Von denen hat der eine oder andere schon leichte Patina angesetzt.„Let the Mermaids flirt“, ein Notenwerk von Mississippi John Hurt, etwa hat immerhin schon über 80 Jahre auf dem Buckel. Nein, es liegt vielmehr an den Nachwirkungen eines Rohrbruchs im Untergeschoss der Max-Reger-Halle, der den Raum komplett unter Wasser gesetzt hat. Das Konzert kann dennoch,stattfinden, weil viele Helfer die Ärmel hochgekrempelt haben.
Eingesprungen
Überhaupt kommt der „The Rooster Crows“-Gig ganz anders zustande als geplant. Eigentlich sollte am Donnerstagabend Ida Wenoe mit ihrer mysteriösen und nachdenklichen Mucke auf der Bühne stehen. Aber die Dame hat das Handtuch geworfen. Stattdessen springt die Regensburger Folk- und Country-Combo ein, die einige im Publikum schon von einem Neustädter Barockgarten-Konzert her kennen. Trotz der kurzfristigen Ansage ist der Saal proppenvoll.
Vor den Leuten steht eine exzellente Band, die den kompletten Bühnenbereich einnimmt und ein Superkonzert liefert. Die Roosters um Hans Deml zelebrieren Folk, wie er sein soll: akustisch, mehrstimmig, rau, herzlich, manchmal jaulend. Am Mikrofon wechselt sich Deml in der Regel mit Heiner Winkeler und Werner Schneider ab. Ihre Stimmen klingen hart und weich. Ihr Gesang präzise. Demls Moderation ist witzig und informativ. Er ist ein Plauderer, ein Geschichtenerzähler. Die schwierigsten Einsätze hat allerdings Martin Höllriegl, jedesmal dann, wenn er am Piano mit dem Rücken zur Band spielt. „Hat vielleicht jemand einen Schminkspiegel für mich?“
Die Band rekrutiert sich aus altgedienten Musikern der lokalen Regensburger Musik-Szene. Die weiteste Anreise hat Kontrabassist Schneider, der aus Bogen stammt. Das Markenzeichen der Donaustädter sind entstaubte, neu interpretierte und instrumentierte Folk- und Countryklassiker, auf die hier zurückgegriffen wird. Die Musik klingt verspielter, multiinstrumentaler, zum Teil auch fetziger als die Originale von Dylan, den Stones, Everly Brothers oder Springsteen.
Dabei vermeiden es die Regensburger tunlichst, auf Gassenhauer zu setzen. Nein, das solle eine Band nicht tun, hebt Deml den Finger. „Sonst sagt ein jeder: Mein Gott, jetzt spielen die das auch.“ Deshalb lieber unbekannteres Material, wie eine Serie brillant gespielter Nummern: „Fat bottomed Girls“, „Further up on the Road“, „Boys of Summer“ oder „Marrakesh Express“, die hier eine musikalische Wiedergeburt feiern. Nichts ist kopiert. Immer wieder gibt es Sonderapplaus.
Besucher begeistert
Stilistisch bieten die Roosters – ihr Bandname ist einer Zeile aus Dylans „Don’t think Twice“ entliehen – authentisch dargebotenen, handgemachten Country-Folk mit einer Prise Blues, Shuffle und Ausflügen in Rock und Rockabilly. Dies alles ist gewürzt mit Gitarre, Dobro, Mandoline, Mundharmonika, Bass, Akkordeon und Piano. Dass es sich um eine herausragende Band handelt, beweist die Begeisterung der Besucher sowohl beim Pausengespräch, als auch nach dem Konzert.
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