Windischeschenbach
07.01.2020 - 16:41 Uhr

Parka statt Prada

Satirisches Plädoyer der Kabarettistin Inka Meyer gegen den Wahnsinn der Mode- und Schönheitsindustrie.

Zum ersten Mal auf der Futura-Bühne hält Kabarettistin, Designerin und Schauspielerin Inka Meyer ein hochkomisches Plädoyer gegen den Wahnsinn der Schönheitsindustrie und für eine entspannte Weiblichkeit. Bild: Erwin Büttner
Zum ersten Mal auf der Futura-Bühne hält Kabarettistin, Designerin und Schauspielerin Inka Meyer ein hochkomisches Plädoyer gegen den Wahnsinn der Schönheitsindustrie und für eine entspannte Weiblichkeit.

„Der Teufel trägt Parka“ ist der Titel des neuen Kabarettprogramms von Inka Meyer – und witzig, relevant und brillant recherchiert. Und dieses satirische Schmuckstück begeistert natürlich auch die Herren der Schöpfung. Denn für die Männer gilt genauso: „Schlägt der Arsch auch Falten, wir bleiben stets die Alten.“ Zum ersten Mal auf der „Futura-Bühne“, stellt die Kabarettistin ihr Programm vor und ist am Freitag, 17. Januar (20.30 Uhr), in Windischeschenbach (Mehrzweckhalle, Kerschensteinerstraße 3) zu sehen.

Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter Telefon 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/8729-0 und www.nt-ticket.de

ONETZ: Frau Meyer, wie kamen Sie als studierte Grafikdesignerin zum Kabarett?

Inka Meyer: Dank eines Umwegs, nämlich übers Büchermachen. Zusammen mit dem großartigen Kabarettisten Philipp Weber haben wir zwei Bücher zur „Kulinarik“ herausgebracht. Danach wusste ich, dass mir nicht nur Grafikdesign liegt, sondern auch der Griffel in der Hand: das Schreiben.

ONETZ: Sie haben auch ein Schauspielstudium mit Bühnenreifeprüfung erfolgreich absolviert. Inwieweit kommen Ihnen in Ihren Kabarettprogrammen Ihre Schauspielfähigkeiten zugute?

Inka Meyer: Es ist eine künstlerisch wichtige Ergänzung. Denn ich habe gelernt, körperlich auf der Bühne zu agieren. Viele meiner Kollegen halten sich bequem und schützend am Handmikro fest. Ich verwende dagegen ein Headset, damit ich die Arme frei habe und mich mit vollem Einsatz für mein Publikum einbringen kann. Was im Kabarett aber nun wirklich von kreativem Interesse ist, betrifft die ergänzenden Bereiche: Text und Inhalt sowie Dramaturgie. Das Bühnenschauspiel im Ensemble vermisse ist persönlich wenig. Und wenn doch, gehe ich ins Theater. Denn bei Texten, die amtlich ge-schillert, ge-lessingt und ge-goethet sind und von hochqualifizierten Darstellern herausragender Bühnen mit Eigenleib und Seele präsentiert werden, gerate ich als Zuschauerin schon mal in eine Art Trance-Zustand!

ONETZ: Ihr aktuelles Programm „Der Teufel trägt Parka“, ist ein Plädoyer gegen den Wahnsinn der Schönheitsindustrie. Was werfen Sie Gucci & Co. vor?

Inka Meyer: Schlimm sind zum Beispiel die Chemikalien aus den Herstellungsländern, von den Gerbereien und Kleiderfabriken in der Dritten Welt. Ob Farbstoffe, Bleich- oder Imprägniermittel, alles wird reingekippt in die Flüsse und Seen. Um z.B. die Farbe Schwarz zu bekommen werden einfach alle Restfarben zusammengeschüttet und dreimal umgerührt. Hier bekommt der Begriff Reizwäsche eine ganz neue Bedeutung.

ONETZ: Warum trägt der Teufel in Ihrem Programm Parka und nicht Prada?

Inka Meyer: Ganz einfach: Statt neuer Kleidung aus Luxus-Boutiquen oder von Online-Händlern kaufe ich fast ausschließlich Secondhand-Kleidung beim ortsansässigen Einzelhändler. Recycling ist mir persönlich sehr wichtig. Denn auch wenn Marken ihre Kleidung mit Zertifikaten zur Bio-Baumwolle bewerben, die Verunsicherung beim Konsumenten bleibt. Denn wir wissen oft nicht, ob diese Kleidung nicht doch ausbeuterisch „gestickt eingefädelt“ wurde. Der Markt erscheint selbst dem informierten Verbraucher intransparent. Die Aufklärung über nachhaltige Kleidung steht gefühlt einfach noch am Anfang.

ONETZ: Zielt Ihr satirisches Plädoyer nur auf Frauen oder kriegt auch die Männerwelt ihr Fett weg?

Inka Meyer: Und ob! Der Markt mit Männerkosmetik wächst sogar doppelt so stark wie Frauen- oder Unisex-Produkte. Hautcremes, Herrenparfums und Hipster-Bartpflegeprodukte boomen. Dadurch kennt manch einer gar nicht mehr den Körpergeruch des eigenen Partners. War das schon immer so? Napoleon beweist das Gegenteil. Er schrieb seiner Frau Josephine kurz vor seiner Rückkehr von einem Feldzug: „Ich komme morgen Abend nach Paris zurück. Wasch dich nicht.“ Meine Empfehlung: Ausprobieren und zur Sicherheit Gasmaske bereithalten. Nur bitte nicht im Theater …

ONETZ: Was raten Sie Frau oder auch Mann, um dem von den Modekonzernen propagierten Schönheitswahn zu entgehen?

Inka Meyer: Vivienne Westwood, die Mode-Ikone des Punk, hat es auf den Punkt gebracht: Buy less – choose well – make it last. Was so viel bedeutet wie: Kaufe weniger und suche dabei sorgfältig aus, damit es lange hält.

ONETZ: Auf was darf sich das Publikum bei Ihrem ersten Auftritt bei der Futura freuen?

Inka Meyer: In der Futura87 dürfen sie ruhig mal für zwei Stunden ihre alltäglichen Sorgen vergessen. Mein Kabarett soll die Menschen berühren. Dabei steht für mich immer der Humor an oberster Stelle. Mit seiner Hilfe schüttle ich die Zuschauer ein bisschen durch. Damit wir gemeinsam über den Irrsinn der Zeit lachen. Auch für Zwanzigzwanzig gilt: Am leichtesten lebt 's sich „heiter“ weiter.

 
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