Das Eröffnungskonzert zum „Weidener Jazz-Herbst“ im September stellte für Musiker und Zuhörer eine Wiedergeburt des Jazz dar. Nun geht es am 10. Oktober mit zeitlos swingendem Gypsy-Jazz in die nächste Runde. Das Motto des Abends lautet „Dear Stéphane“, eine Hommage an den Violin-Virtuosen Stéphane Grappelli (1908-1997), der zusammen mit Django Reinhardt maßgeblich an der Entwicklung des Jazz mit europäischer Prägung beteiligt war. Eigentlich sollte der britische Gitarrist Martin Taylor (*1956) dabei sein, der 11 Jahre zusammen mit Grappelli spielte. Doch Corona führte zu einer Absage. An seine Stelle tritt nun sein jüngerer Kollege Giovanni Weiss (*1980) , der mit der Gruppe „Django Deluxe“ Furore macht und 2013 den Echo Jazzpreis als „bester Gitarrist“ gewann. Im Gespräch äußert sich Bassist Joel Lochner (*1982) zum bevorstehenden Konzert.
ONETZ: Herr Lochner, Sie waren bereits mehrmals beim Jazz-Zirkel in Weiden. Ihre Auftritte mit Bireli Lagrene, Jermaine Landsberger oder Wawau Adler sind in noch bester Erinnerung. Nun kommen sie mit dem Projekt „Dear Stéphane“ nach Weiden. Wie kam es dazu?
Joel Lochner: Es war eine Idee von Sandro und mir, solch eine Formation mit Martin Taylor, dem fantastischen Gitarristen und jahrelangen Wegbegleiter von Stephan Grappelli, zu gründen. So war es naheliegend, das Trio wieder aufleben zu lassen mit dem Titel „Dear Stephane“ – einer Hommage an Stephane Grappelli. Mittlerweile haben wir mit dieser Band zahlreiche Konzerte auf Festivals und in Clubs gespielt.
ONETZ: Ursprünglich war der Gitarrist Martin Taylor für das Projekt geplant, nun tritt Giovanni Weiss an seine Stelle. Hat das Auswirkungen auf die Programmgestaltung?
Joel Lochner: Leider kann Martin Taylor wegen den Corona Bestimmungen nicht nach Deutschland einreisen. Aber wir haben einen hervorragenden Gitarristen und Freund aus Hamburg für unsere kleine Tour gewinnen können. Wir freuen uns sehr mit Giovanni Weiss zu musizieren. Er ist zweifacher Echo Gewinner und seine eigentliche Band heißt „Django Deluxe“. Vom Programm her werden wir das „Dear Stéphane“ Projekt etwas aufbrechen und auch neue Songs mit einfließen lassen.
ONETZ: Kann man ihre Musik mit einem Etikett versehen? Trifft der Begriff „Gypsy-Swing“ zu?
Joel Lochner: Man kann den Gipsy Swing auf jeden Fall heraushören, aber bei der einen oder anderen Nummer wird man auch modernen Gipsy Jazz genießen dürfen.
ONETZ: Geiger Sandro Roy (*1994) konnten wir vor drei Jahren im Quartett von Jermaine Landsberger erleben. Was hat sich seitdem getan?
Joel Lochner: Es hat sich sehr viel getan bei Sandro Roys Musik Karriere. Er hat neue Projekte und spielt viele Konzerte mit den unterschiedlichsten Künstlern im In- und Ausland. Leider schränkt die Corona Krise zurzeit alle Künstler seit Mitte März enorm ein, aber ohne Kunst wird’s definitiv sehr still.
ONETZ: Diesmal spielen Sie als Trio in der Besetzung Geige-Gitarre-Bass. Was spricht für dieses Format?
Joel Lochner: Stéphane Grappelli hat in dieser Besetzung auch sehr häufig gespielt, ganz ohne Schlagzeug. Dadurch wird der Swing sehr durchsichtig und man hat mehr Freiheiten.
ONETZ: Die Corona-Pandemie fordert die Musiker ja ganz besonders. Wie haben Sie die letzten Monate überstanden, wie sehen Sie die Zukunft?
Joel Lochner: Die Corona-Krise trifft uns Künstler sehr hart, weil wir unsere Konzertplanung und unser Leben neu strukturieren müssen. Es gibt in manchen Bundesländern Unterstützungen, aber diese sind nur zur Überbrückung gedacht und dann geht das Künstler-Leben weiter. Wie es in der Zukunft aussehen wird, wissen wir leider alle nicht! Hoffentlich wird sich die Lage in den nächsten Jahren wieder bessern.
Service
Das Konzert findet am Samstag, 10.Oktober um 20 Uhr im Bistrot Paris am Schlörplatz statt. Karten gibt es bei www.nt-ticket.de und an der Abendkasse.
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