Dem Quartett aus Maria Träger, Inge Hirschlieb, Christian Albrecht und Bernhard Träger gebührte die Ehre eines außergewöhnlichen Ständchens mit extravaganten Instrumenten: „Wann werden wir jemals wieder bei einem 100. Geburtstag spielen?“ Das seltene Ereignis ging am Mittwochabend im Vohenstraußer Ortsteil Fiedlbühl über die Bühne.
Im kleinen Kreis feierte der hochbetagte Jubilar mit der Nachbarschaft, den Musikanten, seiner Familie und den beiden Enkelkindern das historisch anmutende Ereignis. Auf das Erreichen dieses biblischen Alters angesprochen, gab es für jeden Fragenden dieselbe Antwort des enorm rüstigen Rentners: „Wenn der Herrgott nicht will, dann hilft das alles nichts.“
Aus Neu Tschau bei Liegnitz an der Oder stammt der Hundertjährige ab. Er ist also ein waschechter Niederschlesier. Das Ende der einstigen Heimat kam mit dem Zweiten Weltkrieg. Der Einberufung als Soldat folgten viereinhalb Jahre bei der Flak-Einheit. Als diese 1944 aufgelöst wurde, gehörte er plötzlich zur SS. Am Achenpass zwischen Bayern und Österreich geriet er in amerikanische Gefangenschaft. Die Amis waren auf dem Weg nach Flossenbürg zur Befreiung des Konzentrationslagers. So kam Neumann in die Oberpfalz, die dadurch seine neue Heimat werden sollte. Im Anschluss an Flossenbürg ging es für ihn aber erst einmal nach Auerbach ins dortige Kriegsgefangenenlager mit rund 20 000 anderen deutschen Gefangenen. Für ein Jahr.
Wenn er so aus seinem reichen und langen Leben erzählt, beeinträchtigen Neumann sein abnehmendes Gehör und das schwächer gewordene Augenlicht nur wenig. Sein wacher Geist und seine hervorragende Erinnerung gleichen beides enorm aus.
Eine glückliche Ehe führte der Jubilar ab 1950 mit Linda Lehner aus Fiedlbühl, die 2008 verstarb: „13 Jahre bin ich nun schon alleine.“ Direkt gegenüber dem Haus, aus welchem Linda stammte, bauten sich die bereits zu Eltern gewordenen Eheleute 1953/54 ganz alleine ein „Dach über den Kopf“. Die Familie wuchs durch vier Söhne zum Sechs-Personen-Haushalt.
Neben Arbeit und Familie hegte das Geburtstagskind noch eine andere Leidenschaft: Groß-Chincilla's. Schon 1959 trat er deshalb dem Vohenstraußer Kleintierzuchtverein bei. Mit seinen Rassekaninchen bestückte er im Laufe seiner aktivsten Zeit immer wieder die Bundesschauen in den Großstädten Deutschlands. Dass er dabei auch selbst mit dorthin reiste, ergab sich von selbst.
Nach der Gefangenschaft verdingte Neumann sich zunächst auf einem Bauernhof und dann bei der einstigen Vohenstraußer Gärtnerei als Helfer. Eine zweieinhalb Jahre währende Umschulung legte schließlich den Grundstein für das Baugewerbe. Mit einem Stundenlohn von 90 Pfennigen konnte er bei der Baufirma Töppel vor Ort schließlich einen festen Arbeitsplatz als Maurer finden, den er exakt 25 Jahre lang treu ausfüllte.
Angesichts der aktuellen Wetterkapriolen kommentierte der Jubilar noch: „Die derzeitigen Wochen gleichen meinem ganzen Leben. Es gab immer wieder sonnige, aber ebenso trübe, regnerische Zeiten.“













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