Wunsiedel
01.08.2018 - 14:57 Uhr

Als würden sie um ihr Leben trommeln

Ein Erdbeben haben sie zwar nicht ausgelöst im Fichtelgebirge. Aber mit ihren satten Klängen sorgen "Yamato - The Drummers of Japan" auf der Luisenburg für gehörige Vibrationen.

Japanische Trommelkunst in Vollendung demonstrieren die Künstler von „Yamato“ vor ausverkauftem Haus bei den Luisenburg-Festspielen. Holger Stiegler
Japanische Trommelkunst in Vollendung demonstrieren die Künstler von „Yamato“ vor ausverkauftem Haus bei den Luisenburg-Festspielen.

Wunsiedel.Archaisch, bombastisch, energiegeladen - selten passen Adjektive wirklich so gut wie für das, was sich am Dienstagabend auf der Luisenburg-Bühne abspielt. Es sind Trommelschläge, die einen den Puls des Lebens spüren lassen. Mit den Ohren, auf der Haut, ja mit dem gesamten Körper. "Yamato - The Drummers of Japan" gastieren mit ihrem neuen Programm "Chousensha - The Challengers". Nach einem umjubelten Auftritt auf der Felsenbühne 2015 begeistern sie erneut vor ausverkauftem Haus.

Mit ihrer neuen Show sind die japanischen Trommler derzeit in großen deutschen Städten unterwegs: Nach jeweils mehreren bereits absolvierten Auftritten in Hannover und München folgen jetzt noch ebenfalls mit zahlreichen Shows am Stück Nürnberg und Köln. Und zwischendrin liegen das Fichtelgebirge und die Luisenburg, wo die Fangemeinde des Ensembles mittlerweile auch riesengroß ist. Es braucht nur einige Trommelschläge, um die Herzen der Besucher rund 90 Minuten höher schlagen zu lassen.

Ungeheuere Präzision

Das Programm lebt von den wuchtigen Schlägen, gesetzt mit ungeheuerer Präzision und energiegeladener Leidenschaft. Die Akteure - zum Teil sind zehn Künstler auf der Bühne - erscheinen in farbenprächtigen Kostümen und vollziehen eine schweißtreibende Choreographie. Alle miteinander fordern sie ihre Instrumente immer wieder heraus und finden stets neue Wege des Ausdrucks.

Die japanischen Trommler sind auch so etwas wie Kulturbotschafter, die Taiko-Trommeln haben in dem asiatischen Inselstaat eine jahrhundertealte Tradition. Mehr als 35 dieser Trommeln kommen auf der Luisenburg zum Einsatz - von der kleinen Shime-Daiko bis hin zur großen Odaiko mit einem Durchmesser von 1,70 Metern und einem Gewicht von 500 Kilogramm.

Das Schlagen hat neben dem Klang aber auch eine visuelle Komponente, was an diesem Abend besonders bei den nicht-tragbaren Trommeln deutlich wird: Die Schlagstöcke - die sogenannten Batchi - werden asketisch genau in einer geraden Linie von oben nach unten auf die Trommel geschlagen. Werden die Trommeln dagegen von der Seite geschlagen, erinnert das alles optisch auch etwas an die asiatischen Kampfkünste wie Karate oder die Schwertkunst.

Nach Kampfkunstmanier

Das wird noch alles verstärkt mit durchdringenden Schreien der Musiker nach Kampfkunstmanier. Dass dafür viel athletische Akribie, Disziplin und Konzentration nötig sind, versteht sich von selbst. Und der Schweiß fließt nicht nur wegen der erneut sommerlichen Abendtemperaturen in Strömen. Neben den Trommeln sind es auch Instrumente wie die japanische Flöte (Shinobue), oder das Saiteninstrument Shamisen, mit denen sich die Künstler in Szene setzen. Auch die Komik kommt nicht zu kurz, als sich beispielsweise mehrere Trommler einen Wettkampf der Töne mit kleinen bronzenen Zimbeln (Chappa) liefern. Klänge werden wie die Bälle eines Jongleurs in die Luft geschleudert und wieder aufgefangen - und das schließlich auch noch in Zeitlupe.

Immer wieder brandet der kräftige Applaus des Publikums auf, die Kommunikation zwischen Künstlern und Zuschauern klappt auch sprachlos. Der Trommler Kenta Ono ist so etwas wie der Spaßvogel der Truppe und gibt den Takt vor, das Publikum klatscht begeistert mit. "Ran-Ran", "Garakuta" und fünf weitere Choreographien erzählen den Zuhörern vom Leben und seinen großen Herausforderungen: dem Abenteuer des Aufbruchs, dem Reiz neuer Aufgaben und den Verheißungen langgehegter Träume. Dies alles kombiniert mit einer fulminanten Choreographie und rhythmisch abgestimmten Lichteffekten sorgt für einen verrückt-genialen Konzertabend. Standing Ovations und verdiente "Bravo"-Rufe!

 
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