Windischeschenbach
01.11.2018 - 16:48 Uhr

Mutig wie eine Mimose

Um Werte, Bildungsniveau und Leitkultur geht es im aktuellen Programm von Christian Springer „Alle machen. Keiner tut was“. Darin ermuntert er das Futura-Publikum in Windischeschenbach, Flagge zu zeigen.

Christian Springer ist einer, der nicht nur zusieht, sondern handelt. Der "Mutmacher" ist zweifelsohne einer der besten bayerischen Kabarettisten und kommt mit seinem Programm "Alle machen. Keiner tut was" auf der Kleinkunstbühne der Futura bestens an. Und das bereits zum 14. Mal. Bild: prh
Christian Springer ist einer, der nicht nur zusieht, sondern handelt. Der "Mutmacher" ist zweifelsohne einer der besten bayerischen Kabarettisten und kommt mit seinem Programm "Alle machen. Keiner tut was" auf der Kleinkunstbühne der Futura bestens an. Und das bereits zum 14. Mal.

"Als Kabarettist hast du dir früher die CSU auf den Mond gewünscht, bald schießen sie sich selbst hinauf", pointiert Christian Springer. Mit seinem aktuellen Programm "Alle machen. Keiner tut was" ist er zu Gast auf der Futura-Bühne. Um Werte, Bildungsniveau und Leitkultur geht es an diesem Mittwochabend - und um die "Schwarzen": "Was für ein Weltuntergang, dass die CSU jetzt mit einer anderen Partei regieren muss." Ein Irrwitz seien Söders Ideen mit der polizeilichen Reiterstaffel ("da lachen sich die Mafiosi tot, wenn ihnen auf der Flucht auf der Autobahn berittene Polizei hinterher galoppiert") und das Raumfahrtprojekt "Bavarian One" mit Air- and Space-Coordination-Manager Franz Josef Pschierer.

Er reiht er Anekdote an Anekdote, erzählt herrliche, teils skurril anmutende Geschichten, streut immer wieder bitterböse Nebensätze ein. Dabei verwendet er sein altbewährtes Rezept: Erstaunen durch Fakten, Humor durch Pointen und Bedrückung durch Wahrheit. Er bezeichnet sein Programm als politisches Kabarett und tatsächlich, so offensiv und politisch ist er bisher noch nicht vorgegangen.

Für ihn persönlich ist das Motto des Abends "Alle machen. Keiner tut was" nicht Programm. Im Gegenteil: Er tut was. Seit 2012 setzt er sich mit seiner Hilfsorganisation für syrische Kriegsflüchtlinge ein, fliegt beinahe monatlich nach Syrien oder in den Libanon. Und ansonsten liest er den Politikern die Leviten, wie hier in Windischeschenbach.

Christian Springer zieht auf der Bühne keine Show ab. Er wirkt authentisch, grantelt über das Twitter-Monster aus Amerika, den Kreuz-Erlass Söders oder die junge Bundesregierung, "die jetzt schon alt aussieht". Ein besonderer Dorn im Auge sind ihm der nationale Bildungsrat, der kein einheitliches Bildungsniveau erschafft, und der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair. Denn jener, so erzählt Springer, glänzte durch Ideen wie die Wiedereinführung des Schulgebets, des Verbots etlicher Bücher und lässt das Bild eines nackten Mannes aus einem Schulbuch von den Schülern selbst ausschneiden. "Unvorstellbar, das alles ist erst 20 Jahre her", sagt er und schüttelt ungläubig den Kopf.

"Wo sind unsere Werte?" Vordergründig bei 120 zu 80, dem Blutdruckwert, dann beim Cholesterin, dem Feinstaub und der Pünktlichkeit. "Wo bleiben die moralischen Werte?" Er zeichnet ein hoffnungsloses Bild des Schicksals von 1,5 Millionen syrischer Flüchtlinge, die im Libanon leben und nie mehr in ihr Land zurück können. Hier lobt er - ausnahmsweise - die Bayerische Staatsregierung, die seine Flüchtlinge mit einem Projekt zur Ausbildung in Handwerksberufen unterstützt. Auch wenn er es nicht wahrhaben will, fand er das letzte Treffen mit Horst Seehofer beim politischen Frühschoppen "nett", wie er erzählt.

Am Ende seines Programms steht die bedrückende Geschichte des Volksliedes "Die Gedanken sind frei", das Sophie Scholl kurz vor Ende der Nazizeit vor dem Fenster ihres inhaftierten Vaters Robert Scholl mit der Blockflöte gespielt hat. Springer wünscht allen Mut, Flagge zu zeigen. Den "Mut einer Mimose", die sich nicht zurückzieht, wenn sie fällt, sondern aufsteht, weil sie weiß, dass sie aufgefangen wird.

Christian Springer ist einer, der nicht nur zusieht, sondern handelt. Der "Mutmacher" ist zweifelsohne einer der besten bayerischen Kabarettisten und kommt mit seinem Programm "Alle machen. Keiner tut was" auf der Kleinkunstbühne der Futura bestens an. Und das bereits zum 14. Mal. Bild: prh
Christian Springer ist einer, der nicht nur zusieht, sondern handelt. Der "Mutmacher" ist zweifelsohne einer der besten bayerischen Kabarettisten und kommt mit seinem Programm "Alle machen. Keiner tut was" auf der Kleinkunstbühne der Futura bestens an. Und das bereits zum 14. Mal.
 
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