Wunsiedel
31.07.2018 - 15:40 Uhr

Wenn "Professor Boerne" zum Mikro greift

Im ARD-"Tatort" aus Münster gibt er mit Axel Prahl ein gutes Team ab. Doch auch als Sänger kann Schauspieler Jan Josef Liefers am Montagabend mit seiner Band Radio Doria auf der Luisenburg-Bühne punkten

Jan Josef Liefers (Mitte) und „Radio Doria“ begeistern am Montagabend auf der Luisenburg-Bühne. Holger Stiegler
Jan Josef Liefers (Mitte) und „Radio Doria“ begeistern am Montagabend auf der Luisenburg-Bühne.

Wunsiedel.Manfred Krug ("Paul Stoever) und Charles Brauer ("Peter Brockmöller") waren die ersten singenden Tatort-Kommissare. Mittlerweile gehört es fast zum guten Ton, sich nicht nur schauspielerisch, sondern auch gesanglich zu betätigen. Miroslav Nemec ("Ivo Batic") tut es, Ulrich Tukur ("Felix Murot") auch, Axel Prahl ("Frank Thiel") steht ebenfalls immer wieder am Mikrofon. Schon seit über 15 Jahren ist Jan Josef Liefers, der Gerichtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne aus dem Münsteraner Tatort, mit seiner Band "Radio Doria" musikalisch unterwegs. Ihre Visitenkarte geben die fünf Künstler am Montagabend bei den Luisenburg-Festspielen ab.

Lauer Sommerabend

Zum Großteil sind es sicherlich Fans des Schauspielers, die auf die Luisenburg kommen. Ein fernsehbekanntes Gesicht, das in regelmäßigen Abständen an Sonntagabenden (und an den Wiederholungstagen) in den Wohnzimmern vieler Besucher zu Gast ist. Dass Liefers auch Musik macht, dürften viele erst in den Monaten vor dem Wunsiedel-Gastspiel mitbekommen haben.

Das Kommen hat sich auf alle Fälle gelohnt: Die fünf Musiker sorgen für das passende musikalische Ambiente an einem extrem lauen Sommerabend auf der Luisenburg. Es ist die klassische Bandbesetzung, mit der Radio Doria aufwarten: Sänger, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboards. Nun wird man Jan Josef Liefers sicherlich nicht unbedingt zu den großartigsten Sängern unter dem Firmament zählen können, aber es ist das Gesamtpaket, das - trotz kleiner Ungenauigkeiten im Sound - einfach passt und erfolgreich ist.

Die Melodien des gut zweistündigen Konzertes wechseln zwischen Pop und Rock, kommen meist sehr leicht daher und gehen ins Ohr. Im Mittelpunkt des Abends steht mit "2 Seiten" das jüngste Album der Band, fast alle Lieder davon werden angestimmt. Der Titelsong, so Liefers, sei programmatisch, nichts sei eindimensional, sondern habe seine zwei Seiten. "Das ist eine Binsenweisheit, aber schwer ins eigene Leben zu übertragen", erklärt er den Zuhörern. Er ermuntert dazu, kurz den eigenen Standpunkt auch einmal zu verlassen und den des Gegenübers einzunehmen. "Das lohnt sich, man wird klüger zurückkommen", sagt Liefers.

Reise in den Iran

Es ist sinnbildlich eine große Reise, zu der Radio Doria an diesem Abend einlädt. Mit roten Koffern betreten die Musiker die Bühne, stellen sie erst einmal für knapp zwei Stunden ab, bevor sie schließlich zu Drums umfunktioniert werden. Doch nicht nur ums körperliche Reisen geht es, Liefers mahnt dazu, "auch im Kopf unterwegs zu bleiben". Gerade deswegen hat die Band eine Reise in den Iran unternommen und dort Menschen und eine Gesellschaft kennengelernt, die so gar nichts mit dem fundamentalistisch-islamistischen Klischee gemein haben.

Die Texte in Liedern wie "Eigentlich", "Wir sind" oder "Unbeschreiblich" erzählen von allen Facetten des Lebens und der Liebe, mit komödiantischer Gestik und Mimik berichtet Liefers, wie die Ur-Menschen das Liebeslied erfunden haben. Auch der Akustikteil des Abends, bei dem es sich die Band am Bühnenrand gemütlich macht, gerät amüsant, als (mehr oder weniger originell) versucht wird, spontane Reime für Wunsiedel und Franken zu basteln - zumindest kommen darin Dichter Jean Paul und Liefers Erkenntnis "Die heißesten Feger leben in Hohenberg an der Eger" vor.

Neben Liefers überzeugen auch Timon Fenner am Schlagzeug, Gitarrist Jens Nickel, Keyboarder Gunter Papperitz sowie Bassist Christian Adameit. Es werden besungen die "Sehnsucht Nr. 7" mit maßgeblicher Unterstützung durch den Zuschauer-Chor, aber auch die "Verlorenen Kinder". Standing Ovations lassen zwei Zugaben folgen - "Blutmond" und "Jeder meiner Fehler".

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.