Ein Blick von oben auf den 500 Meter breiten, rot-braunen Streifen der Verwüstung nahe der brasilianischen Stadt Brumadinho - der Weidener Thomas Krämer hat sich aus der Nähe angesehen, was der Dammbruch in einer Eisenerz-Mine im Bundesstaat Minas Gerais angerichtet hat. Für die Aktion reichte dem 55-Jährigen sein Mountainbike als Verkehrsmittel. Krämer ist mit einer Brasilianerin verheiratet und lebt seit einem Jahr im Heimatland der Gattin. Der gemeinsame Wohnort Casa Branca liege "Luftlinie etwa zehn Kilometer östlich" vom Unglücksort, beschreibt Krämer, der in Brasilien wie auch in Deutschland als Multimediadesigner arbeitet.
Der Erdrutsch hat bisher knapp 90 Leben gefordert, über 200 Menschen werden vermisst. Es ist klar, dass das Unglück die Gespräche und den Alltag in der Region bestimmt. "Wahrscheinlich hatte die Trockenheit etwas mit dem Unglück zu tun." Zu dieser Jahreszeit sollte es viel regnen. Tatsächlich kam seit Wochen kein Tropfen mehr vom Himmel. "Die Dämme der Auffangbecken sind aus Lehm", erklärt Krämer. Wenn Lehm austrocknet, werde er porös und dadurch instabil.
Irgendwann hat der Damm dem Druck des aus der Mine abgepumpten Wassers nachgegeben. Dass das Staubecken erst vor Monaten vom deutschen Tüv Süd geprüft wurde, spiele in der Öffentlichkeit sehr wohl eine Rolle. Auch in Brasilien gelten die Deutschen als besonders zuverlässig, das passe nicht zu einer schlampigen Prüfung. Deshalb richten sich die Blicke nun auf weitere fünf oder sechs Rückhaltebecken in der Region. "Die sollen in noch schlechterem Zustand sein." Seit dem Unglück habe es mehrfach Alarm wegen angeblich drohender Dammbrüche gegeben. "Sonntagnacht wurde vorsichtshalber halb Brumadinho evakuiert", sagt Krämer über die Kreisstadt, die etwa so groß wie Weiden oder Amberg ist. Die Unruhe passt nicht zu der Region, die als Naherholungsgebiet für Belo Horizonte gilt, der Metropole, in der Deutschland Brasilien bei der WM 7:1 geschlagen hat.
Krämers Wohnort liegt in einer Mittelgebirgslandschaft. "Die Berge sind ein bisschen wie im Bayerischen Wald", sagt er. Das Wohnhaus steht auf etwa 700, das Unglücksbecken liegt auf 1300 Höhenmeter. Krämer erzählt von einer Mountainbiketour zum höchsten Berg der Region auf 1600 Meter. "Von dort konnte man die Unglücksstelle und die Mine gut sehen", berichtet er am Telefon. "Dieser Anblick war wirklich einfach nur der Wahnsinn."


















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