Wöllershof bei Störnstein
25.06.2019 - 12:56 Uhr

Artenschutz? Im Bezirk gibt's den auch für Fische

Der Bezirksausschuss berät im teichwirtschaftlichen Beispielsbetrieb Wöllershof über die Budgets der Bezirkseinrichtungen. Alle haben gut gewirtschaftet. Alles eitel Sonnenschein? Bis auf einen überflüssigen AfD-Antrag zum "Gender-Gaga".

Fliegender Fisch: Bernhard Hart wirft einen sibirischen Stör in ein Becken. Im Hintergrund ist die Solarstromanlage zu sehen, mit der die Warmwasserbrutbecken beheizt werden. Bild: ca
Fliegender Fisch: Bernhard Hart wirft einen sibirischen Stör in ein Becken. Im Hintergrund ist die Solarstromanlage zu sehen, mit der die Warmwasserbrutbecken beheizt werden.

Draußen schnalzen Fische im Weiherwasser. Der Teichwirtschaftliche Beispielsbetrieb Wöllershof präsentiert sich von der Sonnenseite. Die Fischmeister Kevin Bäumler und Stefan Stock sowie Fischereiarbeiter Bernhard Hart verladen stattliche sibirische Störe für den Verkauf. Über eine Viertelmillion Euro hat der Fischverkauf der Bezirkseinrichtung im letzten Jahr eingebracht. Muss er auch, meint Bäumler. "Wir kosten ja auch Geld."

Der Teichbetrieb ist gutes Beispiel für eine Investition des Bezirks der Oberpfalz. Die Sanierung ist abgeschlossen. 21 Fischarten werden hier gezogen; es gibt Bruthäuser, gewärmt mit Photovoltaikanlagen; über 50 Lehrlinge wurden in den letzten Jahren ausgebildet. Der Musterbetrieb berät Teichwirte aus der ganzen Oberpfalz. "Die Teichwirtschaft ist im Umbruch", sagt Leiter Dr. Thomas Ring. Und manchmal sind die Wöllershofer Fachberater auch "der 14. Nothelfer", wenn der gefürchtete Fischotter zuschlägt.

In Wöllershof habe der Bezirk "kräftig investiert", sagt Bezirkstagspräsident Franz Löffler am Dienstag. Der Bezirksausschuss hat seine Sitzung in den Wöllershofer Schulungsraum verlegt. Es geht um die Wertung der Budgets und Zuschüsse. Bezirkskämmerer Karl Hirsch hat Zahlen vom Feinsten dabei. Fast alle Bezirkseinrichtungen kamen mit ihren Budgets aus und schlossen mit schönen Überschüssen ab, die sie größtenteils fürs nächste Jahr behalten dürfen: Freilandmuseum Perschen, Bezirksheimatpfleger, Berufsfachschule für Musik. Zuschüsse gibt es für den Fischerzeugerring, die Teichgenossenschaft Oberpfalz und die Imkervereinigung (Löffler: "Unsere Verantwortung für die Bienenzucht ist älter als das Volksbegehren").

Architekt Altmann hat im Auftrag des Bezirkstags geprüft, ob das Verwaltungsgebäude in der Ludwig-Thoma-Straße in Regensburg an das möglicherweise in Zukunft frei werdende medbo-Haus Nummer 1 angedockt werden kann. Er gibt grünes Licht. Die einmal grob geschätzten 2 Millionen Euro werden wohl nicht reichen, allein schon, weil Solarstrom für den Eigenbedarf gewonnen werden soll (Investition 800000 Euro). An diesem Punkt will Bezirkstagspräsident Löffler aber nicht rütteln: "Wer heute ein öffentliches Gebäude baut, ohne eine Photovoltaikanlage für den eigenen Strom auf dem Dach - der hat's noch nicht verstanden."

Alles eitel Sonnenschein? Nicht ganz. AfD-Bezirksrat Wolfgang Pöschl (Lam) beantragt, das „Gendering“ bei Institutionen zu unterbinden, die vom Bezirkstag bezuschusst werden. Als Beispiel hat er Websiten-Auszüge der Jugendbildungsstätte Waldmünchen dabei, auf denen drei Mal der Ausdruck „ausgebildete Referent*innen“ vorkommt. Darüber „mag man geteilter Meinung sein“, wie Bezirkstagspräsident Löffler meint. Aber für Pöschl ist dieser „Gender-Gaga“ noch viel mehr: eine „Diskriminierung der maskulinen Form“, ja gar eine „Entartung der Ortografie“. Dabei sei der Bezirk doch zuständig für den „Erhalt der Kultur und den Schutz der Traditionen“.

Der Antrag wird mit Gegenstimme Pöschls abgelehnt. Laut Löffler findet „diese Debatte“ an anderer Stelle statt, nicht im Bezirkstag: „Wir sind dazu verpflichtet, unsere Aufgaben zu erfüllen.“ Stefan Christoph (Grüne) merkt zum Ausdruck „Entartung“ an: „So sollte man politisch nicht sprechen.“

 
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