Wunsiedel
13.06.2018 - 15:19 Uhr

Das vergessene "Bond-Girl"

In der "Dschungelbuch"-Inszenierung der aktuellen Luisenburg-Festspiele zischt sie als Schlange Kaa über die Bühne. Was noch so alles in ihr steckt, beweist Inez Timmer mit ihrem Solo-Programm.

Inez Timmer macht bei „Luisenburg Late Night“ mit Grönemeyer-Songs ebenso eine gute Figur wie mit Edith-Piaf-Chansons. Holger Stiegler
Inez Timmer macht bei „Luisenburg Late Night“ mit Grönemeyer-Songs ebenso eine gute Figur wie mit Edith-Piaf-Chansons.

Wunsiedel.Eigentlich war das mit James Bond alles ganz anders. Die meisten erinnern sich nur nicht mehr dran. Gut, dass es Inez Timmer gibt, "das vergessene Bond-Girl" mit dem Rollennamen Uschi Üppig, die ihren Durchbruch mit einem Bond-Singspiel hatte. Und das alles an der Seite des echten James Bond, dargestellt von Jopi Heesters, der den wahren Bösewicht Heino, besser bekannt als "Dr. Dioptrien", zur Strecke bringt. "Luisenburg Late Night" heißt das neue Format, das am Samstag Premiere feierte. In der "Talstation" - früher Autohaus, heute Probebühne für die Luisenburg-Produktionen, steht Inez Timmer auf der Bühne. Die Holländerin stellt mit ihrem Programm "Ruhrpotttulpe" ihr vielseitiges Können als Sängerin, Erzählerin und Komödiantin unter Beweis. Und James Bond hat es ihr angetan, vor allem der vor einem Jahr verstorbene Darsteller Roger Moore ("Diese Brusthaare!"), dessen Serienrolle als Ritter Ivanhoe ihr ebenfalls im Gedächtnis geblieben ist. Da könne dann ein Daniel Craig nicht ganz mithalten. Besonders schlimm: "Er trinkt Bier und lässt sich von Heineken sponsern!"

Adaption mit "Wow"-Effekt

Und natürlich gehört zu James Bond die passende Musik - da lässt sich Inez Timmer nicht lumpen und präsentiert drei Titelsongs, die es in sich haben. Klar, die instrumentale Begleitung kommt vom Band, aber die Live-Stimme ist eine Wucht - faszinierend demonstriert bei Shirley Basseys "Goldfinger" aus dem gleichnamigen Film und Carly Simons "Nobody does it better" aus "Der Spion, der mich liebte". Bei ihrer Performance von "Skyfall" lässt Timmer sogar das Original von Adele vergessen - eine Adaption mit "Wow"-Effekt!

Musikalisch ist Inez Timmer eher eine "Spätberufene", wie sich aus ihrer Biografie schließen lässt, über die die Zuhörer einiges erfahren. Erst mit 32 Jahren tritt sie ins Konservatorium ein und belegt dort Jazz-Gesang. Zuvor arbeitet sie als Lehrerin für Niederländisch und Englisch. Bei ihrer Abschlussprüfung am Konservatorium hatte sie einen Duett-Partner an ihrer Seite, der später große Karriere machte, allerdings im Alter von 45 Jahren vor zwei Jahren verstorben ist - Roger Cicero. Ihm widmet Timmer an diesem Abend ein berührendes "Ich atme ein, ich atme aus!"

Die Zuhörer werden von der Sängerin auch mitgenommen ins Paris vergangener Tage, als die Chansons Hochkonjunktur hatten: Der Maurice-Chevalier-Klassiker "Paris sera toujours Paris" fehlt hier genauso wenig die legendäre Edith Piaf mit "La vie en rose" und "Je ne regrette rien". Timmer scherzt zwischendrin vom Leben in Friesland, wo alles erst 25 später passiere und manche noch heute mit Gulden bezahlen würden. Sie animiert ihr Publikum zum Mitschunkeln und Walzertanzen (bei "Tulpen aus Amsterdam"), immer setzt sie dabei gekonnt ihren Charme und ihren Witz ein.

"Mambo" auf friesisch

Im Laufe des Programms "outet" sich die Niederländerin auch als großer Herbert-Grönemeyer-Fan: Bei ihrer Darbietung von "Mensch" versteht man sogar den kompletten Text, was ja beim nuschelnden Original nicht immer der Fall sein soll. Und auch die Zugabe des Abends hat viel mit Herbert Grönemeyer zu tun: Dessen Melodie "Mambo" hat sie ins friesische übertragen, mit viel Schwung und Bewegung gibt sie den Song zum Besten. Was sie da genau singt, verstehen zwar nur wenige, der guten Stimmung tut es keinen Abbruch. Viel Applaus und Standing Ovations für die gelungene "Luisenburg Late Night"-Premiere.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.