Lochau/Riglasreuth. Über das Thema "Wildkräuter im Frühjahr" referierte in der Jahreshauptversammlung des OGV Lochau-Riglasreuth Anja Putzer aus Haselbrunn im Gasthof Bergschänke in Lochau. Eingangs stellte sie sich vor. Dabei betonte sie, bei ihrer Oma sei sie mit Wildkräutern aufgewachsen. Diese hatte immer heilsamen Holundertee parat und bei ihr hatte sie auch die erste Begegnung mit Kräutern in der Natur. Inzwischen besuchte sie zahlreiche Kräuterwanderungen und Fortbildungsseminare.
Rückblickend erinnerte Anja Putzer, für die Menschheit seien Wildkräuter von jeher existenziell wichtig gewesen. Dies endete mit der Industrialisierung. Danach waren alle Produkte in Hülle und Fülle vorhanden. Damit geriet jedoch viel altes Wissen in Vergessenheit. Kurz nach der Eiszeit habe die Birke in Europa Fuß gefasst. Schon "Ötzi" benutzte Birkenköcher und kannte die Heilwirkung des Baumes. Birkenwasser sei hilfreich bei Erkrankungen der Ausscheidungsorgane und spüle die Harnstoffe aus, die sich in den Gelenken festsetzen. Birke helfe gegen Hautleiden und stehe für Jugendlichkeit und Leichtigkeit.
Eines der Gemüse mit den meisten Wirkstoffen stelle die Brennnessel dar. Schon bei den Römern galt sie als Grundstoff für Seile und Taue und als Faser für Kleidung. An Nährstoffen ist sie Kulturgemüse weit überlegen. Während die Brennnessel 333 Milligramm Vitamin C je 100 Gramm beinhalte, verfüge der Spinat nur über 52 Milligramm. Zudem enthalte sie viel Calcium. Die Brennnessel reinige den Körper und sei aufgrund ihres hohen Eisengehalts gut für die Blutbildung. Von der Jungpflanze könne alles verwertet werden. Hinter der Bezeichnung "Zipperleinskraut" verbirgt sich der Giersch. Schon Hildegard von Bingen kannte dessen hohen Gehalt an Eiweiß, Eisen und an Vitamin A. Er wirkt gegen die Übersäuerung des Körpers und enthält zudem Vitamin C. Anja Putzer ging auch auf den Gundermann ein. Dieses alte Kraut war schon den Germanen heilig. Früher trug er auch die Bezeichnung "Soldatenpetersilie". Als Pflanzenbrei hilft er gegen eitrige Entzündungen. Er wirkt antibakteriell und als Tee regen die vielen Bitterstoffe die Leber an. Vom Löwenzahn sei alles verwendbar. Auch der Milchsaft ist nicht giftig. Über China kam der Löwenzahn im 16. Jahrhundert nach Europa und stelle eine der besten Pflanzen gegen Gallen- oder Leberleiden dar. Der Geschmack ist bitter und damit bringt er Galle und Leber in Schwung. Er hilft bei Verdauungsstörungen.
Im Frühjahr sind besonders die Wurzeln wertvoll. Löwenzahn fördert die Blutbildung und dessen Bitterstoffe regen das Herz- und Kreislaufsystem an. Er hilft bei Rheuma und besitzt einen hohen Kaliumanteil. Das Gänseblümchen als Kinderkraut regt den Stoffwechsel an, war von der Referentin zu erfahren. Es gibt innere Kraft, hilft gegen Hautleiden und besitzt viele Gerbstoffe und Vitamine. Auch bei Verstopfung finde es Verwendung.
Zum Ende ihres Vortrags reichte Anja Putzer Proben von Fichtensirup, Birkenknospen und schwarzen Nüssen aus Walnüssen durch die Reihen der Versammlungsbesucher. Viele waren begeistert von dem unerwarteten Geschmack der meist unbekannten Früchte und Erzeugnisse aus der Natur.
Abschließend wies die Referentin auf weitere Termine, wie die Feierabendwanderung in der Natur in Haselbrunn und die Veranstaltung zum Thema "Wurzeln" in der Glasschleife bei Pullenreuth hin. Auch über ihr Seminarangebot informierte sie. Danach beantwortete sie die zahlreich vorgetragenen Fragen der Versammlungsbesucher.
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