Nicht ganz so voll besetzt wie in den Jahren zuvor, war heuer der Rittersaal im Gasthof „Schloßwirt“ beim ersten Landfrauenfrühstück des Bayerischen Bauernverbands im östlichen Landkreis. Kreisbäuerin Josefine Kick versicherte den Zuhörern, dass es heuer „a bisserl was fürs Herz“ geben werde. Dazu hatte sie die Neumarkter Kreisbäuerin Sieglinde Hollweck eingeladen, die auch Stadträtin und als dritte Bürgermeisterin und Kreisrätin in ihrer Region unterwegs ist und einen flammenden Vortrag über den Begriff Heimat hielt.
Die umtriebige Bäuerin, die in Thann bei Berching mit ihrem Ehemann im bäuerlichen Austrag lebt, legt ihre Hände nicht in den Schoß. Im Gegenteil, sie schultert mit ihrem Ehemann fast ausschließlich alleine die Arbeiten auf dem Hof, im Stall und den Feldern, da Sohn Peter Landwirtschaftsmeister und geprüfter Klauenpfleger ist und anahezu die ganze Woche bayernweit unterwegs ist. Wer seine Sinne in der Natur schärft, so wie Sieglinde Hollweck, findet vermutlich nicht die Antwort auf den Sinn des Lebens. Dafür aber Einsichten über das Dasein, die zu mehr Liebe und Glück führen.
Die Neumarkter Kreisbäuerin berichtete im Beisein von BBV-Geschäftsführer Hans Winter und der stellvertretenden Kreisbäuerin aus Tirschenreuth, Irmgard Zintl, sowie Petronella Klinger und Petra Hager vom BBV-Vorstand, aus ihren Erfahrungen. Letztere informierte zudem über die neuen Trainingsangebote „Mit uns im Gleichgewicht“, die die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau aktuell den Landwirten anbietet.
Glück könne man nicht festhalten, denn es sei durchsichtig, mahnte die Kreisbäuerin. Doch jeder könne seine eigenen Glücksmomente in sein Leben einbauen. Begegnungen mit der Natur könnten ideale Übungen sein, unsere äußere und innere Wahrnehmung zu schärfen. „Wenn wir das Fenster im Frühjahr aufmachen und die Vögel zwitschern hören, dann wird das Glück vollkommen.“ Eine Wanderung, ein Spaziergang mit dem Hund oder eine Rast können zu einer wohltuenden Meditation zum Glücklichsein werden. „Frauen sind glücklicher als Männer“, versicherte Hollweck. Das liege daran, dass Frauen Kinder zur Welt bringen und dieses wunderbare Gefühl erleben, wenn das kleine Bündel in den Armen liege, wie niemand anderer. Je mehr wir die Natur mit allen Sinnen aufnehmen, desto leichter können wir uns emotional auf sie einlassen und sich an kleinen Dingen erfreuen. Zum Beispiel: „Man muss dankbar sein, für eine gute Heimkehr.“ Hollweck versicherte: „Heimat ist da, wo ich hineingeboren bin, wo ich meine Kindheit verbrachte, wo ich zur Kirche gehe, wo ich meinen ersten Kuss bekam oder wo mein Herz schlägt und ich meine traute Umgebung vorfinde.“ Nicht zuletzt sei Heimat auch dort, wo die Grabstätten der Großeltern und Eltern sind. Je älter man werde, umso mehr verstehe man den Begriff Heimat. „Heimat kann auch Halt und Klammer sein oder wo ich mich ehrenamtlich einbringen kann.“
Die Kreisbäuerin ging auf den Wandel der Landwirtschaft ein. „Früher gab es auf einem Hof 3 Kühe und 10 Kinder, heute ist es längst umgekehrt.“ Dennoch, ein Landwirt müsse immer am Puls der Zeit sein. Wir sollten alle froh sein, dass es die bäuerliche Landwirtschaft noch gibt. Dabei dürfe niemand ausgespart werden, ob der Betrieb konventionell oder biologisch geführt wird, mahnte Hollweck.
Vor allem die regionalen Produkte legte die Referentin den Bäuerinnen ans Herz. Gerade junge Leute würden auf die Züge der modernen Ernährungs- und Lebensweisen aufspringen. „Die Esskultur hat sich sehr verändert.“ Oft blieben negative Bilder über das Tierwohl im Gedächtnis haften. Obwohl mittlerweile wieder viele Menschen gerne auf regionale Produkte auf den Bauernmärkten zurückgreifen. Die Bäuerin appellierte auch, in den Familien Wert auf gemeinsame Essen zu legen. „Heimat ist dort, wo Gastfreundschaft herrscht.“
Als Kreisbäuerin liege ihr die Heimat sehr am Herzen. „Dafür lohnt es sich, mit gesundem Menschenverstand zu kämpfen.“
Wenn wir das Fenster im Frühjahr aufmachen und die Vögel zwitschern hören, dann wird das Glück vollkommen.
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