Windischeschenbach
22.10.2018 - 15:49 Uhr

Nette Plaudereien in egomanen Zeiten

Kabarettist Uli Masuth plaudert in seinem Programm „Mein Leben als ich“ über den ganz normalen Egoismus in Gesellschaft, Politik und Religion.Wie er sich dabei fühlt, erzählt er bei der Futura.

Einen Kabarett-Abend mit Musik, ohne Gesang, politisch und gesellschaftlich in egomanen Zeiten präsentierte Uli Masuth dem Futura-Publikum mit seinem Programm "Mein Leben als ich". Bild: prh
Einen Kabarett-Abend mit Musik, ohne Gesang, politisch und gesellschaftlich in egomanen Zeiten präsentierte Uli Masuth dem Futura-Publikum mit seinem Programm "Mein Leben als ich".

„In meinem Programm geht es ausschließlich um mich“, begrüßt der in Weimar lebende und aus dem Ruhrpott stammende Kabarettist am Samstag das Futura-Publikum. Drum wundert er sich auch, dass die Zuhörer trotzdem gekommen sind - in überschaubarer Anzahl. Bei ihm gibt es keine Skandälchen. Er ist katholisch, verheiratet, Familienvater, von Haus aus gelernter Kirchenmusiker: Da ist kein Platz für Skandale. Was auch immer das Publikum dazu bewogen haben mag: „Hier sind sie richtig, wenn es um die großen Fragen geht“.

Denen geht er teilweise auch sehr tiefgründig nach. Er beginnt allerdings tagesaktuell mit einer kurzen Nachbetrachtung der Landtagswahl in Bayern, bei der den Volksparteien das Volk auszugehen scheint. Nicht nur ein bayerisches Phänomen. Neben der Gema, der Inkassogesellschaft für Künstler, beschäftigen ihn aber die großen Fragen des Lebens. Wohin will ich eigentlich? Das wissen wir offenbar immer weniger, sind aber Dank unseres rasanten Lebensstils immer schneller da.

Als Mensch einer egomanen Zeit, in der sich die Menschen ständig selbst fotografieren und die Überhöhung des eigenen Ichs stetig zunimmt, wird er über seine „Verpackung“ definiert. Auf der Bühne steht ein großer, schlanker Mann mit schwarzem Anzug und markanten Gesichtszügen, sehr sympathisch wirkend. Von den meisten Menschen kennt man nur die Verpackung, aber hält der Inhalt auch, was diese verspricht? Mit ruhiger Stimme, ruhiger Gestik und lächelnder Gelassenheit versteigt er sich in sanft einlullende Plaudereien über Gott und die Welt.

Er macht sich Gedanken über die Liebe zwischen den Geschlechtern und ihr häufiges Scheitern („Nur unser katholischer Pastor ist noch immer mit seiner Haushälterin zusammen“), über den jugendlichen Freiheitsdrang (heute „fly“ statt früher „frei“) und was aus ihm geworden ist, oder über das Einkaufen als letztes gemeinsam praktiziertes Ritual, bei dem die Frage „Brauch ich das eigentlich“ ungestellt bleibt. Das Leben hat es gut gemeint mit ihm: „Als Künstler bist du immer fly. Da kommst du auch ohne Geld gut rüber“.

Natürlich wird Masuth auch politisch, nimmt im Zuge des immer mehr zunehmenden Rechtsrucks die AfD und die braunen Wolken über dem schwedischen Bullerbü aufs kabarettistische Korn. Er entblättert die Causa Hans Georg Maaßen, nennt Finanzminister Olaf Scholz „die rote Null“, spricht von organisiertem Staatsversagen im Dieselskandal und spottet über „Pegidianer“, für die Islamisierung die Angst schürt, zu viele Döner könnten das Schweinekotelett verdrängen. Fein dosiert er Fifa-, Filz-, Söder- und Trump-Spott und hängt sich an Schlagzeilen einer großen Zeitung wie „Die Wurst ist die Zigarette der Zukunft“ auf.

Irgendwie sind alle verrückt, nichts ist mehr so wie es war. „Früher stürmten die Kinder zur Pause aus den Klassenzimmern, heute bleiben sie drin, weil da Steckdosen für ihre Smartphones sind“. Masuth ist ein guter Geschichtenerzähler und untermalt diese durch seine eigenen Kompositionen am Klavier. Es ist ein ruhiger Kabarettabend, ohne Schenkelklopfer und große Lacher. Eher besinnlich, nachdenklich stimmend, mit hintergründigem Humor. Für einige Zuhörer vielleicht ein wenig zu ruhig. Vielleicht hätte der eine oder andere an manchen Stellen mehr Biss erwartet.

 
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