Weiden kennt sie vom Hörensagen, erzählt Jean Lelá. Hier habe es 1998 eine Ausstellung gegeben, "100 Sprachen hat das Kind". "Und die Musik", setzt sie hinzu. Mit einem seltenen Rhythmusinstrument, einer Kayser Handpan, singt sie orientalisch klingende Laute, stimmt das Publikum im voll besetzten Raum auf ihr Konzert ein. Sie hat "Snoopy" mitgebracht, ihren Hund, der ihr manchmal fast die Schau stiehlt, wenn er sich auf die Bühne stellt, auf seinem Fellteppich kuschelt oder durch die Reihen geht auf der Suche nach Händen, die ihn kraulen. Irgendwie passt er dazu. Zu dem, was Jean Lelá erzählt, von ihrem oft rastlosen Leben. Von ihren tausend Ideen und Sehnsüchten. Von ihrem Trip nach Amerika, der sie stark geprägt hat. Nashville, die Seele des Blues, des Rock 'n' Roll und Country. "Hier fällt es nicht auf, wenn man unterwegs etwas singt, denn an jeder Ecke wird hier gesummt, gesungen, gespielt". Sie hat ihre Version des "Summertime-Blues" dabei, und von einer Freundin aus Nashville das Lied "Close to Elvis".
Die Liedermacherin aus Hananover erzählt viel aus ihrem Leben, plaudert, improvisiert. Die Bühne ist ihr Element, das spürt man. Ihr Lieblingsplatz? Die Badewanne! "In the bathtub with you" ist beinahe ein Liebeslied, zumindest der Traum davon. Und auch das Publikum scheint zu träumen bei ihren Liedern, viele lauschen mit geschlossenen Augen, wenn die sanften Gitarrenklänge von der Bühne schweben. „Come ride away with me“ ist eine Aufforderung zu reisen, zu reiten, zu vertrauen - aus der Sicht des Pferdes! Ein lustiger Zufall war die Entstehung ihres Liedes "Du bist der Stern". Zeitgleich sang DJ Ötzi vom "Stern, der Deinen Namen trägt". Mit vier Gitarren und ihrem "zweiten Musiker", dem Trompeter, den sie mit den Lippen imitiert, präsentiert sie ihre poetisch angehauchten Songs. Ihre volle, weiche Stimme hat sie angeblich von ihrer Mutter geerbt.
Ihre Lieblings-Jahreszeit ist der Sommer. Ihr Lieblingsessen? Das Frühstück. Eine wunderbare Liebeserklärung an eine langjährige Beziehung bestätigt das. "You mean everything to me, like bread, butter an tea". Das Publikum genießt die Symbiose aus Text, Musik und Stimme und die Geschichten, die die Musikerin lebensnah gedichtet hat. Der "Devil in Detail", der überall drin steckt, wird mit dem astreinen "Bubble Song"-Blues vertrieben. "Red Cross" klingt melancholisch, tiefgründig. Zwischendurch mischt sich bei einem Gitarren- oder Rhythmuswechsel wieder "Snoopy" ein, sucht Streichelhände oder sein Frauchen.
Ihre Musik, zum größten Teil selbst geschrieben (und erlebt), ist eine Mischung aus Rock, Pop, Country, Jazz und Blues. Sich selbst ordnet sie in die Riege von Joni Mitchell oder Susan Vega ein, als Interpretin und Liedermacherin. Bezeichnet sich als rastlos, immer auf der Suche. Ihr Leben: immer mehrere Eisen im Feuer, nichts Endgültiges. Das zeigt auch ihr Engagement für Kinder oder ihr Entschluss, nochmal zu studieren. Neues entdecken und lernen. Sie hat ebenso in der Fußgängerzone von Hannover gespielt wie auf Lanzarote in kleinen Bars, vier Gigs pro Woche. Hat in Miami Neues dazugelernt und sich schließlich selbstständig gemacht. Nach der langen Reise überkam sie zu Hause wieder die Leidenschaft fürs Spielen und Texten, die Musik hat auch ihren Beruf bestimmt. In der musikalischen Frühförderung, in einer Kita und bei der Arbeit mit schwerst behinderten Kindern. Und für ihre Bühnenleidenschaft kommen noch 12 Gigs pro Jahr hinzu. Der erste dieses Jahr in Weiden, wo sie sich wunderbar wohl und aufgenommen fühle.
Immer wieder versucht sie, das Weidener Publikum zum Mitsingen zu animieren, was ihr am Ende mit dem mehrstimmigen "Dubduba-Publikums-Chor" tatsächlich gelingt. Als Zugabe wählt sie ein Lied von einem Bassisten, der gleichzeitig wunderbar singen kann, was sie auch gerne lernen würde. Sting: "Englishman in New York". Begeistert und beseelt verabschiedet sie das Publikum mit lang anhaltendem Applaus.
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