Weiden in der Oberpfalz
12.02.2019 - 15:24 Uhr

Streichtrio auf Gipfeltour

Der Förderkreis für Kammermusik präsentiert am 22. Februar in der Max-Reger-Halle ein außergewöhnliches Konzert-Programm und exquisite Solisten, die Instrumente des überragenden Geigenbauers Antonio Stradivari (1648-1737) spielen.

Das Trio Zimmermann gastiert am 22. Februar bei den Weidener Meisterkonzerten. Bild: Mats Bäcker
Das Trio Zimmermann gastiert am 22. Februar bei den Weidener Meisterkonzerten.

Es sind Frank Peter Zimmermann (Violine), Antoine Tamestit (Viola) und Christian Poltéra (Violoncello). Im Gepäck haben sie das Streichtrio op. 45 von Arnold Schönberg (1946) und die legendären „Goldberg-Variationen“ BWV 988, die Johann Sebastian Bach 1742 als „Clavier-Übung bestehend in einer ARIA mit verschiedenen Veränderungen fürs Clavicimbal mit zwei Manualen“ bezeichnete. Im Interview erzählt Christian Poltéra über das bevorstehende Konzert am Freitag, 22. Februar (20 Uhr), in der Weidener Max-Reger-Halle.

ONETZ: Welche Dimensionen gewinnt die Cembalo-Komposition Bachs mit ihren 32 Teilen durch das Arrangement für Violine, Viola und Violoncello?

Christian Poltéra: Wir spielen nicht das gängige Arrangement von Sitkovetsky. Als Resultat jahrelanger Auseinandersetzung mit diesem Meisterwerk haben wir eine eigene Fassung entwickelt. Übrigens pflegte schon Bach die Praxis, seine Musik oder die von Kollegen (Vivaldi) für Besetzungen, die sich gerade anboten zu arrangieren. Der Reiz der Trio-Fassung ist einerseits, dass wir mit den drei Instrumenten und ihren individuellen Klangfarben eine besondere Transparenz der Stimmführung erreichen. Andererseits haben wir als Streicher die Möglichkeit, Töne zu halten und damit horizontale Linien linearer zu gestalten. So kann der Hörer neue Perspektiven dieses Werks entdecken.

ONETZ: Da finden sich ja 2-stimmige Variationen, hat dann ein Spieler Schnaufpause oder wird er auch da mit Noten versorgt?

Christian Poltéra: In unserer Version gibt es in jeder Variation für jeden zu tun. Die Stimmen springen so nahtlos wie möglich hin und her, um das klanglich optimale Instrument ertönen zu lassen.

ONETZ: Im Gegenzug finden wir vierstimmige Teile wie die Nrs. 4, 10 (Fuge) oder 30 (Quodlibet). Die Akkordwechsel zwischen rechter und linker Hand in Nr. 29 wiederum sind sehr Tasten-spezifisch. Welche Überraschungen erwarten uns da?

Christian Poltéra: Vierstimmige Passagen sind technisch anspruchsvoll, sie werden durch mehrstimmiges Spiel (Doppelgriffe, Akkorde) oder Andeutung von Mehrstimmigkeit dargestellt, die auch Bach bei seinen Solowerken für Violine oder Cello verwendete.

ONETZ: Auch Schönberg verwendete kontrapunktische Techniken wie Kanon oder Fuge beim „Komponieren mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“. Stellt Ihre Interpretation mehr die „Machart“, die intellektuelle Konstruktion und die Form in den Vordergrund oder gewichtet sie anders?

Christian Poltéra: Für uns ist die klare, transparente Umsetzung der Partitur Schönbergs und ihrer Struktur entscheidend. Nichts soll willkürlich oder chaotisch klingen, alles ist ja strengstens genau komponiert. Nur auf dieser Grundlage kann sich die ungeheuer expressive und sinnliche, geradezu hochemotionale Musik entfalten.

ONETZ: Sie kennen das Informations-dichte Werk in- und auswendig, leider können Sie es nur einmal spielen. Welche Hör-Tipps möchten Sie uns mit auf den Weg geben?

Christian Poltéra: Frank Peter Zimmermann forderte einmal direkt vor einer Aufführung des Schönberg-Trios das Publikum auf: "Lassen Sie sich schockieren!" Besser könnte ich es nicht sagen, kontrastreicher könnten die Ausdruckswelten von Bach und Schönberg kaum sein, beide profitieren aber gerade auch beim ersten Hören von möglichst unvoreingenommenen, offenen Ohren, geschult oder nicht spielt dabei keine große Rolle.

Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter Telefon 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/87290, www.nt-ticket.de und Abendkasse.

 
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