Bärnau / Obora.(cr) "Die Ankündigung des Treffens an der Böttgersäule im ehemaligen Paulusbrunn traf auf offene Ohren. Mit rund 50 Besuchern wurde sie zu einer weiteren großen Grenzaktionen am Weg zwischen Bärnau und Tachov nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahre 1989. Von West und Ost, von Berlin bis Prag kamen Besucher aus beiden Ländern".
Für Dana Lesak-Müller, der engagierten Bürgermeisterin von Obora war es der perfekte Einstieg in die von ihr geplante Begegnungsstätte „Mitte Europa am Plärrer Wittichsthal mit der Böttgersäule“ . Die Infotafeln wurden von Obora aus rechtzeitig aufgestellt, das Umfeld mit Bänken und Rosenanpflanzung ansprechend gestaltet.
Infotafeln vermitteln Geschichte und appellieren für ein „Nie mehr wieder“
Vor rund 68 Jahren begann die systematische Zerstörung des Ortes Paulusbrunn. Ein Ort, der damals mehr Einwohner hatte als Bärnau. Säule und Platz im Ortteil Wittichsthal waren stets der Treffpunkt für Kinder, für Familie- oder Vereinsfeiern der Gemeinde. Dana Lesak-Müller und ihr Mann Peter, Ingrid Leser, Norbert Steinhauser und Rainer Christoph erläuterten Inhalte und Ziele der rund Zwei mal 1,5 Meter großen Tafeln. Dank gab es vor allem an die Spender, angefangen von Karl und Marianne Moos und das Ehepaar Winterholler.
Die zweisprachige Tafel für Dr. Joseph Böttger, der die Organisation und Finanzierung der Straße ab 1893 ermöglichte, beinhaltet neben dem Lebenslauf auch Bilder aus dem Familienleben der Böttgers. Eingebunden auch der Sohn und Künstler, Professor Robert Böttger, der nach dem Krieg in Regensburg wirkte.
Zur einer Hälfte ist die zweite Tafel Karl IV. und seinen Ehefrauen gewidmet. Er führte Reichsstraße im 14. Jahrhundert durch die Regionen der Oberpfalz, Frankens und Böhmens, ließ viele Städte und Orte an der Goldenen Straße aufblühen. Als Folgeerscheinung wurde vor über 300 Jahren der Ort Paulusbrunn an dem Handelsweg gegründet. Die andere Hälfte zeigt ein aktives Dorfleben mit vielen Bildern vom Menschen, Tieren und Vereinen. Eine dritte dreisprachige Tafel beschäftigt sich mit den Ortplänen der Streusiedlung, soweit vorhanden wurden ihnen rund 20 Fotos des Ortes mit ehemaligen Hausnummern in der Legende zugeordnet. Möglich wurde dies durch das Heimatbuch von Paulusbrunn
„Již nikdy vice“ ,For a „Never again“- und ein „ Nie mehr wieder“ appelliert die vierte Tafel für eine gemeinsame friedliche Zukunft im Sinne des Deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog bei seiner Rede 1m 29. April 1997 vor dem tschechischen Parlament. Angesprochen werden dabei Flucht und Vertreibung, das Durchgangslager Wiesau, der Eiserne Vorgang und der symbolische Fall am 23.12. 1989 bei Waidhaus.
Wanderung nach Süden
In Gruppen ging es dann unter der Leitung vom Zeitzeugen Ferdinand Zwerenz, Ingrid Leser, Peter Müller, Norbert Steinhauser in Richtung Süden auf den Böttgerweg bis zur sogenannten „Prinzfabrik“ eine Knopffabrik gerade noch auf bayerischen Boden stehend über den Stöberlhof vorbei am Grenzlandturm zum Ausgangspunkt zurück. In der Mittagspause , die in Svobotova oder Bärnauer Gaststätten stattfand, wurde das Erlebte und Gehörte breit diskutiert und durch Zeitzeugen wie Hans Wettinger, vertieft.
Böttger Familientreffen
Die große Überraschung waren für die Veranstalter, die ehemaligen Paulusbrunner und tschechisch-deutschen Teilnehmer natürlich die Ehrengäste und Nachkommen von Dr. Josef Böttger. Erstmals hatten sie sich an seiner Wirkungsstätte ihres Urgroßvaters aus allen Himmelsrichtungen zusammen gefunden. Von den Prager Verwandten wusste man im Westen, aber, so Richard Stenzel aus Berlin „Niemand von uns hatte eine genaue Adresse“. Kommissar Zufall half mit. Das Prager Ehepaar Lucie und Vlastimil Ruzizka und ihre Tochter, die an der Stadtverwaltung in Prag 6 (Brevnov) arbeitet, konnte die Adresse ermitteln.
So reisten aus Prag an, die Enkelin Ingeborg Kabrtova und mit 84 Jahren Enkel Gerhard Böttger mit Frau Hana aus Rudna bei Prag und sein Sohn Jan Böttger mit Freundin, sie tragen als einzige noch den Familiennamen. Aus Worms kam Urenkelin Lore mit ihrem Mann Georg Winterholler. Aus Berlin ihr Bruder, Urenkel Richard Stenzel. Für alle ein bemerkenswertes Treffen, dem mit Spannung entgegengefiebert wurde. Zum Teil hatten sich die Prager noch nie oder vor Jahrzehnten mit ihren Westdeutschen Verwandten getroffen. Mit Hilfe der Stadtarchivarin Jana Hutnikova konnte sogar das das Wohnhaus in Tachau geortet werden. Es steht an der Ecke der Husstraße unterhalb des Schlosses. Für Böttger eine kurzer Weg zu seinem Arbeitgeber dem Fürsten von Windischgrätz. Das gehörte natürlich Zum Pflichtprogramm für einen Besuch aller.
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