Wird's besser? Wird's schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich." Erich Kästners fast 100 Jahre alter Spruch darf für 2019 gerne wieder aus dem Bücherschrank geholt werden. Denn auf dem Polit-Parkett ist für das bevorstehende Jahr kaum Besserung in Sicht. Den ehemaligen Volksparteien CDU und SPD droht weiteres Ungemach - und der Kanzlerin ein vorzeitiger Abgang.
2018 war ein ebenso turbulentes wie gebrauchtes Jahr. Verlierer gibt es allerorten. In der CSU reibt sich Horst Seehofer an Angela Merkel ab, macht den mehrfachen Drehhofer und stolpert schließlich über seinen fast schon kindlichen Starrsinn. Markus Söder setzt die Landtagswahl im Oktober massiv in den Sand, darf aber mangels Alternative weitermachen. In der CDU gibt Angela Merkel ausgebrannt den Vorsitz ab. Annegret Kramp-Karrenbauer soll es richten. "Keine Experimente" - die Union scheint den Wahlkampfslogan von 1967 zu beherzigen. Stillstand statt Attacke.
Noch schlimmer sieht es bei der SPD aus. Andrea Nahles steht mit ihrer Verbissenheit Pate für die gesamte Partei. Die Errungenschaften der Großen Koalition - immerhin haben die meisten Bürger 2019 mehr Geld in der Tasche - gehen großteils aufs Konto der Sozis. Aber im Verkaufen der Erfolge sind die Sozialdemokraten traditionell absolute Nieten.
Während Linke und FDP im Mittelmaß dümpeln, sind Grüne und AfD - in Bayern auch die Freien Wähler - die Sieger 2018. Die Grünen sind die Gute-Laune-Partei, die mit frischen Köpfen und großer Kompromissbereitschaft einen ungeahnten Höhenflug erfährt. Die AfD profitiert am anderen Rand von den Fehlern der einst großen Parteien und einer rational nicht greifbaren Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Beide Parteien stehen für den immer tiefer werdenden Riss, der durch Deutschland geht.
Die Spaltung der Gesellschaft dürfte 2019 weiter voranschreiten. Die Europawahl im Mai ist immer eine Abrechnung mit den Etablierten. Auch im Herbst drohen bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg weitere politische Erosionen. 2019 wird für die Bundesregierung noch unangenehmer als das letzte Jahr. Der Kanzlerin droht das vorzeitige Aus. Nach dem Hitzejahr steht ein politisch extrem stürmisches 2019 bevor.
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