Nah an der Historie: Luisenburg setzt "Kalte Freiheit – Spion zwischen den Grenzen " musikalisch in Szene

Wunsiedel
10.05.2023 - 18:10 Uhr
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Der "Eiserne Vorhang" zwischen Ost und West, zwischen Tschechien und Bayern gehört seit 1989/90 der Geschichte an. Die Luisenburg-Festspiele greifen im Sommer eine historisch wahre Begebenheit auf und machen daraus einen Musical-Thriller.

"Kalte Freiheit – Spion zwischen den Grenzen" heißt das Stück aus der Feder von Birgit Simmler, Künstlerische Leiterin der Festspiele. Die Musik dazu hat der bekannte tschechische Komponist Ondřej Soukup geschrieben. "Wir sind sehr, sehr nah an der Historie", erzählt Simmler im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Grundlage ist das Buch "Kámen" von Václava Jandečková. Vor allem in der Oberpfalz haben das Buch und seine Autorin seit vergangenem Jahr schon einige Bekanntheit erlangt: Das OVIGO-Theater begibt sich seit Sommer 2022 mit dem "Zeitreise"-Projekt "Fingierte Grenzen" auf die Originalspuren der darin beschriebenen wahnwitzigen Geheimdienst-Aktion.

Nun also das Musical, das natürlich nicht über Nacht entstanden ist. "Die Idee dazu gibt es seit 2019. Durch Zufall habe ich von dem Thema gehört, das war komplett neu für mich", so Simmler zurückblickend. Mit Hilfe des Google-Übersetzers habe sie das Buch in tschechischer Sprache gelesen. "Eine gewisse Herausforderung", wie Simmler rückblickend erzählt. Deswegen greift sie bei der Uraufführung auch auf ein üppiges tschechisches Team zurück. Der Kontakt zum Komponisten ist 2019 entstanden, da habe man sich bei einem Symposium auf der Luisenburg kennengelernt.

Vom Spion zum Doppelagenten

Worum geht es in dem Stück? Angesiedelt ist es im Februar 1948. Der an der böhmisch-bayerischen Grenze eingesetzte Polizist Stanislav Liška ist verzweifelt. Die Kommunisten haben in der Tschechoslowakei die Macht übernommen und riegeln die Grenze ab. Ein Eiserner Vorhang senkt sich mitten in Europa. Die Menschen sind in Angst und fürchten sich vor dem, was das bedeutet. Liška hilft heimlich bei der Flucht in die Freiheit, wird aber vom regimetreuen Geheimdienstoffizier Abrahamovič gezwungen, die Grenze nicht nur mit allen Mittlen zu sichern, sondern sie auf perfide Art zu nutzen: für Spionage, Verrat und Kontrolle. Eine fiktive Grenze wird errichtet, hinter der die Flüchtenden glauben, sie seien im Westen, in Sicherheit. In Wirklichkeit ist die Grenzstation eine perfekte Illusion und wird vom tschechoslowakischen Geheimdienst eingerichtet, um den Widerstand und den Freiheitswillen zu brechen. Liška, der Spion wider Willen, wird zum Doppelagenten.

Eine musikalische Herausforderung

"Ich würde sagen, das ist kein typischer Musical-Stoff", bekennt Komponist Ondřej Soukup. Was Birgit Simmler allerdings daraus gemacht habe, sei spannend und mitreißend. Die textliche Vorlage habe für ihn die ideale Basis geschaffen, die passenden Klänge zu komponieren. "Ich würde die Musik als etwas Retro bezeichnen", erzählt Soukup und verweist darauf, dass beispielsweise die Hammond-Orgel zum Einsatz kommt.

Da das Musical neu ist, muss auch alles neu erarbeitet werden. Eine Aufgabe, die Mischa Mang besonders reizt. Er übernimmt den Part des Stanislav Liška: "Es gibt noch kein Vorbild, das macht es schöner. Man kann die Rolle mitgestalten, ihr eine ganz persönliche Note geben." Der vielgefragte Musical-Darsteller bekennt aber auch, dass es sich um eine schwierige Rolle handle: "Ich bin in gewisser Weise vielschichtig, muss verschiedene Ebenen gleichzeitig hinbekommen: empört sein, die Fassade aufrecht erhalten und eine amtliche Person darstellen." Besonders freut sich Mang auf die Bühne. Ein kleines bisschen kennt er sie auch schon, im vergangenen Jahr ist er bei einer "Zeitelmoos"-Vorstellung als "Höimann" eingesprungen. "Die ist beispiellos für mich, einfach irre", betont Mang.

Info:

"Kalte Freiheit – Spion zwischen den Grenzen"

  • Musical-Premiere am 14. Juli 2023 um 20.30 Uhr
  • Weitere Vorstellungen: 18. Juli um 10 Uhr, 22. Juli um 20.30 Uhr, 6. August um 15 Uhr sowie 11. August um 20.30 Uhr
  • Kostenlose 20-minütige Stückeinführungen (75 Minuten vor Beginn) am 22. Juli, 6. August und 11. August. Reservierung nötig unter karten-luisenburg[at]wunsiedel[dot]de
  • Weitere Infos unter www.luisenburg-aktuell.de
 
 

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