Die Ortschaft Albersrieth hat überzeugt und beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2023 bis 2026 auf Kreisebene gesiegt. Vorbach erhält in der Kategorie bis 600 Einwohner den Sonderpreis der Jury für das Engagement des Kulturvereins und den Dorfladen und Schirmitz ist als einziger Vertreter der Gruppe bis 3000 Einwohner Sieger auf Kreisebene. Besonders einladend zeigte sich das Wetter beim Begehungstermin nicht – trotzdem strahlte Albersrieth als ein Vorbilddorf.
Aber der Reihe nach: Die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hatte in diesem Jahr zusammen mit dem Bayerischen Landkreis- und Gemeindetag zum 28. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ aufgerufen. Der Markt Waldthurn schickte mit dem Bioenergiedorf Albersrieth einen starken Konkurrenten auf Landkreisebene in den Wettbewerb – und es hat sich ausgezahlt. Zum Begehungstermin war die Kommission für die einzelnen Bewertungskriterien mit Leiterin Maria Treiber, Lisa Lang, Mathilde Müllner, Lisa Eckl sowie stellvertretendem Landrat Albert Nickl in Albersrieth unterwegs.
Dorfsprecher Andreas Bodensteiner hatte in aller Früh die Kommission im Dorftreff, der seit 15 Jahren durch die Biogasanlage unentgeltlich erwärmt wird, empfangen und das Dorf vorgestellt. „Frage nicht, was Dein Dorf für dich tun kann – frage, was Du für Dein Dorf tun kannst“, zitierte er den bekannten Spruch auf sein Dorf umgewandelt. Mit land- und forstwirtschaftlichen, aber auch rein wirtschaftlichen Stärken könne man aufwarten. „Wir sind keine reines Siedlungsdorf, hier sind auch zahlreiche Unternehmen mit viel Wirtschaftskraft.“ Im Ort seien verschiedene Betriebe – darunter Raiffeisen-Lagerhaus, Anlagenbau, Autohaus und zwei Lohnunternehmen, die Arbeitsplätze für 60 Personen schafften.
Der Sprecher informierte über den aktiven Dorfrat und es gebe auch eine Jugend- und Seniorenvertretung. „Unser Dorf ist ein Dorf voller Energie“, sagte Bodensteiner und zeigte weitere Fakten des derzeit 210 Einwohner zählenden Ortes mit entsprechenden Zahlen auf. Albersrieth darf sich seit 2009 Bioenergiedorf nennen – das einzige im Landkreis Neustadt/WN. Derzeit habe man drei Nahwärmenetze, die mehr als die Hälfte der Haushalte sowie das Gemeinschaftshaus mit Nahwärme versorgten. In den meisten übrigen Haushalten würden nachwachsende Rohstoffe (Hackgut, Pellets, Scheitholz) eingesetzt. Mehr als 80 Prozent der Wärmeversorgung erfolgten mit Biomasse oder Solarthermie, nur ein kleiner Rest werde über Heizöl und Strom abgedeckt. „Wir haben die Wärmewende bereits gemeistert.“
Seit mehr als 30 Jahren betreibe man zudem eine selbst erbautes Kanalnetz, das in eine perfekt funktionierende Pflanzenkläranlage münde. Die Dorferneuerung (1999 bis 2011) hätten Jung und Alt geprägt, man habe mit der Feuerwehr zusammen den Dorftreff mit 3300 Arbeitsstunden Eigenleistung gebaut. Dort werde die Geselligkeit gepflegt. Die Albersriether unterhalten und bewirtschaften das Gemeinschaftshaus selbst und es finden viele marktliche Veranstaltungen dort statt. „Wir wollen einen Spielplatz in Albersrieth“, hatten die Kinder einst gefordert. Die Dorfgemeinschaft überlegte deshalb, wie man weiterhin attraktiv als Dorf bleibe könne. So entstand aus dem Spielplatz ein Ort der Begegnung und schließlich der Generationengarten am Dorftreff. Albersrieth blicke weiter nach vorne: Energie, Ortsverschönerung, Arbeitsplätze und Landwirtschaft mit sechs Vollerwerbslandwirten bildeten das Rückgrat des Dorfes für das ländliche Leben.
Nachdem die Besichtigung abgeschlossen war, zogen die Mitglieder der Kommission ein Resümee. „Albersrieth ist ein Vorbilddorf, das Veränderungen auch als Chance sieht – Albersrieth hat Zukunft“, sagte Albert Nickl. Lisa Lang vom Amt für für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Tirschenreuth/Weiden war für den Bereich Soziales und Kultur vom Dorfleben begeistert und Mathilde Müllner vom angrenzenden Wasserschutzgebiet und den naturnahen Gärten – ob öffentlich oder privat. Aus architektonischer Sicht konnte Lisa Eckl wenig kritische Ansatzpunkte finden und Maria Treiber war vom alten Baumbestand im Dorf und in den Gärten angetan.
Auch Bürgermeister Josef Beimler, der mit zweitem Bürgermeister Roman Bauer gekommen war, sagte, dass im Dorf das Zusammenleben in allen Bereich funktioniere. Besonders der Dorfrat mit seinem Sprecher Andreas Bodensteiner an der Spitze sei zu erwähnen. "Hier wird das dörfliche Leben organisiert, weltliche und kirchliche Kriterien sind hier eng verbunden.“
Der Wettbewerb
- Titel: „Unser Dorf hat Zukunft“ (früher: „Unser Dorf soll schöner werden“) war einst ein reiner Blumenschmuckwettbewerb. Heute konzentriert sich der Wettbewerb auf alle Aspekte des dörflichen Lebens.
- Bewertungskriterien: Grüngestaltung und -entwicklung, Bewertung durch Maria Treiber, Gartenfachberaterin, Landratsamt Neustadt/WN; Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen, stellvertretender Landrat Albert Nickl; Soziale und kulturelle Aktivitäten, Lisa Lang, Amt für für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Tirschenreuth/Weiden; Baugestaltung und -entwicklung; Lisa Eckl, Architektur, Landratsamt; Dorf in der Landschaft, Mathilde Müllner, Diplom-Biologin, Naturpark Oberpfälzer Wald
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