Weiden in der Oberpfalz
01.05.2020 - 14:51 Uhr

Streit um Infektionszahlen: „Kein Mehrwert für die Bevölkerung“

Bayerische Landkreise handhaben es sehr unterschiedlich, ob sie Corona-Infektionszahlen auf Gemeindeebene veröffentlichen oder nicht. Die Entscheidung müsse vor Ort fallen, sagt das Landesamt für Gesundheit.

Mundschutze hängen auf einer Wäscheleine nebeneinander. Bild: Sebastian Kahnert/dpa
Mundschutze hängen auf einer Wäscheleine nebeneinander.

Wie viele Corona-Fälle gibt es in den einzelnen Gemeinden? Diese Frage beantwortet etwa der Landkreis München in einer Übersicht auf seiner Homepage. Die Landkreise in der Oberpfalz tun das nicht. „Jedes einzelne Gesundheitsamt muss das abwägen“, heißt es vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).

„Es ist nicht rechtlich vorgeschrieben, bis auf welche Ebene die Zahlen heruntergebrochen und veröffentlicht werden“, sagt LGL-Sprecherin Katrin Grimmer auf Anfrage unserer Redaktion. Die Gesundheitsämter in den Landkreisen müssten das Auskunftsrecht gegenüber dem Schutzbedürfnis Betroffener abwägen. „Das kann nur vor Ort passieren.“ So könnten Corona-Infizierte in kleinen Gemeinden leichter identifiziert werden als in großen Städten. Um eine Stigmatisierung zu vermeiden, sei der Schutz der Betroffenen sehr wichtig.

Es könne aber auch berechtigte Gründe dafür geben, die Zahl von Corona-Infektionen auf Gemeindeebene zu veröffentlichen, etwa wenn Häufungen an einem Ort auftreten, sagt Grimmer. Dann könnten Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen dort noch verstärkt werden, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Doch die Sprecherin relativiert auch hier. Aktuell würden ohnehin für alle strenge Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen oder Mund-Naseschutz-Vorgaben gelten. Aus ihrer Sicht bringt eine Kenntnis über die Infektionszahlen in der eigenen Gemeinde deshalb „für die Bevölkerung keinen Mehrwert“.

Grimmer warnt auch davor, die Aussagekraft von Infektionszahlen auf Gemeindeebene zu überschätzen – wenn sie nicht um weitere Informationen ergänzt sind. Meist würden sie nicht den Jetzt-Zustand beschreiben, sondern die Anzahl aller bisherigen Fälle. Das Landesamt für Gesundheit habe sich entschieden, die Zahlen auf Landkreisebene zu veröffentlichen. Dafür seien auf der LGL-Internetseite weitere wichtige Daten veröffentlicht, etwa die „Sieben-Tage-Inzidenz“. Sie entspricht der Anzahl der in den vergangenen sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100 000 Einwohner – und bildet damit ab, wie stark das Virus aktuell in der Region grassiert.

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Weiden in der Oberpfalz03.05.2020
 
Kommentare

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Siegfried Rossmann

Danke liebe Obrigkeit, dass Ihr für uns dummen Bürger die Entscheidung trefft, welche Informationen für uns geeignet und wichtig sind.
Gerade in Zeiten intensiver, wenn auch verständlicher Einschränkung unser Bewegungsfreiheiten solltet Ihr uns wenigstens noch die Freiheit zum Denken lassen. Euer Handeln passt gut zur Denke von Putin, Trump, Orban, Xi Jingping, etc. Da will ich aber nicht hin.

03.05.2020
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