17.01.2018 - 11:14 Uhr

Landrat Richard Reisinger über die Folgen der Kabinettssitzung im Landratsamt im April 2017: Sanierung des Klosters Michelfeld "flutscht jetzt richtig"

Es war 2017 eine der großen Chancen des Landkreises: die Kabinettstagung im April im Landratsamt. Drei große Zusagen erhielt Amberg-Sulzbach als Gastgeber vom Ministerrat. Eines der dabei berücksichtigten Projekte ist dadurch erst so "richtig ins Laufen gekommen", wie Landrat Richard Reisinger heute findet.

Das Kloster Michelfeld aus der Luft. Die Regens-Wagner-Stiftung betreut hier seit über 130 Jahren Menschen mit Behinderung. Das Kloster steht unter Denkmalschutz, was die geplante Generalsanierung so teuer macht, dass bis zur Kabinettssitzung in Amberg unklar war, ob sie überhaupt in Angriff genommen werden kann. 	Bild: exb
Das Kloster Michelfeld aus der Luft. Die Regens-Wagner-Stiftung betreut hier seit über 130 Jahren Menschen mit Behinderung. Das Kloster steht unter Denkmalschutz, was die geplante Generalsanierung so teuer macht, dass bis zur Kabinettssitzung in Amberg unklar war, ob sie überhaupt in Angriff genommen werden kann. Bild: exb

Amberg-Sulzbach. Im Gespräch mit der AZ zum Jahreswechsel blickt der Landkreis-Chef gerne auf den Moment zurück, als er öffentlich die Zusagen für den Umbau der Klosterburg Kastl in eine Außenstelle der Sulzbach-Rosenberger Polizei-Hochschule sowie zum Engagement des Freistaats in Sachen Maxhütte-Hochofenplaza und Sanierung des Klosters Michelfeld erhielt.

Umzug bis 2020

Diese Form des "Bekenntnisses zur Klosterburg Kastl" hält Reisinger für wichtig, weil dadurch auch der Haushaltsausschuss das Signal bekommen habe, er könne die mit der Sanierung verbundenen erheblichen Geldmittel genehmigen. "Da bin ich sehr dankbar." Der Umzug des ersten Semesters der Hochschule von Sulzbach-Rosenberg nach Kastl ist für 2020 angepeilt.

Bei der Hochofenplaza kümmere sich nun eine Arbeitsgruppe um die weitere Entwicklung. Der Staat kann hier nach Reisingers Ansicht nicht so, wie er gerne möchte oder sollte, da das Areal einem privaten Eigentümer gehöre. Den müsse man mitnehmen. Und man brauche eine Betreibergesellschaft, um Fortschritte zu erzielen. Da ist also wohl Geduld gefragt.

Das besondere Verhältnis Reisingers zur Regens-Wagner-Stiftung, die im Kloster Michelfeld Menschen mit Behinderung betreut, gründet nicht zuletzt darin, dass er dort Fördervereinsvorsitzender ist. Er habe im Vorfeld in München deutlich gemacht, dass "Michelfeld gleichrangig in diese Perlenkette der Klöster Waldsassen, Speinshart und Plankstetten reingehört". Die Betreuung von Menschen mit Behinderung sei eine "super Nutzung" für ein altes Klostergebäude. Aber der darauf liegende Denkmalschutz mache das Ganze zu einer recht komplexen Sache mit vielen Beteiligten. "Da brauchen wir ein Zusammenwirken auf allen Ebenen, sonst haut das nicht hin."

34-Millionen-Projekt

Doch seit dem April sei die Angelegenheit ins Laufen gekommen. "Das hat mir auch der Bürgermeister bestätigt: Seit das in der Kabinettsitzung war, flutscht das richtig." Immerhin gehe es da ja um eine Maßnahme, die 34 Millionen Euro koste.

Die letzte Modernisierung des Gebäudes sei 1970 gewesen; nun habe man so hohe Kosten für den Brandschutz errechnet, dass das die Zukunft der Einrichtung gefährdet habe, weil ein Neubau deutlich wirtschaftlicher wäre. Natürlich sei da bei der Stiftung der Gedanke hochgekommen "wir wollen doch eigentlich behinderte Menschen pflegen und nicht die Denkmäler Bayerns erhalten". Eine Einstellung, deren Gefahr Reisinger deutlich sieht: "Dann haben sie ein leerstehendes Kloster neben der Asamkirche." Und bald wohl auch ein verfallendes Kloster.

Doch seit dem Signal, dass der Freistaat sich beteilige, werde die Finanzierungslücke bei der Sanierung immer kleiner. Der Landrat sieht inzwischen gute Chancen, dass das Projekt bald in Angriff genommen werden kann.

Von Seehofer zu Söder

Als das Kabinett im Landratsamt tagte, war dort noch Horst Seehofer der starke Mann. Bald soll ihn aber Markus Söder als Ministerpräsident ablösen. Ob das große Auswirkungen auf den Landkreis hat? Landrat Richard Reisinger glaubt nicht, dass sich dadurch für Amberg-Sulzbach viel verändert. Er selbst sei von Seehofer von Anfang an gefördert worden, und den Landkreis habe der Oberbayer immer wohlwollend behandelt.

Gleiches gelte aber auch für den Franken Markus Söder in verschiedenen Minister-Positionen. "Er kennt die nordbayerischen Interessen sehr gut." Reisinger - nach eigener Aussage oft im Heimatministerium zu Gast - sagt, er habe Söder "als sehr effizient und durchsetzungsstark erlebt. Die Behördenverlagerung verdanken wir fast ausschließlich ihm." Denn eine Behördenverlagerung sei natürlich in München nicht populär: "Da bricht für die eine Welt zusammen. Da monieren meine oberbayerischen Kollegen: Das ist ja eine Zumutung, da raufzufahren. Dann sag ich: Das machen wir ständig."

Als zweiter Punkt fällt Richard Reisinger zu Söder ein: "Ich schätze seinen Mut zur Entscheidung." Ein Ja von Söder sei ein unumstößliches Ja. "Und umgekehrt auch. Wenn er sagt, das geht nicht, dann weiß man, es ist so. Das ist mir lieber, als wenn sie mich weiterleiten an die Ministerialdirigenten. Dann arbeite ich mich an der Ministerialbürokratie ab." (ll)

 
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