Windischeschenbach
12.11.2018 - 14:34 Uhr

Weltuntergang auf Österreichisch

Der österreichische Kabarettist Severin Groebner erklärt mit seinem Programm „Der Abendgang des Unterlandes“ höchst amüsant, wie er dem drohenden Weltuntergang begegnet und was das Abendland am Morgen danach macht.

Mit dem Österreicher Severin Groebner erklärte ein Großer seiner Zunft im eleganten Pyjama höchst amüsant und einer großen Portion Schmäh den bevorstehenden Weltuntergang. Bild: prh
Mit dem Österreicher Severin Groebner erklärte ein Großer seiner Zunft im eleganten Pyjama höchst amüsant und einer großen Portion Schmäh den bevorstehenden Weltuntergang.

Er ist gekommen, um das Futura-Publikum zu beruhigen. Morgen um 9.48 geht nämlich die Welt unter. Hat er zumindest im Internet unter www.weltuntergang.com gelesen. „Wir werden von Fremden überrollt, die Viren kommen. Sind es Außerirdische, die die Welt mit Milchschokolade überziehen, oder ist es Xaver Naidoo, der drauf und dran ist, die Weltherrschaft zu übernehmen?“. Man weiß nichts gewisses.

Er will dem Publikum helfen, das bei jedem vorhandene „Grundbibbern“ leichter zu ertragen. Mit Tod und Vergänglichkeit kennt er sich als Wiener allemal aus. Aufgewachsen im „Helmut-Qualtinger-Hof“ im 19. Bezirk gehörte Morbidität zum guten Ton. Sein kultureller Hintergrund und sein unverkennbarer Zungenschlag lassen ihn Zusammenhänge wunderbar erklären. Während die Piefke (Deutschen) im Fall der Fälle neue Gesetze und Anordnungen erlassen und entscheiden: „Was schaffen wir an, wen bringen wir um?“, bestellt sich der Wiener in aller Seelenruhe sein Kaiserfleisch mit Semmelkren und Salzkartoffel und dazu ein Achterl Roten, „aber vom Guten“.

Der Kabarettist im eleganten Abendpyjama ist verliebt in den Hang des Menschen zum Pessimismus, zur „Ihr werds-no-alle-an-mi-denken“-Mentalität. Kurz vor dem Ende will er noch was erleben, eine rauschende Liebesnacht etwa, oder einen schönen erholsamen Last-Minute-Urlaub im All-Inclusive-Club in Syrien mit türkischer Security („Sicherheit ist eine alte abendländische Tradition“) und hochwertigem ungarischen Stacheldraht. Seine Auseinandersetzung mit der Krise und die Sehnsucht nach der guten alten Zeit sind der rote Faden durch sein höchst amüsantes Programm. Woran noch glauben, wenn einst Göttervater a.D. Zeus durch eine Bauernsekte aus dem Osten mit nur einem Gott ersetzt wurde, sein Sohn Apollo nun seine Existenz als Optiker fristet und Hermes einen Paketversand leitet?

Groebner schickt seine Zuhörer in eine Rumpelkammer versunkener Reiche und am Ende in eine Verwertungsstelle für historische Ballaststoffe. Dort landen sie, die zerbröselte k. und k.-Monarchie, die paar Jahre des „Tausendjährigen Reichs“ und kommen die ersten Brocken des amerikanischen Imperiums angeschossen. Auch wenn er politische Giftpfeile oft nur in Nebensätzen abschießt, ist sein Programm doch durch und durch politisch. Dabei gelingen ihm immer wieder Feststellungen, die das Zeug zum Klassiker haben: „Die größte Gefahr für eine Kultur geht von denen aus, die sie verteidigen wollen und selbst gar keine besitzen“.

Brüllend komisch setzt er immer wieder exzessive Gestik und Mimik ein, spielt Szenen mit seinem ganzen Körper wenn sich ein pakistanischer Taxler in Wien den Sitten seiner einheimischen Kollegen anpasst oder er sich auf die Suche nach seiner eigenen Identität und Herkunft begibt. Immer wieder greift er zu seiner Cigar-Box-Gitarre, singt oder schreit sich seine Wut aus Seele und Leib. Seine Wut über menschliche Dummheit und Hybris kann er nur mühsam hinter dem Schutzschild des satirischen Humors verbergen.

„Der Abendgang des Unterlands“ ist ein amüsanter Besuch in einer satirischen Feinbildgalerie mit einem kompetenten Führer, der mit dem „Grundbibbern“ des Bürgers Katz und Maus spielt, mal laut, mal leise und manchmal recht zynisch. Aber kein Grund zur Panik: Den Weltuntergang werden wir nach Kriegen, Tschernobyl, Schweinegrippe und neuer Völkerwanderung auch noch überleben.

Mit dem Österreicher Severin Groebner erklärte ein Großer seiner Zunft im eleganten Pyjama höchst amüsant und einer großen Portion Schmäh den bevorstehenden Weltuntergang. Bild: prh
Mit dem Österreicher Severin Groebner erklärte ein Großer seiner Zunft im eleganten Pyjama höchst amüsant und einer großen Portion Schmäh den bevorstehenden Weltuntergang.
 
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