Der 92-jährige schwedische Dirigent zählt zu den Großen seines Faches und hat weltweit die bedeutendsten Orchester dirigiert - es seien hier nur die Berliner und Wiener Philharmoniker genannt, das Concertgebouw Amsterdam, das Orchester des BR, die Bamberger Symphoniker, mit denen er 2018 auf einer Japan-Tournee war.
In Bamberg wie München ist er bei den Musikern hoch geschätzt. Da wäre sein enormes Wissen und Können, seine außerordentliche Musikalität, sein Umgang mit dem Orchester, seine umfassende Bildung. Blomstedt hat viele der großen Dirigenten persönlich erlebt: Am meisten hat ihn Bruno Walter beeindruckt. Blomstedt formulierte das in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" vom September 2018 so: "Nicht nur, weil er (Walter) als Musiker und Dirigent auf Augenhöhe mit Toscanini oder Furtwängler war, sondern weil er sich total beherrschen konnte. Das war bei den anderen nicht der Fall. Die konnten andere beherrschen, aber sich selbst nicht. Bruno Walters Umgang mit seinen Musikern, auch mit Amateuren, hatte so etwas Warmes, Schönes und Natürliches. Das ist für mich ein Ideal. Wenn man ein großes Orchester beherrschen kann, dann sollte man sich auch selbst beherrschen können."
Bei den Weidener Meisterkonzerten (1. Juni, 18 Uhr) dirigiert Blomstedt die Sinfonie Nr. 4 a-Moll op. 63 (1913) des finnischen Komponisten Jean Sibelius. Er äußerte sich dazu bei den Salzburger Festspielen 2018: Der Dirigent sieht in dem Werk eine "tragische" Symphonie, in der Sibelius die dunklen Seiten seiner Seele auslotet und dabei auf neue Schönheiten und Wahrheiten stößt, er thematisiert darin die Auseinandersetzung mit dem Tod. Blomstedt fasziniert dabei besonders die Wahrhaftigkeit, Sensibilität, Ausdruckskraft und den Mut des Komponisten dieses Sujet zu behandeln.
Von dem schwedischen Komponisten Wilhelm Stenhammar erklingt das Intermezzo aus der Kantate "Sangen" op. 44, komponiert 1921. Zur Musik seines Landsmanns äußerte sich Blomstedt in einem Interview mit "Bayern Klassik": "Das ist ein bisschen Kritik an der Entwicklung der deutschen Musik zu jener Zeit. Richard Strauss - das wollte Stenhammars Generation nicht: Sie wollte mehr Substanz haben - mehr Bach, mehr Beethoven, nicht nur Farben und Stimmungen. Sein Ideal waren Nielsen und Sibelius. Stenhammars Musik ist nicht so geschickt instrumentiert wie Strauss. Das muss gelernt sein und nicht unbedingt wie Max Reger klingen, wo man merkt, wie klug und gescheit er war." Auch beim dritten Werk bleiben die Musiker im Norden: Sie musizieren von Felix Mendelssohn-Bartholdy die Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 (1842) mit dem Beinamen "Die Schottische". Inspiriert hat ihn dazu eine Reise durch die schottischen Highlands im Jahr 1829.
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