Die bäuerliche Schlachtgemeinschaften Vohenstrauß, Floß und Moosbach können für sich ein bayernweites Alleinstellungsmerkmal in Anspruch nehmen, noch dazu EU-zertifiziert. „Sie sind eine ganz wichtige Einrichtung“, betonte Bürgermeister Andreas Wutzlhofer in der Jahreshauptversammlung im Gasthof „Schloßwirt“. Vorsitzender Jürgen Hilburger berichtete von einem lebhaften Geschäftsjahr, in dem mehr Tiere als im Vorjahr geschlachtet wurden. „Ein Entgegenwirken zum Analog-Käse und künstlich hergestelltem Fleisch, dass nicht annähernd wie richtiges Fleisch schmeckt“, beteuerte er. Vielleicht sei es ja ein neuer Trend bei den Verbrauchern, mehr regionales Fleisch zu essen, „denn nicht Geiz ist geil, sondern Regionalität ist geil und außerdem gut fürs Klima“.
Im abgelaufenen Jahr wurden 80 Tiere im gemeinschaftseigenen Schlachthaus an der Haidaer Straße geschlachtet. Darunter waren 4 Kühe, 11 Kälber, 7 Kalbinnen, 10 Bullen, 6 Ochsen, 9 Schweine, 1 Lamm, 16 Schafe und 16 Rehe. Aus der Schlachtgemeinschaft traten 3 Mitglieder aus und eine Neuaufnahme wurde verzeichnet, so dass derzeit 151 Mitglieder gezählt werden. In der Außenmauer des Schlachthauses in Richtung Bauhof entdeckte Metzger Josef Prem Feuchtigkeit, der man im Frühjahr baldmöglichst auf den Grund gehen wolle, informierte Hilburger.
Hilburger setzte sich beim Veterinäramt dafür ein, dass der Hoftierarzt weiterhin die geforderten Bescheinigungen ausfüllen dürfe. Dazu zog Hilburger folgendes Fazit: „Viel Wirbel um nichts.“ Im zurückliegenden Jahr verzeichnete die Schlachtgemeinschaft einen höheren Strom- und Wasserverbrauch. Allerdings sei dies vermutlich den höheren Schlachtzahlen geschuldet. Hilburger dankte den Metzgern der Schlachtgemeinschaft Josef Prem, Otto Peugler und Andreas Kick für die Arbeit im Schlachthaus und für den schonenden Umgang mit der Einrichtung. Kassier Josef Prem legte detaillierte Zahlen zum Geschäftsjahr vor.
Daniel Käs aus Buch von der Organisation „Land schafft Verbindung“ stellte sich vor und sprach von einer richtigen „Graswurzelbewegung“, die aus dem Bereich Landwirtschaft gewachsen sei. Im Landkreis Neustadt/WN organisieren sich darin eine gute Hand voll Landwirte, oberpfalzweit rund 30. Es handle sich um eine neutrale Organisation die bestehende Netzwerke zum Bauernverband und dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) unterhält. In letzter Zeit werde den Landwirten eine AfD-Nähe zugeschrieben. „Von dieser Partei distanzieren wir uns entschieden“, unterstrich Käs. Beim Bauernmarkt in Vohenstrauß werden sich die Landwirte von „Land schafft Verbindung“ ebenfalls mit einem Stand präsentieren.
Leitender Landwirtschaftsdirektor Reinhold Witt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) aus Weiden stieß in der Jahreshauptversammlung der bäuerlichen Schlachtgemeinschaft mit „Welche Zukunft erwartet einen Landwirt“ ein fesselndes Thema an. Unter anderem ging er auf die steigenden Qualitätsansprüche landwirtschaftlicher Produkte ein. Die Bewirtschaftung habe sich gravierend verändert. Die Produktivität und die Intensität steigerte sich in unglaubliche Dimensionen. Ob alles sinnvoll beziehungsweise akzeptiert wird, was möglich ist, sei dahingestellt.
Derzeit verändere sich vieles in der Landwirtschaft. Die Organisation „Land schafft Verbindung“ organisiere deutschlandweit Proteste und Demonstrationen, ernte Verständnis bei Politik und Verbrauchern, die für das Thema Ernährung und Umweltschutz sensibilisiert werden. Der Handel sei wegen seiner Preisstrategie zunehmend in der Kritik, und die Politik sei sich uneins wie wichtige Vorhaben umgesetzt werden sollen. Der Landwirtschaftschef ging auf die Grundsätze bayerischer Agrarpolitik ein. Trotzdem gebe es viele offene Fragen. Die Digitalisierung werde die Landwirtschaft stark beeinflussen. Was keinesfalls passieren dürfe: „Es geht schneller, aber dafür dauert es länger“, warnte Witt.
Die Anforderungen an Tierhalter werden steigen, denn Eingriffe am Tier wie Kastrationen, Enthornung oder das Kupieren von Schwänzen werden kritisch gesehen. Anforderungen an Haltungssysteme werden vom Handel und den Vermarktern vorgegeben. Das wiederum löse bei den Landwirten Unsicherheit aus. Oft stünden sie vor Investitionen, doch die zukünftigen Rahmenbedingungen sind unsicher. „Viele Betriebseigentümer haben das Gefühl, dass moderne Landwirtschaft nicht akzeptiert wird und sie mit ihrer Arbeit nicht willkommen sind.“ Deshalb gehe vielen Landwirten die Freude an ihrer Arbeit verloren.
Die Bauern dürften auf die neutrale Beratung durch sein Amt vertrauen, denn dort werde geholfen die Betriebe fit für die Zukunft zu machen. Die Zukunft könne nur gelingen, wenn die Landwirtschaft wieder Freude mache. Es gehe um Wertschöpfung durch Wertschätzung. Der Strukturwandel wird weitergehen. Doch Witt sprach den Landwirten Mut zu: „Sie sind bestens ausgebildet, sind Unternehmer und haben wichtige Produktionsfaktoren im Griff.“ Bayern werde zwar in vielen Bereichen nicht im Weltmarkt konkurrieren können, aber es befinde sich ein riesiger Markt direkt vor der Haustür.
Sie sind bestens ausgebildet, sind Unternehmer und haben wichtige Produktionsfaktoren im Griff.














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