Die Künstler von "Quatuor Arod" haben schon 2016 Aufsehen erregt, als sie beim ARD-Wettbewerb ein perfekt-steriles japanisches und ein handfest zupackendes deutsches Ensemble überflügelten. "Arod-Quartett": Nomen est Omen, der Name ist Ansage. Er bezieht sich nämlich auf das legendäre Pferd aus Tolkiens Roman "Der Herr der Ringe".
Beweglich, kraftvoll und feurig musizieren diese vier ausgeprägten, identifizierbaren Persönlichkeiten. Voll Teamgeist, klangfarbenfroh leuchtend der Primarius Jordan Victoria; außerordentlich füllig-warm Alexandre Vu; erdig und hinreißend beseelt Bratschist Tanguy Parisot; in allen Lagen klar entschlossen, doch leichtfüßig-elegant Cellist Samy Rachid.
Individualität, Teamgeist
Schon die ersten Töne von Joseph Haydns experimentellem Quartett Es-Dur op. 76/6 treffen ins Schwarze: Dieser von Licht durchstrahlte, obertonreiche, am Klangpotenzial der Darmsaiten orientierte Quartettklang ist unverwechselbar, eigenständig, er sucht seinesgleichen. Akkorde sind bis hin zur Gewichtung ihrer Einzeltöne klanglich ab- und ausgestimmt, da singen die vier ganz wie mit einer Stimme.
Selten liegt der kompositorische Sprengstoff Haydns so offen, so frei von jeder biedermeierlichen Patina. Die musikalisch sprechenden Gesten sprühen Funken, die hier wirklich fantastische Fantasia lässt den Atem stocken. Der Humor des Scherzos wird nicht "urfidel" und aufgekratzt, sondern hintergründig, mit delikat beiläufigem Witz zelebriert. Die cremig-spritzigen Springbogen-Passagen im Finale gelingen mit einzigartiger Eleganz.
Bei Anton Weberns "Langsamem Satz" scheint das Arod-Quartett die Instrumente gewechselt zu haben: Woher sonst dieser hochromantische, dunkle, satte und süffige Sound? Die Musiker heben dieses Opus auf das Klangfarben-Niveau eines Orchesters, vom ätherischen Pianissimo zum schmetternden Forte-Klang.
Faszination und Spannung
Einen ultimativen Prüfstein für die Gestaltungskunst eines Quartetts bildet das Opus 15 (Kompositionsjahr 1914) von Alexander Zemlinksy, der im Übrigen wie sein Schwager Arnold Schönberg mit Max Regers Musik vertraut war. Wie Brahms entwickelt Zemlinsky das ganze Werk aus einem Motiv-Samenkorn. Die vier Sätze münden nahtlos ineinander. Geradezu tiefenpsychologisch ausforschende, aufwühlende Partien wechseln mit ätherischen Klängen, depressive Verzweiflung, Aufruhr und wütender Zorn (familiäre Katastrophen lassen grüßen) mit überirdischer Verklärung.
Trotz überschwappender Emotionen strukturieren die vier das Werk klar, führen eine beispiellose Klangregie, stehen haushoch über den exorbitanten spieltechnischen Herausforderungen. Höchstspannung im Saal. Frenetischer Applaus. Als Zugabe servieren die vier "Herren der Noten" die "Träumerei" von Robert Schumann, schier herüberschimmernd aus einer anderen Welt. Ein Quartett der absoluten Spitzenklasse, mit großer, glänzender Zukunft!













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