Wunsiedel
05.06.2018 - 16:39 Uhr

Luisenburg-Festspiele im Dschungel-Fieber

Das Familienmusical "Dschungelbuch" bringt bei der Luisenburg-Premiere alles mit, was Kinder- und auch Erwachsenenherzen erfreut. Und hat auch eine durchaus aktuelle Botschaft im Gepäck.

Helge Lodder stellt als Mogli im Familienmusical „Das Dschungelbuch“ bei den Luisenburg-Festspielen neben dem schauspielerischen auch jede Menge akrobatisches Talent unter Beweis. Holger Stiegler
Helge Lodder stellt als Mogli im Familienmusical „Das Dschungelbuch“ bei den Luisenburg-Festspielen neben dem schauspielerischen auch jede Menge akrobatisches Talent unter Beweis.

Birgit Simmler hat etwas gewagt. Und sie hat - um beim Sprichwort zu bleiben - auch gewonnen. Die neue Künstlerische Leiterin der Luisenburg-Festspiele setzt als erstes Fundament der diesjährigen Festspiele ein eigens verfasstes Stück, zwar basierend auch dem bekannten Roman "Das Dschungelbuch" von Rudyard Kipling, aber in einer neuen, unbekannten Form. Kombiniert mit den Liedern und Texten von Paul Graham Brown wird ein Familienmusical ins Fichtelgebirge gebracht, das den indischen Dschungel gleich mit im Gepäck hat.

Birgit Simmler hat etwas gewagt. Und sie hat - um beim Sprichwort zu bleiben - auch gewonnen. Die neue Künstlerische Leiterin der Luisenburg-Festspiele setzt als erstes Fundament der diesjährigen Festspiele ein eigens verfasstes Stück, zwar basierend auch dem bekannten Roman "Das Dschungelbuch" von Rudyard Kipling, aber in einer neuen, unbekannten Form. Kombiniert mit den Liedern und Texten von Paul Graham Brown wird ein Familienmusical ins Fichtelgebirge gebracht, das den indischen Dschungel gleich mit im Gepäck hat. Die Umsetzung durch Regisseur und ebenfalls Luisenburg-Neuling Simon Eichenberger glückt ganzer Linie. Für die Live-Musik auf der Bühne sorgen Ravi Srinivasan und Thomas Kölbl.

Tiger schwört Rache

Dem Leitwolf Akela (Jogi Kaiser) und seiner Frau Raschka (Carmen Danen) purzelt unversehens ein kleiner Menschen vor die Pfoten. Als Mogli (Helge Lodder) - was so viel bedeutet wie "Frosch" - nehmen sie es in die Familie auf. Doch Schir Khan (Jürgen Strohschein), der Tiger, fordert Mogli als Beute. Als das Rudel Schir Khan im großen Rat der Wölfe eine Absage erteilt, schwört der Tiger Rache. Mogli muss nun von Balu (Karsten Kenzel), dem Bären, und Baghira (Dominique Aref), dem Panther, die Gesetze des Dschungels lernen, will er überleben. Zwischen anarchischen Affen, einer hypnotisierenden Schlange Kaa (Inez Timmer) und dem Geier Tschil (Gerrit Hericks) muss Mogli aber vor allem auch sich selbst finden.

"Es gibt ein Gesetz des Dschungels", heißt es gleich zu Beginn des Stückes, als die Bewohner des Urwaldes die Bühne betreten. Und die Regel, die sie vorstellen, ist so klar wie einleuchtend: Im Dschungel ist das Teilen ein Muss, die Erde, das Wasser, die Luft und der Fluss gehören allen. Gleichzeitig machen sie aber auch deutlich, dass es viele Geheimnisse gibt, von denen eine besondere Dschungelmagie ausgeht.

Auch wenn man es sich als Zuschauer bei diesem authentischem Bühnenbild (verantwortlich: Jörg Brombacher) leicht vorstellen könnte, dass echte Wölfe, Panther, Tiger, Affen und Wölfe umherschleichen und hüpfen, so sieht die Realität natürlich anders aus. In ihren Kostümen (verantwortlich: Marrit van der Burg/Karen de Meijer) und Masken (verantwortlich: Maske 21) verwandeln sich die glänzend aufgelegten Akteure in Dschungelbewohner, sie sowohl gesanglich, tänzerisch als auch schauspielerisch begeistern.

Innovativ gelöst haben die Verantwortlichen die Darstellung des kleinen Mogli - nämlich als Puppe, die vom späteren Darsteller Helge Lodder geführt. Lodder selbst überzeugt mit einer beachtlichen akrobatischen und alle Gemütslagen durchlebenden Interpretation des Dschungel-Findelkindes. Ein optischer und akustischer Höhepunkt des Stückes ist ohne Zweifel die Szenerie, die in der Affenwelt spielt: "Zauber! Junge, Du hast diesen Zauber!" stimmt die Affenbande an und will damit Mogli für sich gewinnen - was aber trotz Einsperrens und körperlicher Bedrängung nicht von Erfolg gekrönt ist. Zum Gesetz des Dschungels gehört natürlich auch der Kampf, der meist kindgerecht und damit (fast) gewaltlos choreographisch angedeutet wird.

Moralische Instanz

Dem Leitwolf Akela, der in hervorragender Weise von Jogi Kaiser dargestellt wird, ist es vorbehalten, als moralische Instanz aufzutreten: "Wir sind frei. Und wenn die Freiheit verteidigen heißt, einen Menschen ins Rudel aufzunehmen - dann soll es so sein!" Damit gelingt es ihm, Mogli vor dem Tiger zu beschützen. Der Starke stellt sich schützend vor den Schwachen ("Denn schwach, ja schwach, das heißt nicht schlecht") - eine Botschaft, die in der heutigen Zeit leider gerne vergessen wird.

Etwas getrübt wird die Premiere durch Mängel in Ton und Technik, manch übersteuerte Gesangspassagen und vor allem der komplette Mikro-Ausfall bei Mogli im Duell gegen Schir Khan sowie bei Moglis "Menschwerdung" bedürfen einer Nachjustierung. Am Schlussapplaus nach knapp 80 Minuten wird verdientermaßen nicht gespart. 
Spielplan Luisenburg-Festspiele

 

 
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