Altenstadt an der Waldnaab
06.11.2018 - 18:47 Uhr

Christopherus schaut Richtung Bayreuth

Altenstadt/WN.( cr) Frisch renoviert bewacht der Schutzpatron der Autofahrer den Verkehr auf der Bundesstraße 22. Dass dies wichtig ist, zeigt das Verkehrsaufkommen der viel befahrenen Verkehrsader mit täglich tausenden von Fahrzeugen.

Alfons Barth, Vorsitzender der Heimatvereins Altenstadt befestigt das restaurierte Schild mit dem Heiligen Christopherus, der in Richtung Bayreuth blickt. Betrübt schaut er auf die beiden anderen Tafeln mit Mariendarstellung und dem Heiligen Nepomuk. Gern würde er hier einen oder zwei weitere Restauratoren finden. Bild: cr
Alfons Barth, Vorsitzender der Heimatvereins Altenstadt befestigt das restaurierte Schild mit dem Heiligen Christopherus, der in Richtung Bayreuth blickt. Betrübt schaut er auf die beiden anderen Tafeln mit Mariendarstellung und dem Heiligen Nepomuk. Gern würde er hier einen oder zwei weitere Restauratoren finden.

"Selbst ist der Mann", dachte sich Vorsitzender Alfons Barth vom Heimatverein Altenstadt und befestigte das renovierte Blechschild mit dem Heiligen Christophorus an der Bildsäule am Pendler-Parkplatz an der B 22. Was mit den zwei weiteren ebenfalls verwitterten Bildern geschieht, ist noch nicht geklärt.

Der heilige Christophorus (Christusträger) zählt zu den 14 Nothelfern und ist in erster Linie der Schutzpatron der Autofahrer und Reisenden. Als frühchristlicher Märtyrer hat er vermutlich im dritten Jahrhundert gelebt. Verehrt wird er in der katholischen und der orthodoxen Kirche. Meist dargestellt als Riese mit Stab trägt er das Jesuskind auf den Schultern über einen Fluss.

Von Würzburg über Bamberg, durch Bayreuth, Weiden bis Cham führt die Bundesstraße 22. Als Umgehung geht sie an den oberfränkischen Gemeinden Neudrossenfeld, Seybothenreuth, Speichersdorf und Wirbitz vorbei, in der Oberpfalz an Kemnath, Erbendorf , Oberviechtach und Rötz. Als Bayerische Ostmarkstraße wurde die B 22 zwischen Erbendorf und Cham 1938 mit einer Länge von 275 Kilometern vollendet.

Die Initiative des Baus geht auf den Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim zurück. Dieser betreute gleich zwei Bistümer, ab 1755 Würzburg, zwei Jahre später auch Bamberg. Um sich schneller zwischen den beiden Residenzen bewegen zu können, förderte er den Ausbau der Straßen in seinen Diözesen. So entstand zwischen Würzburg und Bamberg eine durchgehende Chaussee. Auch die Straße von Bamberg nach Bayreuth wurde auf dem Abschnitt bis Würgau zur Chaussee ausgebaut.

Die 1932 eingerichtete Fernverkehrsstraße 22 wurde 1934 in Reichsstraße 22 umbenannt. Sie führte als Abzweigung der Reichsstraße 15 von Mitterteich nach Eger. Später wurde dieser Streckenabschnitt Teil der Bundesstraße 299. Erst 1937 wurde die gut ausgebaute Landstraße zwischen Würzburg, Bamberg und Bayreuth in das Netz der Reichsstraßen eingebunden. Diese Reichsstraße führte 1937 nur bis Weiden. Der östlich von Bayreuth verlaufende Straßenzustand wurde 1938 als "gefährlich schlecht" bezeichnet.

Beim Ausbau kamen bis zu 1600 Strafgefangene des Lagers "Bayerische Ostmark" zum Einsatz. Ein Jahr später war die Bayerische Ostmarkstraße fertiggestellt. Aus militärstrategischen Gründen verlief sie parallel zur damaligen deutsch-tschechoslowakischen Grenze und war die erste für Kraftfahrzeuge geeignete Nord-Süd-Verbindung, die durch den Oberpfälzer Wald führte. Zwischen Weiden und Erbendorf ersetzte sie die bisherige Reichsstraße.

Für Adolf Hitler war die Straße von strategischer Bedeutung. Sie galt als zentrale Verbindung des damaligen Gaus "Bayerische Ostmark". Auf ihr konnten schnell die Truppen an die Grenze zur Tschechoslowakei verlegt werden. Über sie lief ein Hauptteil der Invasion deutscher Truppenverbände beim Einmarsch in das Sudentenland 1938 nach dem Münchener Abkommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sie strategische Bedeutung für die zahlreichen Truppen der Amerikaner, später der Bundeswehr und die Nato-Truppen für die Sicherung der Grenze zu den Ländern des Warschauer Pakts.

Die Fakultät Maschinenbau der Hochschule in Ulm ließ 2016 letztmals den Verkehr in Altenstadt und Weiden auf der B 22 zählen. Die Ergebnisse: Altenstadt: Kfz-Verkehr: 17 675 täglich, Schwerverkehr: 615; Weiden: Kfz-Verkehr: 10 925, Schwerverkehr: 656. In den letzten Jahren gab es viele Reparaturen auf der Strecke zwischen Bayreuth und Cham, die sich lange hinzogen und zum Teil mit enormen Umleitungen verbunden waren. Das wurde verschmerzt, doch etwas ist für Vielfahrer auf der Strecke unverständlich. Wer vor Leuchtenberg auf der B 22 in Richtung Bayreuth fährt und hier mehrere Lastwagen vor sich hat, dem kann es passieren, dass er bis Kirchendemenreuth keine Chance hat zu überholen. Das gleiche Spielchen wiederholt sich nach Waldeck bis Speichersdorf oder weiter. Die Folge sind riskante Überholmanöver mit schwerwiegenden Unfällen, da ist der Schutzpatron der Autofahrer gefragt.

Warum, so taucht immer wieder die Frage auf, gibt es auf der B 22 keine Überholspuren bei Steigungen? Das Unfallrisiko würde so enorm minimiert. Da wird zwischen Oberndorf und Wirbenz im Landkreis Tirschenreuth ein 1879 Meter langer, 3 Meter breiter Radweg gebaut. Baukosten: 940 000 Euro. "Es sei den Radfahrern gegönnt, doch an die Autofahrer sollte eben auch gedacht werden", meint Alfons Maurer, ein täglicher Pendler auf der B 22.

 
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