Wunsiedel
05.05.2022 - 13:37 Uhr

Luisenburg-Schauspieler Paul Kaiser verfasst neues Theaterstück über Marlene Dietrich

Der Luisenburg-Schauspieler Paul Kaiser hat ein Theaterstück über Marlene Dietrich geschrieben. Intensive Recherchen zeigen, dass zum Leben der Schauspielerin noch vieles im Dunkeln liegt.

Vor dem Verfassen des Bühnenstücks stand für Paul Kaiser erst einmal die vertiefte Lektüre über das Leben und Wirken von Marlene Dietrich an. Bild: stg
Vor dem Verfassen des Bühnenstücks stand für Paul Kaiser erst einmal die vertiefte Lektüre über das Leben und Wirken von Marlene Dietrich an.

Ein Mythos bereits zu Lebzeiten – das beschreibt Marlene Dietrich wohl ziemlich gut. Vor genau 30 Jahren, am 6. Mai 1992, ist sie gestorben. Und doch hat sie so etwas wie das „ewige Leben“: Schauspieler Paul A. Kaiser, der sich als Schreiber Paul Anton Kaiser nennt und seit vielen Jahren alljährlich bei den Luisenburg-Festspielen auf der Bühne steht, hat ein Theaterstück über Marlene Dietrich geschrieben.

„Die Geschichte von Marlene Dietrich ist nicht nur die Biographie einer Person, sondern ein Jahrhundert Weltgeschichte“, berichtet Kaiser. Dass sich der 57-jährige Schweizer überhaupt an das Thema herangewagt hat, ist eher einem Zufall zu verdanken. Eine Kollegin habe ihm erzählt, dass sie gerne einmal einen Marlene-Dietrich-Abend auf der Bühne machen würde. „Diese Idee hat mich dann nicht mehr losgelassen, obwohl ich bis dahin wirklich kein Marlene-Dietrich-Experte war“, bekennt Kaiser. Er wusste das über die Schauspielerin und Sängerin, was man halt so aufschnappt, und er kannte natürlich ihre Lieder und manche Filme. Und so begann er mit einem intensiven Quellenstudium: Er schaute sich Filme an, verschlang Unmengen an Literatur wie beispielsweise Maria Rivas „Meine Mutter Marlene“ und vertiefte sich in Dokumentationen über das Leben der Dietrich. „Ein Schlüssel für mich war die Dokumentation von Maximilian Schell, in der ausschließlich die Stimme Dietrichs zu diversen Filmsequenzen zu hören sein durfte“, sagt Kaiser.

Vieles über Dietrichs Leben unbekannt

Wahrhaftig persönliche Dinge über Marlene Dietrich herauszufinden, erwiesen sich von Anfang an als schwierig, da „sie nie irgendetwas so richtig preisgegeben hat, sie übertrieb, es nicht mehr wusste, und vor allem immer vordringlich an ihrer eigenen Legende gestrickt hat“, so der Autor. Vieles über das Leben Dietrichs liege auch heute noch im Dunkeln. In den Fokus rückte für ihn die Frage, was man als Künstler hinterlässt. Wie man zu demjenigen oder derjenigen wird, der oder die man sein möchte, oder was man im überhöhten Kunst-Sinne sein könnte. Wie man sich im Endeffekt auch selbst so schafft, wie einen die anderen sehen sollen. Welche Rolle Disziplin, Perfektion, Selbstbestimmung und Emanzipation spielen. Deshalb heißt Kaisers Stück, das es in einer Monolog- und in einer Dialogfassung gibt, auch „Die Dietrich. Eine Schöpfungsgeschichte“. Erschienen ist es im „Drei Masken Verlag“, der als einer der ältesten und renommiertesten Theaterverlage Deutschlands gilt.

Retrospektive in das Jahr 1992

Fürs Schreiben hat sich Kaiser tatsächlich – auch wenn es klischeehaft klingt – für einige Zeit in die einsame Hütte in der Schweiz zurückgezogen. Und so nimmt er die Leser mit in das Pariser Appartement in der Avenue Montaigne unweit der Seine, in dem Marlene Dietrich viele Jahre unter Ausschluss der Öffentlichkeit lebte und schließlich 1992 starb. Das Stück kommt einer Art Retrospektive gleich, in der die Vergangenheit und die Gegenwart des Jahres 1992 verwebt werden, in der Dietrich das eigene Leben – mal mehr, mal weniger – reflektiert, in der Positives wie Negatives nebeneinander stehen. Nicht fehlen dürfen natürlich zahlreiche Lieder, die das künstlerische Leben von Marlene Dietrich geprägt haben. „Der Preis, den es kostet, wenn man ein Leben wie Marlene Dietrich führt, ist deutlich zu spüren!“, so Kaiser.

Mit dem Stück hat sich Kaiser einmal mehr einer Leidenschaft zugewandt, die er seit seiner Kindheit verspürt: „Schon als kleiner Bub hatte ich ein Faible fürs Geschichtenerzählen und -erfinden.“ Jetzt habe er definitiv „Blut geleckt“ und wird das Schreiben als Ergänzung zur Schauspielerei weiterverfolgen. Freuen kann sich Kaiser auf das kommende Jahr: In der Spielzeit 2023/24 wird das Stück nämlich auch schon seine Uraufführung in der Monologfassung am „Theater im Palais“ in Berlin erleben.

Hintergrund:

Der Autor Paul A. Kaiser

  • Name: Paul Anton Kaiser
  • Alter: 57 Jahre alt
  • Wohnort: lebt in Regensburg und München
  • Seit 2014 spielt er alljährlich im Ensemble auf der Luisenburg
  • bisherige Rollen: Alm-Öhi in „Heidi“, Pater Haspinger in „Andreas Hofer“, Engel Nantwein in „Brandner Kasper 2“
  • Rollen in der aktuellen Spielzeit: Mozarts Gegenspieler Salieri in „Amadeus“ sowie Trinculo in „Der Sturm“
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.