Nach jahrelangen intensiven Ermittlungen hat die Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg jetzt Anklage gegen den mutmaßlichen Kopf eines internationalen Betrugsnetzwerks erhoben, das über Tradingplattformen im Internet große Summe ergaunert haben soll. Dem Angeklagten, der nach Angaben der Zentralstelle der obersten Führungsebene zugerechnet wird, liegt gewerbs- und bandenmäßiger Betrug zur Last. Der 36-Jährige, der sowohl die israelische als auch die ukrainische Staatsangehörigkeit besitzt, muss sich vor der Cyber-Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Bamberg wegen eines Gesamtschadens von knapp 10 Millionen Euro verantworten. Neben ihm ist noch ein 41-Jähriger angeklagt.
Gegen zahlreiche bereits abgeurteilte Mittäter wurden in den vergangenen Jahren bereits langjährige Freiheitsstrafen verhängt. Im Laufe der komplexen Ermittlungen konnten laut Polizei auch mehrere Millionen Euro beschlagnahmt werden. Das Netzwerk soll unter anderem im Internet verschiedene auf Investment-Betrug ausgelegte Trading-Plattformen betrieben haben, darunter die in Deutschland sehr „erfolgreichen“ Plattformen Trade Capital und Fibonetix. Das Betrugsnetzwerk unterhielt dafür drei Callcenter in der Ukraine (Kiew), in Bulgarien (Sofia) und in Serbien (Belgrad).
Geschätzter Schaden: 27 Millionen Euro
Dem Hauptangeklagten wird vorgeworfen, für einen Gesamtschaden in Höhe von knapp 10 Millionen Euro verantwortlich zu sein. Der höchste bekannte Einzelschaden liegt bei 584.000 Euro. Ausgehend von gesicherten Buchhaltungsunterlagen sei aber von einem tatsächlichen Schaden von mindestens 27 Millionen Euro auszugehen, so die Pressemitteilung. Der Hauptangeklagte soll unter anderem ein von ihm aufgebautes und beherrschtes weltumspannendes Geflecht aus Firmen und Scheinfirmen mit zahlreichen Geschäftskonten für die Betrügereien zur Verfügung gestellt haben. Laut Anklage hat er mindestens 5,6 Millionen Euro auf diese Weise bekommen.
Die beiden Angeklagten wurden im Dezember 2021 in Israel festgenommen. Im März und Juli 2023 erfolgte schließlich die Auslieferung nach Deutschland.
Parallel wird in einem gesonderten Verfahren der Prozess gegen zwei weitere angeklagte Call-Center-Agenten aus Bulgarien starten. Für gewerbs- und bandenmäßigen Betrug sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren vor.
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