Das Konzert beginnt mit Musik von Johann Sebastian Bach, mit einem halben Dutzend Präludien und Fugen aus dem zweiten Teil des „Wohltemperierten Claviers“, um den viele Pianisten einen Bogen schlagen. Anderszewski hat eine freie Auswahl getroffen, beginnend mit C, in der Mitte H, dazu (getrennt voneinander) die Paare Es-Dur und dis-Moll, As-Dur und abschließend gis-Moll.
Wohltemperiert durch den Quintenzirkel
Wie der Pianist im Gespräch mit der Redaktion mitteilte, hatte er bei der Auswahl der Stücke die Idee eine Suite im Kopf. Wie dort haben die Einzelstücke verschiedenen Ausdruck und Charakter. Anstelle der zweiteiligen Tanzsätze der Suite treten die Formmodelle Präludium und Fuge, anders als bei der typischen Suite wechseln die Tonarten. „Clavier“ bedeutete für Bach „Tasteninstrument“, also Clavichord, Cembalo, Orgel, die sehr spezifisch für Musik des 18. Jahrhundert sind. Auf dem modernen Klavier kann man hingegen Musik von 1700-2019 darstellen. Anderszewski sieht es als Herausforderung, die Ausdrucksmittel des Steinway-Flügels präzise und stil-bewusst in Hinblick auf die einzelnen Stücke auszuwählen und dabei eine kluge Beschränkung walten zu lassen.
Raue Pfade zu den Sternen
Beethovens Sonate Nr. 31 in As-Dur op. 110 entstand in zeitlicher Nachbarschaft zur „Missa Solemnis“. Sie enthält eine Menge Sonaten-untypischer Überraschungen wie Rezitativ, Arie und Fuge, sie ist in eine geheimnisvolle Atmosphäre gebettet. Anderszewski beschreibt sein interpretatorisches Hauptanliegen kurz und bündig: „Die Sonate soll uns auf eine Reise von harmonischer Stimmung über Kampf und Schmerz zu befreiendem Triumph führen“.
Zwischen das „Alte“ und „Neue Testament“ der Pianisten (Bach und Beethoven) setzt Piotr Anderszewski in Abänderung des Programms statt Janácek Schumanns „Sieben „Stücke in Fughettenform“ op. 126. Bach stellte von der Person losgelöste „Affekte“ dar: Freude, Heiterkeit, Trauer, Zorn. Schumann personalisiert sie: Er freut sich, ist heiter, traurig, zornerfüllt. Der Pianist findet die Stücke faszinierend: „Sie zeigen einen anderen, widersprüchlicheren Weg kontrapunktisch zu komponieren, sie tragen den unverkennbaren Fingerabdruck des vielleicht subjektivsten romantischen Komponisten.“
Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter Telefon 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/87290, www.nt-ticket.de und an der Abendkasse.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.