Wunsiedel
10.07.2018 - 15:12 Uhr

Premiere vor der Uraufführung

Unterhaltsame Spannung: Lesung der Krimikomödie "Adel verpflichtet" bei "Luisenburg Late Night" in Wunsiedel

Für sie galt das Motto „Adel verpflichtet“: (von links.) Anton Pleva, Malte Arkona, Nikola Norgauer, Anatol Preissler, Julia Stiegler, Marius Hubel sowie Otto Beckmann. Holger Stiegler
Für sie galt das Motto „Adel verpflichtet“: (von links.) Anton Pleva, Malte Arkona, Nikola Norgauer, Anatol Preissler, Julia Stiegler, Marius Hubel sowie Otto Beckmann.

Für die Schauspieler auf der Bühne ist es die "Kür", bevor am kommenden Freitag die "Pflicht" ansteht: Das Ensemble von "Sherlock Holmes - Der Tod des Bayernkönigs" präsentiert sich in der Reihe "Luisenburg Late Night" auf ganz andere Weise als dies bei der letzten Festspielpremiere der Fall sein wird. Ähnlich ist nur das Sujet des Abends - nämlich ein Kriminalfall. "Adel verpflichtet" heißt das Theaterstück von Dogberry & Probstein, das vom "Sherlock"-Ensemble gelesen wird - unterstützt durch die Schauspielerin Nikola Norgauer.

Die Zuhörer in der "Talstation" bekommen einen Eindruck ermittelt, was unter "work in progress" zu verstehen ist. Denn irgendwie ist das Stück zwar schon fertig, aber doch noch nicht so ganz, wie Anatol Preissler vorausschickt. Er hat gemeinsam mit Otto Beckmann das Stück unter Pseudonym geschrieben, bis zur Uraufführung Ende November 2018 am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg sind es noch einige Monate - und entsprechend werde es auch noch die eine oder andere Änderung geben. "Sie sind die Ersten, die das Stück hören", betont Preissler zum Publikum.

Das Unterfangen von Dogberry & Probstein ist natürlich ambitioniert, handelt es sich doch um denselben Stoff, der im gleichnamigen Film "Adel verpflichtet" mit Oscarpreisträger Alec Guinness vor knapp 70 Jahren verarbeitet worden war. Noch heute gilt der Streifen der legendären "Ealing Studios" als einer der schwarzhumorigen Klassiker Großbritanniens schlechthin.

Wenn Victor Lopez eines hasst, dann ist es Ungerechtigkeit. Jetzt sitzt er im Gefängnis und er hat auch so einiges auf dem Kerbholz, aber ausgerechnet den Mord, für den er am nächsten Morgen hingerichtet werden soll, hat er nicht begangen. Das findet auch sein Henker, auch wenn es diesen ausgesprochen freut, endlich mal einen echten Blaublütigen unter das Fallbeil zu bekommen. Denn obwohl Victor in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, entstammt er doch mütterlicherseits dem berühmten Adelsgeschlecht Gascoyne. Von seinen Verwandten sträflich ignoriert, träumte Victor seit seiner Kindheit davon, sich Graf Gascoyne nennen zu können, nicht zuletzt, um seiner großen Jugendliebe Sibella zu imponieren. So beschloss er, dem Glück ein wenig nachzuhelfen, und beseitigte raffiniert und mit viel Fantasie einen Anverwandten nach dem anderen. Zwischen Henker und Delinquent entspinnt sich ein leidenschaftlicher Diskurs unter Fachleuten über die vielfältige Kunst, jemanden um sein Leben zu erleichtern, bis schließlich der Morgen graut.

Malte Arkona, Otto Beckmann, Marius Hubel, Anton Pleva, Julia Stiegler sowie Nikola Norgauer lesen die verschiedenen Rollen, Anatol Preissler ist für die Regie-Anweisungen zuständig. Immer wieder animiert der Text die Besucher zum Schmunzeln, gekonnt spielen die Akteure auf der Bühne ihre Wandlungsfähigkeit bei den einzelnen Rollen aus. An manchen Passagen muss noch etwas gefeilt werden, die eine oder andere Pointe sollte noch besser herausgearbeitet werden - aber insgesamt ein unterhaltsamer Abend.



 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.