Ein Holländer, ein Österreicher und ein Italiener, der in New York lebt, das sind die „Drei Weisen“ aus dem Morgenland. Allesamt sind sie dem traditionellen Jazz verpflichtet und legen Wert auf den Naturklang der Instrumente. Hier gibt es keine Verstärker und Mikrophone, handgemachte Musik ohne doppelten Boden ist angesagt.
Im Mittelpunkt steht Bandgründer Frank Roberscheuten. Die Klarinette, Alt-und Tenorsaxofon sind sein Metier, und er spielt sie in einer Weise, wie es in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts üblich war: mal samtig weich und schmeichelnd, dann wieder quirlig und expressiv. Vorbilder wie Benny Goodman, Coleman Hawkins oder Benny Carter werden bewusst als Stilmittel integriert, auch wenn diesmal Stücke von Europäischen Komponisten angesagt sind.
Unter dem Motto „European Songbook“ gehen die drei auf eine Reise durch Europa, wobei sie keine Rücksicht auf Genre-Grenzen nehmen. Die Tauglichkeit der Melodie als Ausgangspunkt zu jazzigen Improvisationen ist das einzige Kriterium. Ein eingängiges Thema ist Ausgangspunkt und Schluss, dazwischen liegen ausgedehnte Passagen für solistische Darbietungen, wobei meist das Blues-Schema oder die traditionelle Songstruktur herhalten müssen.
Unüberhörbar die Vorliebe für Stride-Piano, Walking Bass und feurige Boogie-Riffs. Alle drei beherrschen ihre Instrumente meisterhaft. Da gleiten die Besen dezent und doch treibend über die Snare-Drum, Becken und Trommeln werden als Akzente und Stilmittel eingesetzt, kurze Solo-Passagen werden eingeschoben. Auch der Humor, der im Jazz ja eine lange Tradition hat, kommt zu seinem Recht.
Musiker wie Louis Armstrong, Fats Waller, Cootie Williams oder Clark Terry machten deutlich, dass der frühe Jazz Unterhaltungsmusik im besten Sinne war, und dass humorvolle Einlagen zu einer entspannten und angenehmen Atmosphäre beitragen.
Diesen Part übernimmt Martin Breinschmid, ein Perkussionist der Extraklasse. Er ist in den großen klassischen Orchestern ebenso zu finden, wie in kleinen Swing-Combos. Jeden Gegenstand, den er berührt wird zum Musikinstrument. Flaschen oder Klingeln, Schuhe oder Marionetten, in seinen Händen wird alles zu Rhythmus!
Die Europareise beginnt in Italien mit Giuseppe Verdis „Nabucco“, führt mit Franz Lehars „Die lustige Witwe“ nach Wien, mit dem Filmhit „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ zu Franz Doelle nach Deutschland und auch eine Komposition der „Ramblers“ aus Holland darf nicht fehlen. Weiter geht es nach Irland mit „It‘s a long way to Tipperary“ und hier greift Roberscheuten erstmals zur Klarinette und Martin Breinschmid wechselt zum Xylophon.
Nach Polen und Frankreich führt uns Rossanno Sportiello in einer jazzmäßigen Interpretation von Frederic Chopins „Cis-Moll Walzer“. Mit „Bei mir bist du schön“ gibt es einen jiddischen Klassiker, den schon Benny Goodman und die Andrews Sisters im Repertoire hatten. Martin Breinschmid liefert hier ein atemberaubendes Solo auf diversen Flaschen und intoniert die Melodie dann mit einen Stock, den er auf das Fell einer Trommel drückt.
Weiter geht es mit Bach nach Leipzig und Hazy Osterwald in die Schweiz, der mit „Swiss Air“ einst ein bekanntes Volkslied verjazzte. Ein Potpourri aus italienischen Melodien führt zu Ennio Morricone und dem Gassenhauer „O sole mio“, eine Melodie, auf der auch im modernen Jazz gerne improvisiert wird. Nach Russland geht es mit „Midnight in Moscow“, ein Thema das vor allem im Dixielandjazz gerne verwendet wird. Ein Medley unter dem Motto „Von Schönberg bis Brahms“ bietet Freiraum für heiße Boogie-Woogie Rhythmen und gipfelt mit einer Paradenummer für „wohl temperierte“ Hotel-Klingeln: „Guten Abend, gute Nacht“.
Das Publikum reagiert begeistert auf den kurzweiligen Abend mit altbekannten Melodien und heißen Rhythmen, garniert mit humorvollen Einlagen und informativen Ansagen. Und als Zugaben kommen dann doch noch einige Stücke aus dem amerikanischen Fundus: Unter dem Motto „Cute“ führt Martin Breinschmid mit seiner Puppe „Don Diego“ einen heißen Stepptanz auf, und bei „John Brown‘s Body“ singen die Zuhörer spontan mit: Glory, Glory Hallelujah!Die Realität hat uns wieder!
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.