Windischeschenbach
26.11.2018 - 13:46 Uhr

Macht und Manipulation durch Marketing

Nach Durst und Hunger geht es dem Kabarettisten Philipp Weber in seinem dritten Programm „Weber N°5: Ich liebe ihn!“ auf der Kleinkunstbühne der Futura um die Macht des Marketings. Eine heitere Gebrauchsanweisung für den freien Willen.

Der Odenwälder Kabarettist Philipp Weber begeistert bereits zum dritten Mal das Publikum der Futura-Kleinkunstbühne. In seinem aktuellen Programm geht es um die Macht des Marketings, die der Dauerquassler höchst amüsant satirisch seziert. Bild: prh
Der Odenwälder Kabarettist Philipp Weber begeistert bereits zum dritten Mal das Publikum der Futura-Kleinkunstbühne. In seinem aktuellen Programm geht es um die Macht des Marketings, die der Dauerquassler höchst amüsant satirisch seziert.

Philipp Weber ist ein Turboquassler, praktisch der „Dieter Thomas Heck des Kabaretts“. Er „babbelt“ ohne Unterlass, gönnt sich keine Sekunde einer schöpferischen Pause - und das über zwei Stunden lang. Sein Programm ist eine Mischung aus feinem Kabarett und nüchterner Verbraucherschutzaufklärung. Dabei philosophiert, dramatisiert, ereifert er sich oder geht wie das legendäre HB-Männchen gestenreich in die Luft. Das was er am Freitag und Samstag dem Futura-Publikum zu sagen hat, reicht wortkargeren Kollegen üppig für zwei Programme.

Aber so ist er halt mal, der quirlige Odenwälder aus Amorbach, dessen Stadt-Slogan „Mitten ins Herz“ dem Motto eines Exekutionskommandos gleicht. Werbung ist heute alles. Am Berliner Reichstag würde er ein riesiges Werbebanner mit dem Slogan „Kaufen sie Krombacher, denn wir nehmen die Flaschen zurück“, anbringen. „Man muss sich heute einfach verkaufen können“. Er natürlich nicht, denn er ist Künstler. Doch bei 5000 Euro, die ihm sein Freund und Marketing-Designer Matt für Werbung bietet, wird er trotzdem schwach. Der poliert das schlechte Image von Ländern wie Nordkorea oder Westthüringen, oder das der Bundeswehr auf. Zu Elektrogeräten von Braun würde passen: „Ein Volk, ein Reich, ein Rührer“.

„Aber Werbung lügt“, ist sein Schluss. Denn kein Deo der Welt macht Frauen „wuschig“. Das hat er als pubertierender Jugendlicher am eigenen Leib erfahren. Aber was steckt hinter Produkten wie zum Beispiel der Kosmetik von Biofair, produziert in Afghanistan von resozialisierten Taliban? „Der Mensch kauft Dinge, die er nicht braucht, um Leute zu beeindrucken, die er nicht mag“. Da ist was dran. Was sind die Grundbedürfnisse des Menschen, was flüstert man ihm ein, damit er außer den 10 Prozent, die er zum Leben braucht, die anderen 90 auch noch kauft?

Wie in seinen vorherigen Programmen seziert der gelernte Chemiker und Biologe Vorgänge satirisch messerscharf, hat glänzend recherchiert und serviert dem Zuhörer höchst amüsant Ergebnisse und Tatsachen, die dem einen oder anderen hin und wieder aber auch, angesichts erschreckender Tatsachen, das Lachen im Halse ersterben lassen. Zu lachen gibt es aber ansonsten fast pausenlos in seinem Programm, nicht zuletzt deshalb, weil er einige Zuhörer immer wieder spontan auf die Schippe nimmt, sie einbezieht in seine Wortschwälle glänzender Rhetorik.

Seine kleinen Ausflüge in die Politik sind überwiegend geistreich und feinsinnig. Weber wirft mit originellen Sprüchen, Kalauern und satirischen Spitzen nur so um sich und lässt pausenlos Pointen kübelweise auf das Publikum los. Mit erfrischender Selbstironie bezeichnet sich Weber selbst als „hyperaktives Faultier“ und als „nervösen Schnellbabbler“. Ein schönes Beispiel für erfolgreiche Selbst-Vermarktung?

Man erfährt, dass tatsächlich intensiv über das „Aging male syndrom“, die Menopause des Mannes geforscht wird und ein luststeigerndes Nasenspray als neues Viagra längst seinen Siegeszug von Amerika nach Europa angetreten hat. Doch am Ende kommt er zum Schluss: „Was wirklich glücklich macht, das kann man nicht kaufen. Das bekommt man geschenkt“.

Das Futura-Publikum ist am Ende begeistert und wahrscheinlich auch etwas geschafft. Es strengt an, dem turboschnellen Kabarettisten zu folgen. Frei nach Immanuel Kant, „Habe den Mut, dich deines Zwerchfells zu bedienen“, taten das die Zuhörer angesichts des überaus gelungenen kabarettistischen Meisterstücks des sympathischen „Dauerbabblers“ ausgiebig.

Der Odenwälder Kabarettist Philipp Weber begeistert bereits zum dritten Mal das Publikum der Futura-Kleinkunstbühne. In seinem aktuellen Programm geht es um die Macht des Marketings, die der Dauerquassler höchst amüsant satirisch seziert. Bild: prh
Der Odenwälder Kabarettist Philipp Weber begeistert bereits zum dritten Mal das Publikum der Futura-Kleinkunstbühne. In seinem aktuellen Programm geht es um die Macht des Marketings, die der Dauerquassler höchst amüsant satirisch seziert.
Der Odenwälder Kabarettist Philipp Weber begeistert bereits zum dritten Mal das Publikum der Futura-Kleinkunstbühne. In seinem aktuellen Programm geht es um die Macht des Marketings, die der Dauerquassler höchst amüsant satirisch seziert. Bild: prh
Der Odenwälder Kabarettist Philipp Weber begeistert bereits zum dritten Mal das Publikum der Futura-Kleinkunstbühne. In seinem aktuellen Programm geht es um die Macht des Marketings, die der Dauerquassler höchst amüsant satirisch seziert.
 
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