Sie wirkt fast schüchtern, als sie in grünem Parka mit schwarzer Umhängetasche, Jeans und bequemen, schwarzen Schuhen die Bühne betritt. Modisch eigentlich nicht auf der Höhe der Zeit, doch in Highheels kann sie nicht einmal stehen, bekennt sie. Der Schein vom Mauerblümchen indes trügt.
Inka Meyer hat es kabarettistisch faustdick hinter den Ohren. Glänzend recherchiert, gepaart mit einem Witz mit Verstand, haut sie in ihrem Programm "Der Teufel trägt Parka" dem Publikum im ausverkauften Haus satirisch Fakten aus der Welt der Schönheit um die Ohren, dass es nur so knallt. Die "mittelfränkische Rheinhessin mit friesischem Migrationshintergrund" zitiert zahlreiche Studien, nennt schockierende Zahlen und redet dabei wie ein Wasserfall. 13,5 Milliarden Euro geben die Deutschen alljährlich für Kosmetik aus, 64 Milliarden für Kleidung und 93 Milliarden für diätische Produkte. Paradox: "Tothungern, um wie die Made im Speck leben zu können"? Meyer rechnet ab mit übertriebenen Schönheitsidealen und dem exzessiven Gebrauch von englischen Begriffen aus der Werbebranche, die die ganze Welt veräppelt.
"Ein dickes Geschäft"
Diäten spielen bei der existenziellen Frage nach dem Idealgewicht eine außerordentliche Rolle. Für Meyer ist Dicksein keine Krankheit, sondern ein "dickes Geschäft". "Das eigentlich Kranke daran sind die Gewinne der Schönheitsindustrie." Die Kabarettistin fände deshalb auch eine "Pummelquote" von 30 Prozent in den Medien für angebracht. Anstatt perfekt retuschierter Bilder ohne Orangenhaut würde das den Frauen ein ganz anderes Selbstwert- und Gerechtigkeitsgefühl vermitteln.
Auch Männer als Opfer
Mit der interessanten Thematik und ihrer witzigen, oft frechen und rhetorisch geschliffenen Sprache fesselt die Künstlerin das Futura-Publikum, das an diesem Abend etwas frauenlastig ist. Doch mit demokratischem Witz bekommen beide Geschlechter gleichermaßen ihr Fett weg. Denn auch Männer würden immer öfter Opfer des Humbugs der Kosmetikindustrie. Als Beispiel verliest Meyer eine Expertenanleitung in fünf Schritten zum korrekten Duschen, abgedruckt auf der Rückseite eines Duschgels. Da ihr "kleiner Mann" nur auf drei Steps kommt, stellt sie die Frage: "Sind wir zu dumm zum Duschen?"
Makel ein Zeichen der Einmaligkeit
Jeder Supermarkt habe heute eine Superfood-Ecke mit wirkungslosen Inhaltsstoffen. Der künstlich erzeugte "Choice-Overload", die Qual der Wahl, bringt die Kabarettistin auf die Palme. Begriffe wie Lifting, Boozing oder Smoothing klingen für sie, als würde man ein Moped frisieren. Am Ende stellt die Kabarettistin fest, dass doch die wahre Schönheit des Menschen seine Natürlichkeit ist und der Makel ein Zeichen seiner Einmaligkeit.
Inka Meyer bietet mit ihrem Programm beste Unterhaltung mit einer gelungenen Mischung aus amüsanter Gesellschaftskritik und gnadenloser Entlarvung von Werbeversprechen und modischer Erwartungshaltung und erhält dafür großen Applaus.














 
 
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