Wunsiedel
20.07.2018 - 13:27 Uhr

Dem brummenden Songwriter auf der Spur

Peter Hohenecker und Silvia Salzbauer begeistern mit einem Tom-Waits-Abend bei LuisenburgXtra. Holger Stiegler
Peter Hohenecker und Silvia Salzbauer begeistern mit einem Tom-Waits-Abend bei LuisenburgXtra.

Tom Waits ist wahrlich nicht Mainstream. Ein kauziger Typ mit höchst individueller Stimme sowie geradezu absonderlichen gestischen und mimischen Äußerungen. Und trotzdem ein genialer Singer und Songwriter. Das "Original" können die Luisenburg-Festspiele natürlich nicht nach Wunsiedel holen. Sänger Peter Hohenecker und Pianistin Silvia Salzbauer bringen den Zuhörern in der LuisenburgXtra-Reihe im Hof des Fichtelgebirgsmuseums die Welt des kalifornischen Musikers unter der Überschrift "Tom Waits: Ein Versuch" sehr nah.

Nun ist es nicht so, dass das Werk von Tom Waits gänzlich unbekannt ist. Es sind in erster Linie zwei Cover-Versionen von Waits-Songs, die Rod Stewart aufgenommen hat und auch kommerziell erfolgreich wurden. "Die gibt es aber eben auch in gut von Tom Waits", macht Hohenecker keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber den Stewart-Interpretationen. Die eine ist "Downtown Train", die andere "Tom Traubert's Blues", erstmals 1976 auf dem Album "Small Change" veröffentlicht und wohl der bekannteste Tom-Waits-Song. Anrührend wird darin erzählt vom Leben als Alkoholiker auf der Straße, im Refrain greift Tom Waits das australisches Volkslied "Waltzing Mathilda" auf. Und ja, Hohenecker sorgt für eine Interpretation, der man gerne zuhört, die einen in den Bann zieht. Und Rod Stewart gänzlich vergessen lässt.

So wie den ganzen Abend über der Sänger dem brummenden, knurrenden und schreienden Original in nichts nachsteht, so überzeugt auch die Pianistin Silvia Salzbauer. Aufgrund der "interessanten Instrumentierung", wie Hohenecker betont, sei es für seine Bühnenpartnerin nicht leicht gewesen, die Tom-Waits-Werke fürs Klavier zu arrangieren. Dies geschieht aber den ganzen Abend über ausnahmslos auf hervorragende Art und Weise. Kongenial ergänzt wird dies durch das Spiel auf den verschiedenen Harps, die Hohenecker in Gepäck hat.

Der Sänger muss auch gar nicht viel erzählen an diesem Abend, die Songs stehen für sich: Beginnend mit "Jockey full of Bourbon" über "Those were the days of roses" und "Chocolate Jesus" bis hin zu "Little drop of poison" und "Time". Knapp zwei Stunden lang geht es durch das Oeuvre von Tom Waits, immer garniert mit der passenden Gestik und Mimik, die dem großen Meister alle Ehre machen. Hohenecker, gebürtiger Österreicher, greift auch zweimal auf das Material von Wolfgang Ambros zurück, der Waits-Texte ins Österreichische übertragen und interpretiert hat: So wird "Ol' '55" zu "Die Sunn geht boid auf" und "In the neighbourhood" bekommt mit "Durt bin I daham" eine eigene Note.

Der Titel "Tom Waits - Ein Versuch" ist klassisches Understatement, denn der Abend glückt auf ganzer Linie und wird zu einem heimlichen Höhepunkt der Festspiele. Viel Applaus für beide Musiker. Morgen, Sonntag, 22. Juli, um 20 Uhr kann das Programm nochmals im Museumshof erlebt werden.



 
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