Landessieger präsentieren Geschichtsbeitrag

Altenstadt an der Waldnaab
05.07.2019 - 14:45 Uhr

Immer wieder werden die Schüler der Grundschule Altenstadt mit Preisen ausgezeichnet. Drei Viertklässler präsentieren ihre prämierte Arbeit in der Pfarr- und Gemeindebücherei.

Ihre Arbeit für den Geschichtswettbewerb stellten Quentin Probst, Lorenz Buhl, und Toni Plödt(von links) gemeinsam mit Tutor Rainer Christoph (rechts)vor.

Für den Beitrag "So geht’s nicht weiter. Krise, Umbruch, Aufbruch" erhielten sie beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten einen Landespreis. Eltern, Großeltern, Rektorin, Lehrerinnen, Bürgermeister, die drei Interviewpartner der Schüler Toni, Lorenz und Quentin, Norbert Steinhauser, (Teublitz), Ingrid Leser ( Bärnau) und die Tschechischlehrerin der Grundschule, Katerina Wimmer, waren gekommen. Margit Palaschevski und das Büchereiteam hatten Getränke und Häppchen vorbereitet.

Die Schüler hatten die ehemalige Gemeinde Paulusbrunn, direkt an der Grenze bei Bärnau gelegen, als Beispiel für ihre Ausführungen hergenommen. Paulusbrunn war eine der größten Gemeinden im ehemaligen Bezirk Tachau. 1939 lebten hier 1523 Menschen auf einer Fläche von 3058 Hektar verteilt auf neun Ortsteilen. Der Ort breitete sich längs der bayerisch-tschechischen Grenze an der damaligen Reichsgrenze aus. Am 1. Mai 1945 zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Paulusbrunn von den Amerikanern besetzt. Der Befehl zur Zerstörung kam aus Prag. Sie begann im März 1946.

Seit über 20 Jahren hat die Grundschule Kontakte zu zwei tschechischen Partnerschulen in Střibro und Kladruby. Seit rund 20 Jahren wird mit Unterstützung der Eltern erfolgreich Tschechisch in Arbeitsgemeinschaften von der 1. bis zur 4. Klasse gelehrt. Seit über 20 Jahren spielt die Goldene Straße Karl IV. von Nürnberg nach Prag eine große Rolle im Leben der Schule. An dieser mittelalterlichen Verbindung lag auch Paulusbrunn.

Das Thema des Geschichtswettbewerbs startete in der Goldenen Gasse neben der Schule. Bald entdeckten die Schüler, dass das Thema „Aufbruch“ für die Menschen in Paulusbrunn gleich dreimal zu verzeichnen war: Einmal nach 1945 für die Vertriebenen, dann nach der Grenzöffnung 1990 und schließlich mit der Neuanlage ihres Friedhofs und der Renovierung der einzigrn übrig gebliebenen Steinsäule, die an den ehemaligen Kreishauptmann Dr. Böttger, einen Wohltäter des Ortes und der Gegend erinnert.

Bei der Bearbeitung des Themas stellte sich heraus, dass Toni und Lorenz Groß- und Urgroßeltern haben, die ebenfalls vertrieben wurden. Die beiden haben ihre Geschichte extra aufgearbeitet. Bei Lorenz führten die Spuren nach Eger.

Auf Karten des Nachbarlandes mit Orten, an denen deutschsprachige Menschen wohnten und alten Bildern zeigte Toni ein intaktes Dorfleben. Der Umbruch in der Geschichte kam mit dem Ende des Ersten Weltkrieges. Im Egerland und Böhmen veränderte sich das gesamte Leben. Plötzlich war nicht mehr der Kaiser in Wien für die Region zuständig, sondern erstmals eine tschechische Regierung in Prag.

Auch die Paulusbrunner spürten die Veränderungen. Nun hieß ihr Ort Pavluv Studenec. Ein Zollhaus wurde gebaut und wer nach Bayern über Grenze wollte, musste einen Grenzschein haben.

Die Arbeitslosigkeit stieg, Hunger verführte zum Schmuggel, dann kam Hitler an die Macht. Er versprach den Deutschen in der Tschechischen Republik zu helfen. 1938 wurde in München beschlossen, dass die deutschen Soldaten in die deutschsprachigen Siedlungsgebiete einmarschieren und das Land nun zum Deutschen Reich gehört. Die Tschechen, die dort wohnten, mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Kurz darauf besetzten die Deutschen das ganze Land.

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten alle Deutschen das Land verlassen. Drei Millionen Menschen mussten gehen, darunter auch die Familie Steinhauser. Wurden zuvor die Tschechen von Deutschen misshandelt, kam nun der Hass und Wut bei den Tschechen hoch und führte zu Mord und Totschlag an den Deutschen.

Das Lager Wiesau war Anlaufstelle von Tausenden von Vertriebenen und Flüchtlingen. Auch die Familie Steinhauser landete hier. Auf Umwegen kam sie nach Bärnau. Der Vater arbeitet nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft in einer Knopffabrik. Bald war es möglich, ein kleines Haus zu bauen.

Besonders schlimm war es, so Lorenz, dass die Menschen zusehen mussten, wie ihre alten Häuser jenseits der Grenze zerstört wurden. Auch Kirche, Schul- und Pfarrhaus blieben nicht verschont. „Immer war die Angst vor einem neuen Krieg da“, berichtete Vater Steinhauser.

"Großes Lob gebührt den drei Buben aus den vierten Klassen", sagte Bürgermeister Ernst Schicketanz und überrechte eine Spende. Dank ging auch an die Schulleitung und die Lehrerinnen. Die offizielle Siegerehrung und Preisübergabe erfolgt am 12. September im alten Rathaus in München. Schulleiterin Doris Bodensteiner freute sich mit den Kinder über ein Gratulationsschreiben von Landrat Andreas Meier.

Quentin Probst (von links), Lorenz Buhl und Toni Plödt stellen ihre Arbeit für den Geschichtswettbewerb vor.
Tutor Rainer Christoph.
Interessiert verfolgen die Zuhörer die Ausführungen.
Hinten von links: Rainer Christoph, Ingrid Leser, Norbert Steinhauser, (Teublitz), Ingrid Leser ( Bärnau) und Vorne die Schüler Quentin Probst, Lorenz Buhl, und Toni Plödt
Schulleiterin Doris Bodensteiner gratuliert zum Landessieg.
Dank an Rainer Christoph
Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.