt über sich, dass sie über das Leben, das Lieben und das Loslassen schreibt. Über das, was Menschen ausmacht, sie beeinflusst und prägt. Davon singt sie am 5. Dezember bei "Klein & Kunst" in der Max-Reger-Halle.

Mit einer exzellenten deutschsprachigen Liedermacherin geht am Donnerstag, 5. Dezember (20 Uhr), die „Klein & Kunst“-Reihe in der Max-Reger-Halle in ihre letzte Runde im laufenden Jahr. Diane Weigmann aus Berlin präsentiert sich und ihre Musik dem Publikum. Bereits Anfang der 90er Jahre sorgte die heute 45-Jährige mit ihrer Band „Lemonbabies“ für Furore. Die Kulturredaktion hat sich mit der Musikerin über ihr aktuelles Album und ihre Beziehung zu den „Ärzten“ unterhalten.

ONETZ: „Größer als Du denkst“ – der Titelsong Ihres neuen gleichnamigen Albums klingt auch etwas nach Mutmacher-Song. Ist das so?

Absolut, auch wenn ich beim Schreiben ja vor allem immer erstmal aus meiner Perspektive schreibe. Mir ist aufgefallen, dass nicht nur ich, sondern auch viele hauptsächlich Frauen aus dem Freundeskreis die Eigenart haben, sich oft kleiner zu machen als sie sind. Oder dass, zumindest geht es mir so, man auch gern andere an Sachen ranlässt oder um Rat fragt, die man eigentlich genauso gut selbst hinbekäme, wenn man sich ein wenig damit auseinandersetzt oder es sich auch einfach nur zutrauen würde. Genau darum geht es - wir alle können viel mehr, als uns eigentlich bewusst ist. Nur manchmal und allzugern vergessen wir das.

ONETZ: Sie haben einmal gesagt: Die besten Alben sind die, auf denen ein Künstler auch wirklich was zu erzählen hat. Was haben Sie zu erzählen?

Ich hab‘ viel zu erzählen, über das Leben und all dessen, was mir da begegnet ist. Ich bezeichne mich selbst als „Menschenfreund“, denn ich finde nichts spannender, als andere Menschen, deren Geschichten, deren Stärken, deren Schwächen - ich finde selbst in den schrägsten Persönlichkeiten Details, die ich so liebenswert und besonders finde und halte auch „anstrengende“ Persönlichkeiten sehr gut aus. Es geht mir um Freundschaften, ums gemeinsam „Wachsen“, um das Zusichstehen und auch mal die Ecken und Kanten in unseren Lebensläufen zu akzeptieren.

ONETZ: Auch das klingt nach viel Biographie?

Ich habe vieles gesehen und mitbekommen, gerade auch in den letzten Jahren. Krankheiten oder Tod im Freundeskreis, aber eben auch bedingungslose Liebe und Glück in den kleinen, alltäglichen Dingen. Und die beschreibe ich. Ich bekomm öfter zu hören, dass Menschen nach einem Konzert sagen: Sag mal, hast Du heimlich mein Tagebuch gelesen und daraus Deine Lieder gemacht?

ONETZ: Zwischen dem neuen und dem vorherigen Soloalbum liegen sieben Jahre. Was haben Sie während dieser Zeit gemacht?

Ich bin Mutter von zwei Kindern und habe trotz der Kinder immer fleißig gearbeitet und musiziert. Ich schreibe Auftragskompositionen für Werbung, Kino oder das Fernsehen. Und ich komponiere und texte aber auch Songs mit und für Künstler wie zum Beispiel Juli, Yvonne Catterfeld, Howard Carpendale oder die Höhner und viele mehr. Mit zwei Freunden haben wir das Team „3Berlin“ gegründet, mit denen wir vor allem im Kinderliederbereich mittlerweile sehr renommiert sind.

ONETZ: Im bis heute legendären „Ärzte“-Video „Manchmal haben Frauen…“ aus dem Jahr 2000 leihen Sie einer rabiaten Bodybuilder-Frau Ihre Stimme. Wie ist es dazu gekommen?

Es gibt schon seit den frühen 90er Jahren eine langgehegte Freundschaft zwischen meiner damaligen Band „Lemonbabies“ und den Ärzten - beide Bands sind aus Berlin und wir spielten gemeinsame Konzerte. Und da lag es nahe, dass ich für den Gastgesang gefragt wurde, denn er sollte möglichst zart und lieblich sein. Der Kontrast, dass im Video dann die Bodybuilderin den Schlagzeuger Bela B. „vermöbelt“, ist natürlich damit besonders gelungen.

ONETZ: Bekannt geworden sind Sie 1989 mit der Band „Lemonbabies“. Im Rückblick ist schon auch mal von den „deutschen Spice Girls“ die Rede, die erst fünf Jahre später populär wurden. Mögen Sie solche Vergleiche?

Da die Spice Girls eine gecastete Popband war, die auf der Bühne mit Tanzperformances agierte - wir aber eine organisch gewachsene, jung gegründete „echte“ Band waren (jede von uns spielte ein Instrument und wir schrieben unsere Songs selbst) - kam dieser Vergleich tatsächlich gar nicht so oft. In dieser Zeit kamen Frauen und Mädchen grundsätzlich raus aus ihren Nischen und gingen auf die Bühnen dieser Welt und nahmen sich beim Musizieren so selbstverständlich wie ihre männlichen Kollegen. Ich glaube, das war dem Zeitgeist der frühen 90er geschuldet, und das haben die "Spice Girls" und die „Lemonbabies" gemeinsam.

ONETZ: Nach Weiden kommen Sie mit Thimo Sander als Duo. Was erwartet die Zuhörer?

Es wird ein beschauliches Konzert, intim, zwei Gitarren und Gesang. Aber bestimmt nicht langweilig, denn es gibt die beschwingten Nummern, bei denen das Publikum mitklatscht und mitsingt - aber auch die ruhigeren Nummern zum Zuhören und Eintauchen. Meine Lieder leben von den Texten und wunderschönen Melodien. Ich erzähl vielleicht auch die ein oder andere Geschichte zu den Liedern, ich möchte, dass es sich wie beim Lagerfeuer mit guten Freunden anfühlt.

Info:

Service

Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter Telefon 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/8729-0, www.nt-ticket.de und Abendkasse.

 
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