Stunden nach dem schrecklichen Attentat in Halle drängt sich eine Frage aus all der Erschütterung und Wut über das Geschehene hervor: Wieso wird eine Synagoge mitten in Deutschland am höchsten jüdischen Feiertag nicht bewacht? Haben wir eigentlich gar nichts gelernt aus unserer Geschichte? Gerade in Halle, wo die rechtsextreme Identitäre Bewegung offensichtlich so viel Zulauf hat, dass sie ein "Haus-Projekt" mitten in der Stadt betreiben kann, hat man das nicht auf dem Schirm?
Marina Weisband, Politikerin - und Jüdin -, twitterte am Donnerstagabend: "Ich wünschte, ich fände Worte. Ich wünschte, es gäbe Sicherheit." Dieser Forderung in aller Sprachlosigkeit kann man sich nur anschließen. Denn was bringt uns die Religionsfreiheit, wenn sich Gläubige nicht sicher fühlen können?
Die Zugänge zu einigen Synagogen in Europa werden akribischer kontrolliert als die zu so manchem Flughafen. Die Tat von Halle zeigt nun drastisch, dass solche Vorsichtsmaßnahmen leider mehr als angebracht sind. Vor allem aber sollte uns bewusst werden, dass es längst überfällig ist, diesem Wiederaufflammen von Rassismus entschieden entgegenzustehen - in Politik und Alltag. In Halle ist es am Ende Zufall, dass die Türen der Synagoge halten. Ein Zufall, der Menschenleben rettet und einspringt, wo eigentlich hätten Sicherheitskräfte zur Stelle sein müssen.
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