Neue Gift-Schwerpunkte bei alten Bleikristallfabriken Beyer und Hofbauer

Altenstadt an der Waldnaab
20.11.2019 - 15:30 Uhr

Es geht um Blei, Arsen und Fluorid - und das in hohen Mengen. Über die verseuchten Böden um die ehemaligen Bleikristallfabriken Beyer und Hofbauer in Altenstadt/WN wird seit Jahren diskutiert.

Das Gelände der ehemaligen Bleikristallfabriken aus der Luft. Links der Bahnlinie Hofbauer, rechts Beyer. Bei beiden Arealen ist jetzt die Rede von neuen Giftschwerpunkten, mit denen sich der Gemeinderat Altenstadt auseinandersetzen muss.

Das Landratsamt hat laut Altlastenexperte und Abteilungsleiter Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Abfallwirtschaft, Markus Zapf, aber immer noch nicht alle notwendigen Gutachten beisammen. Der Oberregierungsrat, der einem auf fünf Mitarbeiter aufgestockten Sachgebiet vorsteht, das sich um dieses Thema kümmert, erstattet dem Gemeinderat ausführlich Bericht über den aktuellen Sachstand. „Wir sind definitiv dran“, sagt er. Aber es brauche ein Gutachten nach dem anderen, „und das dauert“. Auch sei es nicht einfach, immer ein entsprechendes Labor zu finden für die eine oder andere Untersuchung.

Neue verseuchte Schwerpunkte

Verschiedene Informationen Zapfs sind neu. Bei Beyer hat sich seinen Worten zufolge ein neuer bleiverseuchter Schwerpunkt ergeben, und zwar am nordöstlichen Rand des Geländes, wo sich früher Erdbecken befanden, in denen die Säure neutralisiert wurde. Neuer Hotspot in Sachen Fluorid sei die ehemalige Werksdeponie; nun gehe es darum, die Belastung genau abzugrenzen. Bei der Ofenhalle, ein Arsen-Schwerpunkt, habe sich das Problem ergeben, dass Teile eingestürzt seien, der Gutachter gehe daher derzeit von der schlimmsten anzunehmenden Belastung aus.

Vermüllt und unbetretbar

Ein allgemeines Problem sei, dass der Eigentümer des Beyer Geländes, die IVV Industrieanlagen-Verwaltung und Vermietung GmbH in Nürnberg, Teile so verfallen lasse, dass sie nicht mehr betreten werden könnten; man prüfe daher, ob man diesen nicht verpflichten könne, diese Teile ganz abzubrechen. Ein weiteres Problem sei, dass Bereiche vollständig vermüllt seien.

Grundwasser-Untersuchungen zeigten, dass Werte nicht zusammen stimmten. Das ziehe erneute Untersuchungen nach sich, die klären müssten, ob nun die hohen oder die niedrigeren Werte korrekt seien. Beim Thema Grundwasser sei auch wichtig, so sagt Zapf, Beyer und Hofbauer nicht getrennt zu seien.

Boden wieder versiegeln

Für die Hofbauer-Ruine habe man nun ein Angebot vorliegen allein für die Dachsanierung der Säurepolitur in Höhe von 40.000 Euro, auf ein Angebot für den Abbruch warte man noch. Zapf warnt jedoch zu glauben, dass es mit dem Herausbrechen der Säurepolitur getan sei. Der Boden müsse wieder versiegelt werden, damit Regen nicht Giftstoffe ausschwemme.

Man könne laut Zapf in beiden Fällen Tabula rasa machen, alles abbrechen und entsorgen, was hohe zweistellige Millionenbeträge kosten werde. Alternativ könne man die Hotspots entschärfen und die Gelände sichern. Man prüfe auch, inwieweit eine Mono-Deponie für das Bleikristall-Gift im Landkreis sinnvoll sei als Alternative zu einer Entsorgung auf einer externen Deponie.

Abrissbirne als Zeichen

Mehrere Gemeinderäte wünschen sich eigenem Bekunden nach ein deutliches Zeichen, das der Bevölkerung zeige, dass endlich Bewegung komme in die Abwicklung der Bleikristall-Ruinen. Der CSU-Sprecher Dominik Baschnagel etwa sagt, die Bevölkerung müsse sehen, dass etwas geschehe, und er fordert die Abrissbirne wenigstens für die vermüllten und einsturzgefährdeten Beyer-Teile. Bernhard Pscheidt (FW) weist darauf hin, dass das Gelände durch allerlei Lücken frei zugänglich sei. Wenn jemand zu Schaden komme, werde der Gemeinderat sich fragen lassen müssen: „Wie konntet ihr das zulassen?“

"Das geht doch nicht"

Der SPD-Sprecher Johann Simon glaubt, wie er sagt, dass aus dem Hofbauer-Gelände Giftstoffe in die Umgebungsluft dringen. „Das geht doch nicht, dass wir nichts tun können, weil der Eigentümer sich querstellt“, sagt er. Zapf antwortet, es sei bereits vieles zugemauert und abgedichtet worden. Man könne unter gewissen Bedingungen auch den Eigentümer zur Sanierung zwingen, aber auch da bedürfe es noch verschiedener Untersuchungen.

Zu der von Baschnagel geforderten Abrissbirne sagt Zapf, zum einen sei das Eigentum geschützt, zum anderen sei es nicht unproblematisch, versiegelte Flächen aufzureißen, aus denen der Regen dann Giftstoffe in das Grundwasser schwemmen könne.

"Warum erlauben wir das?"

Michael Eismann (FW) versteht nicht, wie er sagt, dass immer wieder Menschen auf dem verseuchten Gelände seien. „Warum erlauben wir das?“ Zapf erwidert, dem Landratsamt seien hier teilweise die Hände gebunden und man renne in Bezug auf den Beyer-Eigentümer auch gegen Windmühlen an. Karlheinz Krall (SPD) sagt, es sei kein Ende abzusehen, ein Gutachten folge auf das nächste. Zapf erklärt, warum das so sei: Alleine für das Grundwasser müssten über das Jahr verteilt immer wieder Messstellen gebohrt werden; diese müsse man ausschreiben und in Auftrag geben, das dauere alles.

Betreten verboten. Diese Warnschilder finden sich rund um das belastete Hofbauer-Gelände in Altenstadt/WN.
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Kommentare

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Thomas Bäumler

Na, da empfehle ich doch gleich die Lektüre meines neuen Krimis GLASLANDBLUES

20.11.2019